Hassan Blasim

Der Verrückte vom Freiheitsplatz

und andere Geschichten über den Irak
Cover: Der Verrückte vom Freiheitsplatz
Antje Kunstmann Verlag, München 2015
ISBN 9783956140587
Gebunden, 256 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich. Wie erzählt man von einem Land, das sich seit 35 Jahren im Krieg befindet? Hassan Blasims Geschichten schildern den Irak der letzten Jahrzehnte als surrealistisches Inferno - den Krieg mit dem Iran, die Herrschaft und den Sturz Saddam Husseins, die Besatzungszeit, die Eskalation der Gewalt und die sich ausdehnende Wüste der Erinnerung - und sie erzählen von der Emigration, von den Grenzen und Zäunen, den Ämtern und Verstecken, der Einsamkeit und der Entfremdung, der die Flüchtlinge ausgesetzt sind. Vor allem aber erzählen sie von Menschen, von ihren Traumata und Albträumen, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, von ihrem Schmerz und ihren Strategien, in einer wahnsinnigen Wirklichkeit zu überleben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2015

Den Lobeshymnen der britischen Kritiker auf Hassan Blasims Kurzgeschichtensammlung "Der Verrückte vom Freiheitsplatz und andere Geschichten über den Irak" mag sich Rezensent Stefan Weidner ganz und gar nicht anschließen. Von irakischen Erfahrungen hat der Kritiker schon besser erzählt gelesen, etwa bei Abbas Khider oder Najem Wali; und dass Blasim in seinen vierundzwanzig gelegentlich aufeinanderbezogenen Erzählungen auf Tarantino-Ästhetik zurückgreift, findet Weidner zwar durchaus originell, aber leider mischt er die geschilderten Obszönitäten und Geschmacklosigkeiten dann doch mit moralisierenden Kommentaren, die dem Rezensenten ziemlich altbacken erscheinen. Trotz gelungener Übersetzung von Hartmut Fähndrich fällt dem Kritiker nach der Lektüre dieser Splatter-Stories und "zerknirschten" Migrationsgeschichten nur ein Wort ein: "trivial".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2015

Mit Hassan Blasims Erzählungen lässt Angela Schader das Höllenfeuer in ihre vier Wände. Was Flucht und Vertreibung bedeuten, davon bekommt die Rezensentin immerhin eine Ahnung, wenn der Autor mal schartig wie die Trümmer seiner Heimat Irak, mal skurril wie Kafka von der Heimsuchung durch Krieg und Gewalt erzählt. Besonders fasziniert hat sie, wie das Surreale und krass Groteske, dessen sich der Autor mittels Metafiktion und intertextueller Bezugnahme (etwa zur zeitgenössischen irakischen Literatur) bedient, zum Setting passt. Die Grenzen des Erträglichen hingegen überschreitet Blasims "frische, wilde" Fantasie öfter als Schader lieb ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.07.2015

Hans-Peter Kunisch staunt, wie einfallsreich anders und wirkungsvoll sich der Horror des Krieges im Irak inszenieren lässt. Bei Hassan Blasim begegnen ihm zwar jede Menge abgeschlagener Köpfe, aber es wirkt nicht lächerlich wie Splatter, sondern durch eine neue Bildlichkeit und Sarkasmus als Teil einer grotesken Wirklichkeit. Gogol, Borges, Kafka und Poe als Ahnen des Autors kann Kunisch gut erkennen. Scharf und tief erscheint ihm und brennend aktuell, was Blasim über Kriegs- und Flüchtlingswirklichkeiten zu erzählen hat. Anders aber als in den Nachrichten kommen sie ohne mediale Skandalisierung auf ihn, trocken und fantastisch, dringlich und makaber. Eine klare Lektüreempfehlung für diese Auswahl aus zwei Storybänden des Autors.
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