Gunnar Decker

Georg Heym - Ich, ein zerrissenes Meer

Ein biografischer Essay
Cover: Georg Heym - Ich, ein zerrissenes Meer
Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2011
ISBN 9783942476188
Gebunden, 171 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Als Georg Heym am 16. Januar 1912 beim Schlittschuhlaufen in der Havel ertrank, verlöschte ein Komet am Avantgarde-Himmel Berlins. Nur kurz hatte der noch nicht 25-jährige Dichter von "Der Ewige Tag" den gerade entstehenden Expressionismus mitprägen können. Heyms grausamer Unfalltod erschien manchem Zeitgenossen wie das folgerichtige Eintreffen der wüsten Todesvisionen, aus denen seine Dichtung gemacht schien. Sein Leben stiftet Legende, aber eine, wie sie im Tempo der Großstadt aufblitzt. Weltende, Zerfall des Alten und Wiedergeburt eines unerhörten Neuen das war das Credo dieser expressionistischen Bewegung, die mehr als eine bloß literarische war, sondern die erstmals das fiebrige Tempo des modernen Großstadtlebens ins öffentliche Bewusstsein brachte.
Dieser Aufbruch einer Generation spiegelt sich bei Heym in einer nur mit anderen Jungverstobenen wie Georg Büchner oder Heinrich von Kleist vergleichbaren Sprachgewalt. Georg Heym gehört zu jenen Künstlern, auf die der Tod eine unheimlich erscheinende, geradezu erotische Anziehungskraft ausübte. Sein schmales Werk, das den Leser nicht schont, ist unverdientermaßen in Vergessenheit geraten. Sein hundertster Todestag ist Anlass einer Biografie, die die bislang nur Experten bekannten Stationen seines Lebens erstmals sehr unmittelbar erzählt. Wiederentdeckt wird ein Autor, der Gottfried Benn, Georg Trakl oder Johannes R. Becher in jeder Hinsicht ebenbürtig war.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011

Für den enttäuschten Rezensenten Andreas Kilb ist auch Gunnar Decker wie schon viele Leser Georg Heyms der Versuchung erlegen, von dessen Tod durch Ertrinken beim Schlittschuhlaufen im Januar 1912 auf das Werk des expressionistischen Dichters rückzuschließen. Dass schlägt sich nicht zuletzt im expressionistisch angehauchten Tonfall dieses biografischen Essays nieder, bemerkt der Rezensent unfroh. Viel ergiebiger, als das "Streben nach höheren Einsichten", das der Autor hier zeigt, wäre eine gründliche Erforschung der faktischen Hintergründe gewesen, findet Kilb, der darauf hinweist, dass die Expressionisten sich zwar auf ihre "inneren Wirklichkeiten" konzentrierten, sich dafür aber von der äußeren Realität inspirieren ließen, wovon sich viele Spuren im Werk Heyms finden ließen. Umso schlimmer, dass dieser biografische Versuch wohl der einzige zum 100. Todestag Heyms sein wird, so der Rezensent unzufrieden.
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