Gerrit Hamann

Max Merten

Jurist und Kriegsverbrecher
Cover: Max Merten
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783525352243
Gebunden, 792 Seiten, 90,00 EUR

Klappentext

In Griechenland gilt er bis heute als einer der größten NS-Kriegsverbrecher: Max Merten, von Hause aus Jurist, war 1943 in Saloniki maßgeblich an der Verfolgung der jüdischen Gemeinde beteiligt. Seine Wiederanstellung im Bundesjustizministerium hinderte das 1952 nicht. Indes verließ er die Rosenburg schon nach kurzer Zeit unter mysteriösen Umständen. Das hielt Justiz- und Außenministerium aber nicht davon ab, ihm mannigfache Hilfe zu leisten, als er 1957 in Athen verhaftet und später wegen Kriegsverbrechen verurteilt wurde. Das geradezu befremdliche Engagement der Bonner Zentralbehörden verhalf ihm 1959 zur vorzeitigen Freilassung. Doch statt dankbar zu sein, initiierte er mit Hilfe des späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und dessen Sozius Diether Posser einen Rache- und Rehabilitierungsfeldzug, der nicht nur das deutsch-griechische Verhältnis massiv belastete, sondern auch führende Persönlichkeiten wie Kanzleramtschef Globke und den griechischen Ministerpräsidenten Karamanlis in Bedrängnis brachte. Mertens Biografie illustriert die Verwicklung des deutschen Juristenstandes in NS- und Kriegsverbrechen, die "braunen" Kontinuitäten in den Zentralbehörden der jungen Bonner Republik und deren höchst problematische Vergangenheitspolitik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.07.2022

Der hier rezensierende Rene Wildangel begrüßt die Fallstudie seines Historikerkollegen Gerrit Hamann über den NS-Juristen Max Merten, dessen Rolle bei der Vernichtung der Juden in Nordgriechenland und in der jungen BRD. Hamann diskutiert Wildangel zufolge anhand der Person Mertens die wichtige Frage von Reintegration und Kontinuität in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Hamanns Arbeit mit den Quellen findet Wildangel "hervorragend", die Analyse von Mertens Funktion im Krieg differenziert. Der zentrale Teil des umfangreichen Buches, der sich mit Mertens Anklage und Verteidigung befasst, scheint Wildangel von besonderem Interesse zu sein, da hier die enormen Bemühungen der deutschen Politik und Justiz sichtbar werden, Verbrechern wie Mertens eine weiße Weste zu verschaffen. Für den Rezensenten nicht nur eine rechtshistorisch spannende Lektüre.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de