Gerhard Streminger

Adam Smith

Wohlstand und Moral. Eine Biografie
Cover: Adam Smith
C.H. Beck Verlag, München 2017
ISBN 9783406706592
Gebunden, 254 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Adam Smith war nicht nur der wichtigste Vordenker von Kapitalismus und Marktwirtschaft, sondern auch ihr erster grundlegender Kritiker. Das zeigt Gerhard Streminger in seiner aus den Quellen gearbeiteten Biografie des "ökonomischen Luther", wie Friedrich Engels Smith einmal nannte. Smith war nicht nur Wirtschaftstheoretiker, der die zentrale Rolle des Marktes betonte, sondern auch Moralphilosoph. Der schottische Denker entdeckte, dass der Markt manchmal zu Konsequenzen führt, die besser sind als die egoistischen Absichten der Menschen. Doch das ist keineswegs immer der Fall. Manchmal folgt aus Gutem auch Schlechtes, etwa unbeabsichtigte negative ökologische Folgen. Deshalb plädierte Smith dafür, der Unsichtbaren Hand des Marktes unter bestimmten Umständen "in den Arm zu fallen". Das ist dann die Sichtbare Hand des Staates, etwa durch aufgeklärte Bildung und Arbeiterschutz. Auch das Bild des Privatmanns Smith ist korrekturbedürftig. Er gilt als sauertöpfisch und sehr professoral. Wahr ist hingegen, dass er überaus empathisch, wohlwollend und freigiebig war und zudem zeitlebens ein ziemlich hitziges Gemüt besaß.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2017

Über die Geschichte des Liberalismus erfährt Caspar Hirschi in Gerhard Stremingers Biografie über Adam Smith nur wenig. Das liegt laut Hirschi aber am Genre der Biografie selbst. Leben und Werk des Moralphilosophen und Wirtschaftstheoretikers vermag ihm Streminger dagegen überzeugend zu vermitteln, unter anderem, indem er dessen Wirken im Zusammenhang mit der schottischen Aufklärung entfaltet, Smiths Wertschätzung für Newton, Burke, aber auch für Quesnay und Turgot erläutert und die beiden Hauptwerke ins Zentrum seiner Betrachtung stellt. Noch mehr konsequente Historisierung und weniger Versuche, Smith vor seinen neoliberalen Jüngern zu beschützen, hätte dem Buch nicht schlecht gestanden, findet Hirschi.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2017

Über Adam Smith lernt Rezensent Michael Stallknecht im Buch des Philosophen Gerhard Streminger gerade genug, damit das Buch als Einführung zu Leben und Werk des Moralphilosophen und Ökonomen Smith durchgehen kann, als klare, gut geschriebene überdies, meint der Rezensent. Wenn sich der Autor darüber hinaus ins Zeug legt, Smith vom Ruf des Marktradikalen zu befreien und ihn als Wohltäter der Schwachen und Humanisten darzustellen, fragt Stallknecht kritisch, ob der Autor nicht allzu leichtfertig den eigenen Furor gegen den Neoliberalismus mit Smiths Gedanken verbindet. Eine Analyse des Neoliberalismus heute bietet ihm der Autor nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.05.2017

Sehr verdienstvoll findet Rudolf Walther, wie Gerhard Streminger die fehlerhafte Rezeptionsgeschichte und den "propagandistischen Missbrauch" von Adam Smith' Lehren zurechtrückt. Er liest hier nicht nur nach, wie Smith vom Moralphilosophen zum Begründer der schottischen Aufklärung wurde, sondern folgt vor allem interessiert Stremingers Ausführungen zu den beiden Hauptwerken "Eine Untersuchung über die Natur und die Ursachen des Wohlstands der Nationen" und "Theorie der ethischen Gefühle". Hier kann ihm der Autor überzeugend vermitteln, dass Smith entgegen aller Verkürzungen seiner Thesen eben nicht von einem rein "ichbezogenen Prinzip" beziehungsweise von einem "Ego-Kapitalismus" ausging, sondern durch den "unparteiischen Zuschauer" eine Kontrollinstanz der "Sympathie" einführte, die das "Prinzip der wechselseitigen Achtung" und "Abhängigkeit von Menschen voneinander" begründete.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.05.2017

Nach seiner prächtigen Biografie über David Hume hat der österreichische Philosoph sich nun Adam Smith gewidmet, und Rezensent Harald Bluhm hat nur wenig auszusetzen. Leben und Werk des schottischen Philosophen verknüpft Streminger geschickt, lobt der Kritiker, der in dieser Biografie, die auf der vor knapp dreißig Jahren erschienenen rororo-Monografie aufbaut, aber komplett erneuert wurde, etwa nachliest, dass Smith regen Kontakt zu Hume oder Edmund Burke unterhielt, aber bei Frauen nicht punkten konnte. Mit großem Interesse verfolgt er vor allem das Kapitel zu Smith' Theorie der ethischen Gefühle, auch wenn dem Rezensenten Stremingers Ausführungen zu Smith' Idee des unparteiischen Beobachters zu kurz geraten. Während Bluhm anders als Streminger in Smith keinen "modernen Aristoteles" sieht und er sich zumindest ein paar Belege für die bloß behauptete Bedeutung des Philosophen als "Vordenker" der sozialen Marktwirtschaft gewünscht hätte, erscheint ihm die Einbettung von Smith in seine Zeit vorbildlich.