Christian Illies

Philosophische Anthropologie im biologischen Zeitalter

Zur Konvergenz von Moral und Natur
Cover: Philosophische Anthropologie im biologischen Zeitalter
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518293430
Kartoniert, 361 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Die Biologie ist zur neuen Leitwissenschaft geworden und Jahrtausende philosophischer Reflexion über den Menschen können als Makulatur eingestampft werden - so jedenfalls die Ansicht vieler Evolutionstheoretiker und Soziobiologen. Denn nur wer die Gene kenne, verstünde den Menschen. In der Tat beansprucht der evolutionäre Ansatz, Grundfragen der philosophischen Anthropologie zu beantworten: Wie erkennen wir die Welt? Warum kann und soll der Mensch moralisch handeln? Wie kann ein gesellschaftliches Zusammenleben funktionieren? Auch wenn es richtig ist, hybride Universalerklärungen zurückzuweisen, darf die große Leistungsfähigkeit der Evolutionstheorie nicht verkannt werden. Sich unter Berufung auf menschliche Freiheit und Autonomie der Kultursphäre von evolutionären Erklärungen einfach abzugrenzen genügt nicht. Vielmehr sollte die philosophische Anthropologie neu bedenken, was solche Erklärungen für die klassischen Einsichten der Anthropologie bedeuten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.05.2007

Sehr gelungen scheint Rezensent Oliver Müller diese Kritik biologischer Antworten auf philosophische Grundfragen zur menschlichen Moral und Natur, die Christian Illies vorgelegt hat. Selten hat Müller eine Widerlegung von naturalistisch-reduktionistischen Erklärungen der Moral gelesen, die "so überzeugend und entspannt" ausfällt wie vorliegende. Dabei unterstreicht er, dass Illies die evolutionären, soziobiologischen und genetischen Erklärungen der Moral nicht einfach in Bausch und Boden verdammt, auch wenn er zahlreiche naturalistisch-biologistische Fehlschlüsse aufdeckt. Im Gegenteil: Deutlich wird für ihn der empirische Beitrag, den die Naturwissenschaften zur Moralanthropologie leisten können. Zugleich zeige Illies aber auch ganz klar die Grenzen der naturwissenschaftlichen Erklärungen auf, wo es um normative Aussagen und die normative Selbstbildung des Menschen geht. Ein großes Verdienst von Illies' Arbeit sieht Müller schließlich darin, die Übergangszonen zwischen biologischer und philosophischer Anthropologie "sorgfältig und teilweise neu kartiert zu haben".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.01.2007

"Solide" heißt das Wort, das der Rezensent bei seiner Besprechung dieses Bandes von Christian Illies im Munde führt. Richtig dankbar zeigt sich Helmut Mayer darüber, dass der Autor die biologisch-evolutionären Ansprüche in der Anthropologie nicht einfach zugunsten seines philosophischen Ansatzes über Bord wirft, sondern sowohl die Grenzen der Objektivierung auszuloten, als auch die Einheit von Natur und Kultur zu postulieren sucht. Fein, wenn dann, wie beim Rezensenten, nicht Ernüchterung, sondern Zuversicht sich breit macht angesichts der "evolutionären Faktizität des Moralischen", zu deren Feststellung der Autor in der Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand der Evolutionsbiologie gelangt.
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