Arthur Jacobs, Raoul Schrott

Gehirn und Gedicht

Wie wir unsere Wirklichkeiten konstruieren
Cover: Gehirn und Gedicht
Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN 9783446236561
Gebunden, 528 Seiten, 29,90 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen und Grafiken, 6 Seiten Tafelteil 4-farbig. Warum können wir uns beim Lesen so in ein Buch vertiefen, dass wir die Welt um uns vergessen? Warum gehen uns Reime ein Leben lang durch den Kopf, und warum schlagen Metaphern manchmal ein wie der Blitz? Raoul Schrott hat auf der Suche nach dem Geheimnis des Gedichts die neuesten Spuren der Biologie und Wissenschaft aufgenommen. Zusammen mit Arthur Jacobs zeigt er, wie sich in elementaren literarischen Stilmitteln neuronale Prozesse erkennen lassen. Anhand vieler Beispiele aus unterschiedlichsten Epochen führt er uns vor, wie wir denken, warum wir es so tun, wie wir es tun, und wie daraus Dichtung entsteht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.04.2011

Nicht überzeugen konnte Manfred Koch die Studie "Gehirn und Gedicht" von Raoul Schrott und Arthur Jacobs, die den Brückenschlag zwischen Hirnforschung und Poesie versucht. Gleich zu Anfang hält der Rezensent fest, dass der angestrebte "Dialog" doch eher einen Monolog des Lyrikers, Literaturwissenschaftlers und Übersetzers Schrotts mit gelegentlichen Einschüben des Neuropsychologen Jacobs darstellt. Der Versuch einer "allumfassenden Neuropoesie" allerdings, den Schrott in den Augen des Rezensenten eher verzweifelt unternimmt, wartet dann nicht mit so besonders tiefen Erkenntnissen auf. Neben der ausufernden neurowissenschaftlichen Fachterminologie gewinnt der Rezensent nicht viel Neues aus dieser Perspektive auf die Wirkung von Lyrik auf den Menschen und hat das meiste genau genommen schon bei Kant lesen können, wie er anmerkt. Er vermutet, dass es Schrott um eine "totale Durchleuchtung des Gehirns" geht, um die Produktion und Rezeption von Kunst transparent zu machen. Das kann aber, davon ist Koch auch nach der Lektüre dieses Bandes überzeugt, ein "Umzug ins Labor" nach wie vor nicht leisten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.03.2011

Die FAZ hat dieses Buch über "Gehirn und Gedicht" des Psychologen Arthur Jacobs und des Dichters Raoul Schrott zwei Mal besprechen lassen: von dem Mediziner Michael Hagner und dem Dichter Dirk von Petersdorff. Michael Hagner hat es recht positiv aufgenommen. Die Untersuchung ästhetischer Phänomene mit den Mitteln der Neurowissenschaften und der experimentellen Psychologie liegt laut Rezensent momentan im Trend. Im vorliegenden Fall der fruchtbaren Zusammenarbeit eines Dichters und eines Psychologen schätzt er besonders die gescheite Argumentation und den Verzicht auf plumpen biologischen Reduktionismus, der die Komplexität von Dichtung mit der Ausschüttung von Neurotransmittern im Gehirn identifiziert. Demgegenüber betont er den konstruktivistischen Ansatz der Autoren sowie die Überzeugung Schrotts, die Poesie selbst berge ein wesentliches Erkenntnispotential. Die Ausführungen der Autoren findet er sehr klug, sie vermitteln zudem einen guten Überblick über den Stand der Forschung, scheinen ihm aber gelegentlich zu weitschweifig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.03.2011

Die FAZ hat dieses Buch über "Gehirn und Gedicht" des Psychologen Arthur Jacobs und des Dichters Raoul Schrott zwei Mal besprechen lassen: von dem Dichter Dirk von Petersdorff und dem Mediziner Michael Hagner. Dirk von Petersdorff hat es mit einigem Gewinn gelesen. Die Befürchtung, die Autoren würden einer Biologisierung der Dichtkunst das Wort reden, bestätigt sich für ihn bei der Lektüre nicht. Er schätzt das umfangreiche Werk als eine informative Reise zu den neurophysiologischen Grundlagen der Dichtung. Deutlich wird für ihn vor allem die körperliche Verankerung ästhetischer Phänomene, wenn die Autoren zum Beispiel die biologischen Grundlagen unserer Reaktion auf rhythmisierte Sprache erklären. Zu seinem Bedauern kommt es allerdings immer wieder vor, dass Dichter und Naturwissenschaftler nebeneinanderher reden und das Ganze etwas ausufert. Außerdem moniert er einige Fehler, die Schrott bei all seiner Begeisterung unterlaufen sind. Insgesamt aber fand Petersdorff die Lektüre überaus erhellend und auch für das Nachdenken über die Dichtkunst anregend.
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