Anouar Benmalek

Fremde Sterne

Roman
Cover: Fremde Sterne
Luchterhand Literaturverlag, München 2002
ISBN 9783630871189
Gebunden, 319 Seiten, 20,50 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Claudia Kalscheuer. Die Ureinwohner Tasmaniens wurden in einem perfekten Genozid vom Antlitz der Erde getilgt - ohne Erinnerung an die Opfer, ohne Klage gegen die Mörder. Anouar Benmalek widmet seinen Roman Truganini, der letzten Vertreterin dieses alten Volkes, gestorben am 8. Mai 1876.
Queensland im Nordosten Australiens, Dezember 1918: Eine nach Meer duftende Frühlingsbrise weht ins Zimmer. Doch Kader sitzt voller Kummer bei seiner sterbende Frau Lislei, und während sie mit dem Tod ringt, denkt er an ihr gemeinsames abenteuerliches Leben. Rätselhafte Götter haben sie unter fremden Sternen zusammengeführt. 1870 wurde die Elsässerin Lislei in die Wirren des Kommuneaufstandes in Paris verwickelt, während Kader, der Araber, am Aufstand der Saharastämme gegen die französischen Kolonialisten in Algerien teilnahm und gefangengenommen wurde. Beide wurden nach Neu-Kaledonien deportiert, und beiden gelang es, sich dort auf ein Schiff zu flüchten, das unterwegs war ans andere Ende der Welt, nach Australien. Auf der Fahrt kommt ein kleiner dunkelhäutiger Junge dazu, Tridarir, der letzte Überlebende der Aborigines von Tasmanien, die von den australischen Siedlern ausgerottet worden sind, ein verwaistes Kind, das bis an sein Lebensende vergeblich versuchen wird, die mythischen Traumpfade seiner Ahnen wiederzufinden. Die Zuneigung zu diesem Kind führt die beiden so ungleichen Menschen zusammen; ihr jahrelanger Kampf um den Erhalt seines Lebens, ihre gemeinsame abenteuerliche Flucht über den ganzen sechsten Kontinent, stiften Vertrauen und schließlich dauerhafte Liebe.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2002

Auch der neue Roman von Anouar Benmalek, der schon mit den "Liebenden von Algier" über Barbarei in Algerien einen spektakulären Erfolg landete, ist nichts für "feinsinnige Poeten" und schwache Gemüter, betont Ludwig Ammann. "Fremde Sterne" spielt in Tasmanien, wo der ausgebrochene Kettensträfling Kader, die verbannte Elsässerin Lislei und der schwarze Waise Tridarir zusammenfinden und sich nach Australien aufmachen, um dem von der britischen Kolonialregierung angezettelten Völkermord zu entgehen. In Autor Benmalek hätten die unzähligen Opfer dieser Zeit ihren späten Kläger gefunden, schreibt Ammann, den die Lektüre deutlich bewegt hat. Der Roman illustriere auf höchst eindringliche Weise, wie Menschen ihresgleichen derart unwürdig behandeln können, einfach indem sie ihrem Gegenüber "das Menschsein aberkennen, ihn zum Tier, zum Affen, zur Laus erklären". Mit ungeschönten, "atemlos" aneinandergereihten Bildern, die nahezu "filmreif" wirken und "tief unter die Haut gehen", lasse Benmalek das Publikum an den Schrecken teil nehmen und sorge dafür, dass die Erinnerung an das ausgerottete Volk der tasmanischen Uneinwohner lebendig bleibt, so Ammann merklich berührt.
Stichwörter