Reisende in Australien 1623 - 1990

Ein kulturhistorisches Lesebuch
Cover: Reisende in Australien 1623 - 1990
Promedia Verlag, Wien 2000
ISBN 9783853711620
Broschiert, 232 Seiten, 17,38 EUR

Klappentext

Mit einer Landkarte. Herausgegeben von Ulrike Keller. Die Geographin Ulrike Keller hat 30 Originalberichte aus vier Jahrhunderten zusammengetragen, überarbeitet und daraus ein kompaktes kulturgeschichtliches und gesellschaftspolitisches Bild des fünften Kontinents geformt. Den Anfang macht die Geschichte von Jan Carstensz' Landung bei Cape Keerweer im Jahre 1623. Der Band setzt mit James Cooks Aufenthalt hinter dem großen Riff fort, enthält das Australien-Bild von Charles Darwin, Mark Twains "Rennwoche in Melbourne", eine Beschreibung der endlos tiefen Meerestempel vom legendären Taucher Hans Hass und vieles mehr. Die Texte führen nach Sydney, Melbourne, Canberra und Adelaide, nach Perth und Fremantle, Bathurst, Cooktown und Cairns, nach Alice Springs, zu den Kata Tjuta (den Olgas), Uluru (Ayers Rock) und nach Tasmanien.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.06.2001

Georg Sütterlin bespricht für uns zwei doch recht unterschiedliche Anthologien zu Australien: "Reisende in Australien 1623-1990", herausgegeben von Ulrike Keller und erschienen bei Promedia, sowie die von Hans-Joachim Zimmermann herausgegebenen "Schwarzaustralischen Gedichte" (Mattes-Verlag).
1) Ulrike Keller (Hg.): "Reisende in Australien 1623-1990"
Den Band nennt Sütterlin ein "kulturhistorisches Lesebuch". An den um die Erforschung Australiens kreisenden Texten von Ernest Giles bis Ludwig Leichhardt erstaunt ihn besonders, was die Expediteure so alles auf sich nahmen (ja, was eigentlich?), ferner die Ironie und Frische (!) eines Friedrich Gerstäcker sowie - zwischen Nachrichten aus Schafzucht, Buschmedizin und über waghalsige Piloten - "Erschütterndes" über Eingeborene.
2) Hans-Joachim Zimmermann: "Schwarzaustralische Gedichte"
"Das Drama der Aborigines" thematisiert auch der Herausgeber dieser "umfangreichen und hervorragend edierten Anthologie" in seiner "hilfreichen" Einführung über die Geschichte und die Kultur der australischen Eingeborenen. Der Rezensent wendet sich jedoch rasch den Gedichten und ihren Verfassern zu und fächert das Spektrum der hier angeschlagenen Töne auf: Von den elegischen, die Situation der Aborigines "mit verhaltener Trauer" darstellenden Gedichten Oodgeroo Noonuccal, der Begründerin der Aborigine-Literatur, über die "zornigen Pamphlete" des politischen Aktivisten Kevin Gilbert bis hin zu den von Ironie, Parodie und Hintersinn lebenden Texten des bekannten Lyrikers Jack Davis. Wenn Sütterlin auch letzteren Texten den Vorzug geben will gegenüber der "Protestlyrik" von Gilbert oder auch Lionel Fogarty, so sieht er zwei Besonderheiten des Bandes doch in allen der hier vorgestellten Arbeiten gleichermaßen verwirklicht: Das Einbringen kollektiver Erfahrungen und Mythen anstelle individueller Befindlichkeiten und die Verwendung von Eigenheiten der Eingeborenensprache, gewahrt durch die Zweisprachigkeit dieser Ausgabe.