Richard Flanagan

Tod auf dem Fluss

Roman
Cover: Tod auf dem Fluss
Berlin Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783827004789
Gebunden, 368 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Peter Knecht. Als Aljaz Cosini eine Gruppe Touristen in zwei großen Schlauchbooten den Franklin River in Tasmanien hinunterführt, geht ein Mann über Bord. Aljaz springt ihm nach, rettet ihn, bleibt aber unter Wasser in einer Felsspalte hängen: Um sein Leben kämpfend, sieht er seine Vergangenheit noch einmal, die Natur Tasmaniens, die Geschichte seiner Familie, seine Liebe zu Couta Ho, einem Mädchen aus einer ursprünglich chinesischen Familie, und auch deren Geschichte. Aljaz? Erinnerungen und Vorstellungen fügen sich zu einem großen Fries zusammen, einer Erzählung dieses wilden Landstriches von Australien und seiner Einwohner.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.01.2005

Jürgen Brocan zeigt sich beeindruckt von der Art und Weise, in der es Richard Flanagan versteht, die Vergangenheit des Protagonisten und seiner Familie, die dieser im Augenblick des Sterbens an sich vorüberziehen sieht, mit der Vergangenheit Tasmaniens zu verweben. Während der Protagonist in der Erinnerung immer weiter zurück gehe, zeigten sich im Verhalten der Familienmitglieder dieselben Konflikte, mit denen auch Tasmanien selbst zu kämpfen habe: das Leugnen der eigenen Herkunft beziehungsweise Entstehung, die Zerrissenheit zwischen Aborigine-Traditionen und modernen Problemen et cetera. In Teilen, so stellt der Rezensent fest, gehe Flanagan dabei etwas zu plakativ vor, jedoch tue dies der Einprägsamkeit und Emotionalität seiner Darstellung keinen Abbruch und werde zudem von anderen, überaus subtil geschilderten Passagen ausgeglichen. Überhaupt ist Jürgen Brocan gefesselt von Flanagans "gedrängter, kerniger, farbenprächtiger Sprache", die von Peter Knecht hervorragend ins Deutsche übertragen worden sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 06.10.2004

In diesem ersten Roman Richard Flanagans erkennt Rezensent Ulrich Sonnenschein auf Anhieb den großen "Erzähler eines unbekannten, dunklen Australiens", den er in dem späteren (doch zuerst ins Deutsche übersetzten) Roman "Goulds Buch der Fische" kennen und schätzen gelernt hat. Flanagan, der die Vorstellung Australiens mit dem "dunklen, bedrohlichen Grün tiefer Wälder" füllt, erzählt hier die "Geschichte eines Sterbenden": Touristenführer Aljaz Cosini gerät in eine Felsspalte unter Wasser und wartet dort eingeklemmt auf den Tod. Wartet? Aljaz, erklärt der Rezensent, stirbt am "trockenen Ertrinken", bei dem sich im Gegensatz zum "nassen Ertrinken" kein Wasser in der Lunge sammelt, sondern Sauerstoffmangel zum Tod führt. Dieser Todesart entspreche auch der Fortgang der Erzählung, von Aljaz' radikaler Innenperspektive, die sich zunehmend zu "unklaren Visionen" entwickelt, hin zur Außenansicht, die zunehmend der ethnografischen Beschreibung der Lebensverhältnisse im südaustralischen Tasmanien gewidmet ist. "Selbstbewusst und formvollendet" nennt Sonnenschein dieses "Protokoll eines langsamen, jedoch erstaunlicherweise völlig unbedrohlichen Todes" und fühlt sich nur angesichts des "himmlischen, versöhnlichen Tons", mit dem der Roman endet, etwas hilflos inmitten des "merkwürdigen Treibguts gescheiterter Träume", das für Flanagans Vision von Tasmanien so bezeichnend sei.
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