Andreas Diers

Arbeiterbewegung - Demokratie - Staat

Wolfgang Abendroth, Leben und Werk 1906-1948
Cover: Arbeiterbewegung - Demokratie - Staat
VSA Verlag, Hamburg 2006
ISBN 9783899651683
Gebunden, 632 Seiten, 39,80 EUR

Klappentext

Dissertation, Universität Bremen, 2005. Andreas Diers analysiert das Leben und Werk des 1985 verstorbenen Rechts- und Politikwissenschaftlers Wolfgang Abendroth. Die Studie beschäftigt sich mit dem Lebensabschnitt von 1906-1948, d.h. mit der Zeit von Abendroths Geburt bis zu seiner "Flucht" aus der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland (SBZ). Die Arbeit stützt sich auf bisher kaum bekanntes Archivmaterial sowie auf zeitgenössische Dokumente. Wolfgang Abendroth, der am 2. Mai 2006 hundert Jahre alt geworden wäre, war einer der wichtigsten marxistischen Juristen und Politikwissenschaftler in der Bundesrepublik. Auf der Grundlage der bewussten Verarbeitung seiner Erfahrungen in der Weimarer Republik und im Faschismus hat er früher und konsequenter als die meisten anderen deutschsprachigen Wissenschaftler in der Nachkriegszeit eine demokratische und sozialistische Strategie und Taktik der Arbeiterbewegung auf Basis einer zeitgemäßen Aktualisierung von Marx und Engels formuliert. Zentrales Anliegen war für ihn die Verteidigung und der Ausbau des demokratischen und sozialen Rechtsstaates als Basis für den Kampf um den Sozialismus. Dieses Beharren auf demokratischen und sozialen Rechten sowie auf dem Rechts- und Sozialstaat war zu keinem Zeitpunkt taktischen Erwägungen geschuldet. Vielmehr hat Abendroth Grundrechte, demokratische Beteiligungsrechte und den Rechtsstaat als eine Vorstufe auf dem Weg zu einer anderen Gesellschaft - dem Sozialismus -, zugleich aber auch als dessen unabdingbare Bestandteile verstanden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.03.2007

Jens Becker findet angesichts der weltweiten Krise des Marxismus diese Biografie des Marxisten, Juristen und Politikwissenschaftlers Wolfgang Abendroth besonders begrüßenswert, drohe dieser "homo politicus" doch in Vergessenheit zu geraten. Sehr detailgetreu schildert der Autor Kindheit und Jugend Abendroths, wodurch ein erhellendes Licht auf dessen politische Sozialisation geworfen wird, lobt der Rezensent. Als weiteres Verdienst lobt Becker Diers Betrachtung der unbekannteren, zwischen 1920 und 1940 entstandenen Schriften, die, wie er findet, Abendroth weitere Konturen verleiht. Wenn er auch ein klein wenig die fehlende Distanz des Autors zu Abendroth bemängelt und auch das Kapitel, das sich mit der "marxistischen Staatstheorie heute" befasst, wohl eher gelangweilt überblättert hat, betont er, dass er diese Biografie insgesamt mit Gewinn gelesen hat.