Friedrich Kießling, Christoph Safferling

Der Streitfall

Wie die Demokratie nach Deutschland kam und wie wir sie neu beleben müssen
Cover: Der Streitfall
dtv, München 2024
ISBN 9783423284042
Gebunden, 272 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Deutschland steckt in einer Polykrise, auch die Demokratie. Die Herausforderungen für Rechtsstaat und Demokratie in Deutschland nehmen zu. Der Blick zurück auf die Gründung der Bundesrepublik und die Krisen der vergangenen 75 Jahre zeigt: Unsere Demokratie ist stabiler, als viele Schwarzseher wahrhaben möchten. Der gesellschaftliche Zusammenhalt während der stürmischen Krisen der zurückliegenden Jahre - Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Pandemie, Ukrainekrieg - hat sich als resilient erwiesen. Und im europäischen Vergleich auffällig: Die radikalen Parteien können in Deutschland noch von der Macht ferngehalten werden. Aber die Anfechtungen sind groß und nur durch entschiedenes politisches Handeln, durch eine Reform des Rechtsstaats, kann Deutschland bleiben, was es ist: Eine freiheitliche Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2024

Streit als Triebkraft der Demokratisierung - diese These der Buchautoren Friedrich Kießling und Christoph Safferling gefällt Rezensent Wolfgang Janisch. Letzterer freut sich darüber, einmal nicht nur Krisenbotschaften in Sachen Demokratie lesen zu müssen, wobei auch Kießling und Safferling keine notorischen Optimisten sind. Aber ihr Buch, führt Janisch aus, ermöglichen eine neue Perspektive auf die Demokratie in Deutschland, indem sie den Blick weiten auf ihre Vorgeschichte, und nachzeichnen, wie bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert in Teilen des späteren Deutschen Reiches demokratische Strukturen entstanden. Natürlich hatten diese frühen Parlamente etwa in Baden noch nicht viele Rechte, so Janisch. Zudem verfolgten einige der neuen zivilgesellschaftlichen Akteure des 19. Jahrhunderts antidemokratische Ziele, aber gerade die ständigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Lagern sorgte dafür, dass die Demokratisierungsbemühungen von 1919 und 1949 auf zumindest teilweise fruchtbaren Boden fielen, liest der Kritiker. Ein wenig mehr Gegenwartsbezug hätte sich der Rezensent zwar gewünscht, insgesamt aber macht ihm die Neuperspektivierung, die die Autoren vornehmen, Mut.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.03.2024

Es ist zwar nicht alles neu, was die Autoren über die frühe Bundesrepublik und ihr tolles Grundgesetz erzählen, aber doch interessant und anders akzentuiert, meint Rezensent Thomas Schmid. Anders als die Historikerin Hedwig Richter, die dem Rezensenten allzu notorisch optimistisch ist, sehen die Autoren die Demokratie nicht als ein vorgezeichnetes Schicksal, sehr wohl aber stellten sie dar, dass die Väter und Mütter des Grundgesetzes nicht an einem Nullpunkt anfingen: Sie konnten auf bestehende Verfassungen, auch der Länder, seit dem 19. Jahrhundert zurückgreifen. Und so schmiedeten sie ein Gefüge der Institutionen, dem nicht mal die alten Nazis in der frühen Bundesrepublik noch etwas anhaben konnten, freut sich Schmid mit den Autoren des Bandes: Das Grundgesetz und die darauf aufbauenden Institutionen seien so brillant austariert, dass sie die Falschen genötigt hätten das Richtige zu tun. Weniger begeistert ist er von den Tipps, die die Autoren der heutigen polarisierten Öffentlichkeit geben wollen. Das seien Placebos, so der Rezensent.