Udo Di Fabio

Schwankender Westen

Wie sich ein Gesellschaftsmodell neu erfinden muss
Cover: Schwankender Westen
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406683916
Gebunden, 272 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Udo Di Fabios Buch analysiert die Fundamente der westlichen Gesellschaft, zeigt deren Gefährdungen auf und plädiert für ein neues Gesellschaftsmodell. Untersucht werden die Auswirkungen, die instabile Finanzmärkte, die Griechenlandkrise oder der Islamische Staat auf den Westen haben und Europa aus dem Tritt bringen. Das Buch zeigt auf, welches Bild vom Menschen und der Welt uns leitet, warum westliche Errungenschaften wie die Würde und Freiheit der Person und Institutionen wie Demokratie, Rechtsstaat und soziale Marktwirtschaft in Gefahr sind und wie wir das Bewusstsein für die Stärken des Westens und die Rolle Europas schärfen und die Vision eines neuen Gesellschaftsmodells verwirklichen können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2015

Hans-Peter Schwarz sagt der Arbeit des ehemaligen Verfassungsrichters Udo di Fabio prophetische Kraft nach. Was der Autor bereits vor gut einem halben Jahr am Schengen-System kritisierte, scheinen die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen für Schwarz nun zu bestätigen. Wenn der Autor die Preisgabe nationaler staatlicher Souveränität und stabiler Institutionen bemängelt, nickt Schwarz. Ebenso wenn di Fabio seinen zeitkritischen Überblick über gegenwärtige Krisenherde in Gesellschaft und Politik in ein theoretisches Rahmenwerk fasst. Für Schwarz etwas, das der systemtheoretisch geschulte Gesellschaftstheoretiker di Fabio dem Politiker voraushat. Die Präzision und Kürze von di Fabios Interventionen und Ratschlägen scheinen dem Rezensent wie gemacht für eine gestresste Führungselite.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.10.2015

Rezensent Matthias Arning horcht auf, wenn Udo Di Fabio dem Westen die Leviten liest. Dass es den Europäern an Respekt mangelt, sie ihrer Fragmentierung und zunehmenden Sprachlosigkeit zusehen, statt Gemeinsinn zu entwickeln, wie der Autor erklärt, hält Arning für eine gute Beobachtung. Die Lösung, die der Autor in seiner Streitschrift anbietet, die Neuerfindung des Westens, scheint dem Rezensenten allerdings unbefriedigend, da Di Fabio mit weiteren Details zu Kompetenzen und Zielen hinterm Berg hält, wie Arning kritisiert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.10.2015

Rezensent Rudolf Walther winkt vom ganz hohen Ross müde ab: Total antiquiert, dieser Versuch, mit Niklas Luhmann Marktwirtschaft, Wissenschaft, Recht, Politik und Erziehung als tragende Elemente westlicher Demokratien zu definieren. Hat nicht die Finanzkrise das "empirieferne Glasperlenspiel 'Systemtheorie'" endgültig ad acta gelegt? Und dann behandelt der Autor auch noch in lauter Kurztexten und "im Galopp" die Krise des Westens! Nix als Phrasen und Dogmen, schnaubt der Rezensent ohne jeden Sinn für die Ironie in diesem Vorwurf.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.10.2015

Zwei Koryphäen unter sich. "Höchst anregend" nennt der hier rezensierende Historiker Heinrich August die Lektüre dieses Bandes, aber mit allem, was der ehemalige ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo di Fabio so sagt, ist Winkler beileibe nicht einverstanden. Winkler referiert das Buch sehr ausführlich - macht dann aber auch die Meinungsunterschiede recht deutlich. Den "Westen" kann man ja als Idee ansehen, aber man sollte ihn nicht allein in Europa verorten, meint Winkler beispielsweise. Prägend sei gerade das Zusammenspiel von amerikanischer und französischer Revolution. Auch im Kulturpessimismus und im Festhalten an traditionellen Familienmodellen will Winkler nicht unbedingt folgen. Und schließlich würde Winkler den Prozess der Aufklärung historisch viel tiefer staffeln als Di Fabio: Für Winkler liegt der Ursprung der späteren Gewaltenteilung schon in der Trennung von Gott und Kaiser im frühen Christentum, die es im Islam zum Beispiel nicht gibt. Trotzdem, und wie gesagt: alles sehr anregend.