Albena Dimitrova

Wiedersehen in Paris

Roman
Cover: Wiedersehen in Paris
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783803132772
Gebunden, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Nicola Denis. In einem Land, wo es auf einmal Südfrüchte aus Kuba gibt, weil Fidel Castro unsterblich in eine bulgarische Sängerin verliebt ist, wo Silber und Kristall, Samt und Champagner den obersten Regierungskadern vorbehalten sind und Straßenkinder mit Schokolade für die Partei geködert werden, lernt die kaum siebzehnjährige Alba in einem Elitekrankenhaus den viel älteren Guéo kennen. Die Begeisterung des ungleichen Paares füreinander ist groß und rein platonisch: Es wird stundenlang vorgelesen, geraucht und diskutiert. Als schließlich beide entlassen werden, gelingt es Guéo, Alba mit seinem Sohn zu verkuppeln, doch das geht nicht lange gut. Stattdessen werden sie schließlich selbst ein Liebespaar, immer versteckt, sich dabei immer beobachtet wissend. Die Welt um sie herum verändert sich. Guéo arbeitet fieberhaft an einem Reformprogramm zur Rettung des Kommunismus, aber heimlich träumen beide von einem gemeinsamen Abendessen in Paris.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2017

Elmar Schenkel sieht Albena Dimitrovas Verdienst bei diesem Roman darin, die Frage nach dem Scheitern des Kommunismus nicht nur als politische, sondern auch als menschliche Katastrophe zu fassen und sie literarisch anschaulich zu machen. Die Liebesgeschichte zwischen einer Schülerin und einem Parteifunktionär im chaotischen Bulgarien Ende der Achtziger, als das alte System zerfällt und ein neues nur in Andeutungen sichtbar ist, für die Dimitrova laut Rezensent Paris als Hoffnungsort wählt, überzeugt Schenkel größtenteils durch seine poetische Anlage.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.08.2016

Originell, intensiv und hochgradig reflektiert nennt Judith von Sternburg diesen Roman der französisch-bulgarischen Autorin Albena Dimitrova. "Wiedersehen in Paris" erzählt von einer Amour fou zwischen der Siebzehnjährigen Alba und dem 53-jährigen Politbüromitglied Guéo, die - bis zur dramatischen Trennung - gemeinsam das Ende des Kommunismus und die große Zeitenwende in Bulgarien erleben. Die Kritikerin Dimitrova zieht dabei alle Register ihres schriftstellerischen Temperaments, freut sich Sternburg, mal erzähle sie nüchtern, mal elegisch und manchmal brillant. Gut gefallen haben der Rezensentin auch die Einsichten der Autorin in opportunistische Systeme. Guéos am Ende enthüllten Plan zur Rettung des Kommunismus hält Sternburg gar für einen echten "Hammer".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2016

Mit Anna Galkinas "Das kalte Licht der Sterne" und Albena Dimitrovas "Wiedersehen in Paris" hat Rezensent Cornelius Wüllenkemper gleich zwei empfehlenswerte Romane über den Untergang der Sowjetunion gelesen. Der Debütroman der in Bulgarien geborenen, nach Frankreich emigrierten Dimitrova besticht dabei vor allem durch knappe, aber poetische Sätze, verspricht der Kritiker, der hier die Geschichte der jungen Alba liest, die aufgrund einer Beinlähmung im bulgarischen Regierungskrankenhaus behandelt und wegen ihrer Beziehung zu einem vermeintlichen Verräter von der Geheimpolizei aufgesucht wird. Insbesondere lobt Wüllenkemper, wie die Autorin in geradezu feinsinnig meditativer Sprache vorführt, wie sich politische Systeme auf Menschen auswirken.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.02.2016

Erst spät ringt sich Marko Martin zu einem - bedingt positiven - Urteil durch. Vorher verliert er viele Worte über den Inhalt von Dimitrovas Roman, der von der Liebes- und Lebensgeschichte der 17-jährigen Alba in der Spätphase des bulgarischen Kommunismus handlt. Dem Kritiker kommt dabei offenbar die politische Dimension dieser Epoche zu kurz, er moniert den "Mangel an intellektueller Tiefenschärfe". Dass das Buch aber trotzdem seine Qualitäten habe, macht der Rezensent erst im letzten Satz seiner Besprechung deutlich, wenn er befindet, dass die "präzise Beiläufigkeit", mit der die Autorin Zeitgeschichte verhandlt, zu den Stärken dieses "kühlen, ja kalten Romans" gehört.
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