Nina Verheyen

Die Erfindung der Leistung

Cover: Die Erfindung der Leistung
Hanser Berlin, Berlin 2018
ISBN 9783446256873
Gebunden, 256 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Unsere Gesellschaft ist eine Leistungsgesellschaft. Aber was meinen wir, wenn wir von "Leistung" sprechen? Wie wurde Leistung zu einer vermeintlich objektiven, individuellen Größe und wie haben sich soziale Beziehungen und Gefühle dadurch verändert? Warum definieren sich Menschen über ihre Leistung - oder über das, was sie und andere dafür halten? Nina Verheyen beschreibt, wie sich das Verständnis von Leistung gewandelt hat und erzählt die Geschichte einer Idee, die unser aller Leben prägt. Sie plädiert für eine historisch informierte und zugleich neue, sozialere Definition von Leistung, mit der sich überzeugend gegen Optimierungszwänge, Marktmechanismen und soziale Ungleichheit streiten lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.04.2018

Rezensent Wolfgang Ullrich lässt sich von der Historikerin Nina Verheyen erklären, was es mit dem Leistungsbegriff auf sich hat, dass es sich um ein interessegeleitetes Konstrukt handelt und keine objektive Größe. Indem sie Verwendungsweisen des Begriffs nachgeht, verdeutlicht die Autorin laut Rezensent, wie wenig es angeht, Leistung nach Effizienz und Messbarkeit zu definieren. Wenn Verheyen dagegen den "sozialen Charakter" von Leistung betont, findet Ullrich das zwar plausibel, aber durch die dauernde Wiederholung im Buch auch "etwas penetrant". Zumal ihm Verheyens grundsätzliches Festhalten am Leistungsdenken nicht ganz einzuleuchten scheint: Ein Kapitel über Leistungskonzepte in der digitalisierten Welt, in der Computer so viel mehr Leistung erbringen können als Menschen, vermisst der Rezensent im Band.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2018

Verena Krippner hat gern gelesen, was ihr die Historikerin Nina Verheyen über den im 19. und 20. Jahrhundert aufkommenden Begriff der Leistung erzählt. Die Autorin nähert sich ihrem Thema nicht systematisch oder chronologisch, sondern essayistisch, das gefällt der Rezensentin. Sie folgt Verheyens schweifenden Gedanken gern zu Liebeskummer, Frauenarbeit in Zeiten der Weltkriege oder Henry Fords Erkenntnis, dass die Produktivität steige, wenn man die Arbeitszeit verringere.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2018

Rezensent Stephan Speicher erfährt bei der Historikerin Nina Verheyen, das der Leistungsgedanke nicht unbedingt aus dem Bürgertum stammt. Knapp, lässig geschrieben, so Speicher, widmet sich die Autorin ihrem politisch heißen Thema. Leider versäumt sie es mitunter, in die Tiefe zu gehen, bedauert der Rezensent. Über die Leistungsmessung in der Wirtschaft des 20. Jahrhunderts, die Reaktion der Arbeiter auf den neuen Druck des Leistungsdenkens und die Rolle des Christentums in diesem Zusammenhang hätte Speicher gern mehr und Genaueres erfahren.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2018

Claudia Mäder erkennt den Dienst am Leser, den die Historikerin Nina Verheyen mit ihrem Buch leistet, darin, dass die Autorin dazu auffordert, Leistung als offen zu begreifen und sie neu und umzudeuten. Leistung als "Grundbegriff der politischen Regulierung" zu verstehen, wie es die Autorin unternimmt, findet Mäder originell. Die geschichtliche Entwicklung des Begriffs zeigt Verheyen allerdings zunächst differenziert auf, erklärt die Rezensentin, stellt wissenschaftliche, juristische und staatliche Diskurse vor und markiert Stationen vom Suizidanstieg im Fin de Siecle bis zum heutigen Burnout.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.02.2018

Rezensent Marc Reichwein liest Nina Verheyens Studie über Leistungswahn und Selbstoptimierung mit Gewinn. Anschaulich kann ihm die Historikerin nicht nur die Geschichte der Leistungsgesellschaft von der Einführung der Benotung über Weltausstellungen, Nobelpreis, Völkerschauen und Landkarten während des Imperialismus darlegen, sondern Verheyen kläre auch darüber auf, inwiefern die juristische Regulierung der Leistung im späten 19. Jahrhundert einen Fortschritt für viele Kunden- und Arbeitnehmerrechte bedeutete, informiert Reichwein. "Luzide" erscheinen dem Kritiker zudem Verheyens Exkurse zum Körper des Menschen als Maschine, den sich um 1900 ausbreitenden "Leistungskummer" und den Anstieg von Ratgebern auf dem Buchmarkt während der Gründerzeit. Dass Leistung jenseits allen individuellen Strebens auch immer noch eine "Ordnungskategorie des Sozialen" ist, liest der Kritiker hier ebenfalls.