Peter Köpf

Stoiber

Die Biografie
Cover: Stoiber
Europa Verlag, Hamburg 2001
ISBN 9783203791449
Gebunden, 280 Seiten, 18,66 EUR

Klappentext

Die politische Karriere Edmund Stoibers, dessen 60. Geburtstag im September 2001 gefeiert wird, sucht seinesgleichen. Den Freistaat Bayern hat er fest im Griff, "Edikratie" wird sein Machtsystem genannt. Gestützt von einer loyalen Landtagsfraktion und weitgehend unbehelligt von der Opposition regiert Stoiber. Heute Bayern, morgen die Republik?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2001

Georg Paul Hefty bespricht zwei Politikerbiografien: Jacqueline Boysen habe über Angela Merkel eine "Biografie zum Kennenlernen" verfasst. Peter Köpf dagegen setze mit seinem Stoiber-Portrait auf das Vorwissen seiner Leser um Zeitgeschichte allgemein und die CDU/CSU-Parteigeschichte insbesondere - letzteres also ein Buch für Kenner der politischen Szene.
1) Jacqueline Boysen: "Angela Merkel"
Bemerkenswert findet Hefty einen Artikel von Merkel aus der "Berliner Zeitung" im Jahr 1990, den die Autorin ausgegraben hat. Darin äußert die frühere Pressesprecherin des "DA" (Demokratischen Aufbruchs) ihre Begeisterung für Ludwig Erhards Ideen der sozialen Marktwirtschaft. Bis heute, so verdeutliche Boysen, hängt Merkel eigentlich einem idealisierten Bild der sozialen Marktwirtschaft an. Hefty bezeichnet das Merkel-Portrait als sachlich und kompetent. Einer moralischen Wertung über die erstaunliche politische Karriere einer Ostdeutschen mit westdeutscher Mutter scheint sich die Verfasserin zu enthalten, liefert dafür aber jede Menge Fakten. Dennoch: "frappierend" findet Hefty die Vielzahl der Politikernamen schon, hinter denen sich Merkel in den vergangenen zehn Jahren "eingereiht" und die sie allesamt überholt hat. Egal, wie man ihren Weg "nach oben" sehen möchte, schreibt Hefty, Merkel habe ihre Chance genutzt, soviel mache die Biographie ohne jede Häme deutlich.
2) Peter Köpf: "Stoiber"
Wo Hefty Boysen sachliche Distanz gegenüber Merkel attestiert, sieht er beim Stoiber-Biographen Köpf mehr Bösartigkeit im Spiel. Auch Stoibers Stunde schlug Ende der 80er Jahre, fasst Hefty die biografischen Beschreibungen eines bayrischen Politikerlebens zusammen, als dieser nach dem Tod seines Förderers Franz-Josef Strauss aus dessen politischen Schatten treten und die politischen Geschicke der neuen Bundesrepublik zu seinen Gunsten wenden konnte. Es sei auch in dieser Partei keine Selbstverständlichkeit, kommentiert der Rezensent, Ministerpräsident Bayerns und CSU-Parteivorsitzender in einer Person zu werden. Wer von beiden - Merkel oder Stoiber - das Rennen um die Kanzlerkandidatur 2002 mache, könnten beide Bücher nicht beantworten, resümiert Hefty am Ende seiner Besprechung. Angela Merkel habe den Pluspunkt, eine Frau zu sein, dafür sei aber 13 Jahre jünger als Stoiber - und damit auch um 13 Jahre Erfahrungen ärmer.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.04.2001

Obwohl der Leser hier keine wirklichen Neuigkeiten oder gar Enthüllungen erwarten darf, so der Rezensent mit dem Kürzel "spl", kann er die Biografie dennoch empfehlen. "spl" lobt die gründliche Recherche Köpfs, den Detailreichtum des Buchs und auch die Tatsache, dass der Autor zahlreiche Jugendfreunde, Parteikollegen und andere Personen aus Stoibers Umfeld befragt hat. Schade findet es der Rezensent allerdings, dass diese Personen nur wenig über den Privatmann Stoiber äußern wollten, wohl aus der Befürchtung, "seinen Unmut auf sich zu ziehen". Doch das Bild Stoibers als Politiker wertet der Rezensent als durchaus präzise und facettenreich. Das "spannendeste Kapitel" ist für "spl" ohne Frage das über Stoibers Verhältnis zu Franz Josef Strauß, den Stoiber verehrte, von dem er aber auch immer wieder gedemütigt wurde und mit dem er, so "spl", menschlich eigentlich "wenig gemeinsam" hatte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2001

Ein bisschen zwiespältig fällt Michael Stillers Urteil über diese Biografie Edmund Stoibers aus. Ihm kommt die jüngere Vergangenheit Stoibers etwas zu kurz. Köpf gehe es eher um die Zeit, als "Stoiber das Fundament für eine bundespolitische Karriere legte." Darüber hinaus bemängelt der Rezensent, dass zwar Fakten und biografische Stationen aneinander gereiht werden, "der Versuch, aus den Fakten das Bild der Persönlichkeit zu zeichnen" jedoch "an der Oberfläche" bleibe. Trotzdem kann man sich mit dem Buch nach Meinung Stillers einen guten Einblick in bayrische Landespolitik und ausreichend kritisches Hintergrundwissen über Stoiber verschaffen. Stillers Gesamtfazit könnte lauten: Nützlich und aufschlussreich - aber mit Einschränkungen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2001

Lukas Wallraff war offensichtlich sehr gespannt auf diese - von Stoiber nicht autorisierte - Biografie: Gibt es etwa alte Liebesbriefe zu lesen oder wird von geheimen Lastern berichtet? Doch brisante Enthüllungen bietet dieses Buch nicht, stellt der Rezensent schnell klar - wenn man von Passagen darüber absieht, dass Stoiber nach Köpf keineswegs ein Einserabiturient und auch kein verhinderter Fußballstar gewesen sei. Köpfs Biografie bezeichnet Wallraff insgesamt als "solide", was heißt, dass der Autor seiner Ansicht nach vor allem gut und gründlich recherchiert hat, etwa durch Befragungen ehemaliger Mitschüler. Doch bisweilen werden Wallraff die zusammengetragenen Informationen zu viel. Die zahlreichen Details zur Amigo- oder Zwick-Affäre gehören seiner Meinung nach nicht unbedingt in eine Biografie, zumal der Autor hier keine neuen Enthüllungen zu diesen Affären beisteuere. Was Wallraff andererseits vermisst, ist eine wirkliche Annäherung an den Privatmann Stoiber, Informationen über "seine Sehnsüchte und Schwächen", und wenn Köpf behauptet, der Politiker kenne überhaupt kein Privatleben, so wird Wallraff den Eindruck nicht los, dass Köpf zu diesem Schluss möglicherweise deswegen gekommen ist, weil er es selbst nicht kennt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2001

Lukas Wallraff war offensichtlich sehr gespannt auf diese - von Stoiber nicht autorisierte - Biografie: Gibt es etwa alte Liebesbriefe zu lesen oder wird von geheimen Lastern berichtet? Doch brisante Enthüllungen bietet dieses Buch nicht, stellt der Rezensent schnell klar - wenn man von Passagen darüber absieht, dass Stoiber nach Köpf keineswegs ein Einserabiturient und auch kein verhinderter Fußballstar gewesen sei. Köpfs Biografie bezeichnet Wallraff insgesamt als "solide", was heißt, dass der Autor seiner Ansicht nach vor allem gut und gründlich recherchiert hat, etwa durch Befragungen ehemaliger Mitschüler. Doch bisweilen werden Wallraff die zusammengetragenen Informationen zu viel. Die zahlreichen Details zur Amigo- oder Zwick-Affäre gehören seiner Meinung nach nicht unbedingt in eine Biografie, zumal der Autor hier keine neuen Enthüllungen zu diesen Affären beisteuere. Was Wallraff andererseits vermisst, ist eine wirkliche Annäherung an den Privatmann Stoiber, Informationen über "seine Sehnsüchte und Schwächen", und wenn Köpf behauptet, der Politiker kenne überhaupt kein Privatleben, so wird Wallraff den Eindruck nicht los, dass Köpf zu diesem Schluss möglicherweise deswegen gekommen ist, weil er es selbst nicht kennt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.03.2001

Der Erscheinungstermin ist gut gewählt. Bald wird Edmund Stoiber sechzig Jahre alt. Und vielleicht Kanzlerkandidat. Da ist es schon interessant, etwas mehr über den bayrischen Landesvater zu erfahren, denkt Iris Hilberth. Und man wisse mehr - durchaus auch kritisches - nach der Lektüre der Biografie des Journalisten Peter Köpf. Zum Beispiel über den politischen Werdegang des Strauß-Schülers - nicht nur aus der Sicht der Parteigeschichte. Köpf hat auch dessen Wegbegleiter befragt und manch interessante Informationen zutage gefördert, berichtet die Rezensentin. Etwa die, dass Stoiber alles andere als ein "Einser-Jurist" ist - sein Examen machte er mit einer glatten drei. Vielleicht ein Grund dafür, warum sich Stoiber mehr der Politik als der Rechtswissenschaft verpflichtet hat, referiert Hilberth Köpfs Vermutungen. Auch in der Schule war Stoiber offenbar kein Vorbild. Einmal ist er sitzen geblieben, bei seinen Schulkollegen war er sogar als Linker verschrien. Und der "Fußballprofi" Stoiber kickte meist in der Reserve. All diese Anekdoten und Legenden schildert der Autor mit Sachverstand, detailgenau und flott, lobt die Rezensentin. Was Stoiber dazu sagen wird, hält sie offen. Jedenfalls ist die Biografie nicht autorisiert.