Umberto Eco

Kant und das Schnabeltier

Cover: Kant und das Schnabeltier
Carl Hanser Verlag, München 2000
ISBN 9783446198692
Gebunden, 580 Seiten, 29,65 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Günter Memmert. "Was hat Kant mit einem Schnabeltier zur tun? Nichts." So beginnt Umberto Eco sein neues Buch. Zwanzig Jahre nach seinen großen Studien zur Semiotik, zieht Eco darin die Summe seiner wissenschaftlichen Forschungen. Entstanden ist dabei sein theoretisches Hauptwerk, das die Antwort auf eine der ältesten philosophischen Fragen liefert: Wie unterscheidet der Mensch die Dinge, die er sieht?

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.10.2000

Als eine Revision seiner `Semiotik` von 1975 stellt Martin Seel dieses neue Buch des italienischen Zeichenforschers und Romanciers dar. Eco wolle in diesem Neuansatz den Eindruck ausräumen, dass in seiner Zeichenwissenschaft das Sein nicht vorgesehen ist - im Gegenteil, so stellt es sich nun nach Seel dar, biete das Sein die `Grenze`, auf die sich die Zeichen beziehen. Seel ist allerdings nicht ganz zufrieden mit Ecos Argumentation, weil er - wenn man Seels komplizierten Argumentationen auf knappem Raum richtig folgt - das Neue sagen will, ohne das Alte in Frage zu stellen. Nun sieht es bei Eco also so aus, dass das Sein den Zeichen Widerstände entgegensetzt, auch wenn es andererseits ohne die Zeichen gar nicht zu denken ist. Seel ist darüber enttäuscht, denn `wer die Bezeichnung in eine Konfrontation mit der rohen Wirklichkeit des Bezeichneten schickt, muss jeden plausiblen Begriff der Bezeichnung verlieren`. Mit anderen Worten: Wer eine schöne Theorie bauen will, der sollte sich nun wahrlich nicht von der `rohen Wirklichkeit` irritieren lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2000

Albert von Schirnding scheint sich ein bisschen gequält zu haben mit diesem Buch, in dem der Autor des Romans "Der Name der Rose" auf sein akademisches Stammgebiet der Zeichenlehre, auch Semiotik genannt, zurückgekehrt ist. Der Rezensent weist dabei die Verlagswerbung zurück, dass es sich bei dem Buch um eine "Summe" im Sinne einer überwölbenden, zusammenfassenden Darstellung von Ecos Ideen zur Disziplin handele. "Kant und das Schnabeltier" setze zwar Ecos Klassiker "Trattato di semiotica generale" fort, aber indem es an Einzelaspekte und -probleme anknüpfe. Schirnding spricht von "Dickicht" und "Begriffsakrobatik", um den Gestus dieser Wissenschaft zu kennzeichnen - und je mehr Eco versuche, bestimmte Probleme im Verhältnis von Zeichen und Bezeichneten oder auch - nach Heidegger - von Sein und Seiendem zu klären, desto mehr verstricke er sich darin. Um so mehr gefallen Schirnding die kleinen Geschichten, die Eco als "mentale Experimente in narrativer Form" einstreut. Dazu scheint auch die von Kant und dem Schnabeltier zu gehören - der späte Kant habe sich darüber Gedanken gemacht, wie dieses "eierlegende Säugetier mit Schnabel" genau zu klassifizieren sei.
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