Joseph McVeigh

Ingeborg Bachmanns Wien

1946-1953
Cover: Ingeborg Bachmanns Wien
Insel Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783458176459
Gebunden, 314 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Im Herbst 1945 macht sich die 19-jährige Ingeborg Bachmann auf den Weg, den sie später als ihren 'längsten' bezeichnen wird, hinaus aus dem Kärntner Tal, über Innsbruck und Graz nach Wien. Die im Krieg schwer beschädigte, von den Alliierten besetzte Stadt wird ihr zu einer neuen 'Heimat an der Grenze: zwischen Ost und West, zwischen einer großen Vergangenheit und einer dunklen Zukunft.' Sie studiert Philosophie, Germanistik und Psychologie, gehört bald zum engeren Kreis um Hans Weigel im Café Raimund und lernt Paul Celan, Ilse Aichinger, Milo Dor und viele andere Schriftsteller und Künstler kennen. Nach ihrer Promotion findet sie Arbeit als Rundfunkautorin beim amerikanischen Besatzungssender Rot-Weiß-Rot und veröffentlicht erste Gedichte sowie Erzählungen, die in diesem Band erstmals wieder abgedruckt sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.06.2016

Was Ingeborg Bachmann von ihren frühen, teils traumatischen Jahren in Wien nur literarisch verschlüsselt preisgab, enthüllt nun der amerikanische Germanist Joseph McVeigh in seinem verdienstvollen Buch, berichtet Markus Schwering. Aufmerksam liest er hier nach, wie Bachmanns scheiternde Beziehung zu ihrem Mentor Hans Weigel geradezu "selbstzerstörerische" Züge annahm und ihre Flucht aus Wien ihren lebenslangen Zustand der Heimatlosigkeit einläutete. Mit Blick auf die von McVeigh erstmals ausgewerteten Briefe Bachmanns an Weigel verzeiht der Rezensent gern die sprachliche "Beflissenheit" des Autors.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.02.2016

Helmut Böttiger teilt nicht jede Deutung des amerikanischen Germanisten Joseph Mc Veighs, aber dessen biografische Studie über Ingeborg Bachmanns Wiener Jahre ringt ihm großen Respekt ab. McVeigh hat Bachmanns bisher nicht ausgewertete Briefe an ihren Liebhaber Hans Weigel gelesen. Weigel war als remigrierter Wiener Jude ein Magnat des literarischen Lebens nach dem Krieg, der Anfang der fünfziger Jahre unter anderem einen Boykott von Bert Brechts Stücken an Wiener Bühnen durchsetzte. "Ein toller Fund", frohlockt Böttiger, die Bachmann ist mal kokett, mal um eine gefestigte Lebensanschauung bemüht und mal - im Alter von 22 - von "Nachlass-Angst" getrieben: Nicht auszudenken, dass "irgendein windiger, wichtigtuerischer Dissertant" die Briefe in die Hände bekäme. McVeighs Analogien zwischen Leben und Werk sind dem Rezensenten manchmal etwas zu mechanisch, doch McVeighs Verdienst um Fund und Auswertung - insbesondere die Aufhellung der bisher eher dunkel gebliebenen frühen Wiener Jahre Bachmanns - bleibe davon unbenommen.
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