Eva Illouz

Warum Liebe endet

Eine Soziologie negativer Beziehungen
Cover: Warum Liebe endet
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518587232
Gebunden, 447 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Adrian. Unsere Kultur ist unendlich reich an Darstellungen und Geschichten, die vom Erscheinen der Liebe im Leben der Menschen handeln - von jenem magischen Augenblick, in dem wir wissen, dass jemand für uns bestimmt ist. Erstaunlicherweise ist sie aber eher wortkarg, wenn es um den nicht weniger mysteriösen Moment geht, in dem die Liebe endet (oder erst gar nicht beginnt). Seit zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Eva Illouz mit der Frage, wie der Konsumkapitalismus und die Kultur der Moderne unser Gefühls- und Liebesleben transformiert haben. Warum Liebe endet bildet den vorläufigen Abschluss dieses grandiosen Forschungsprojekts und zeigt, warum mit Blick auf unsere sexuellen und romantischen Beziehungen vor allem eines selbstverständlich geworden ist: sich von ihnen zu verabschieden.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.03.2019

Antje Stahl möchte die Tinder-gestressten Figuren aus den Fallstudien der Soziologin Eva Illouz am liebsten tröstend in den Arm nehmen. Wie Konsumismus und Digitalisierung unsere Beziehungserfahrungen prägen, vermag ihr die Autorin "scharfsinnig" und mitunter lustig zu vermitteln, wenngleich ohne allzu viele neue Erkenntnisse. Stark findet Stahl das Buch, wenn es die "kulturellen Kraftfelder" herausarbeitet, die Trennungen befördern: der Kapitalismus, die Gefühlswelt und die Autonomie als Teil weiblicher Identitätsbildung. Wie Illouz deren Zusammenspiel aufdeckt, findet Stahl hochinteressant, auch wenn die Autorin keine Antworten oder Lösungen für Liebesleidende anzubieten hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2019

Rezensentin Birgit Schmid liest Eva Illouz' Kritik der modernen Beziehungen mit gemischten Gefühlen. Ja, individuelle Freiheit führt heute oft zu oberflächlichen, auf den schnellen Genuss ausgerichteten Beziehungen. Dating-Apps verwandeln die Partnerwahl in einen Marktplatz der Waren. Und der Trieb zur Selbstoptimierung kann zu einer "Kultur der Lieblosigkeit" führen, die den anderen nur als Mittel zur Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls betrachtet. Aber, fragt die skeptische Rezensentin, war es früher wirklich besser? Und ist wirklich der Kapitalismus schuld? Das kommt ihr ein bisschen einfach vor. Auch kann sie in ihrem eigenen Umfeld diese Art "negativer Beziehungen" kaum beobachten. Trotzdem hat sie das Buch mit Interesse gelesen. Denn Stoff zum Nachdenken bietet es schon, meint sie, und dass Eva Illouz im Herzen eine Romantikerin ist, für die Liebe und Risiko zusammengehören, macht ihr das Buch noch sympathischer.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.01.2019

Kerstin Maria Pahl lernt bei Eva Illouz die merkantile Logik heutiger Sexualität kennen. Wenn die Soziologin anhand historischer Analysen, Interviews und Anekdoten aus dem Netz folgert, Begehren sei einmal berechenbarer gewesen, erkennt Pahl zwar ein altes Steckenpferd der Autorin, lobt jedoch ihre instruktiven Schilderungen und ihren moralfreien Befund, dass Normen Gewissheit bedeuten. Auch dass die Autorin nicht das Kind mit dem Bade ausschüttet und ältere Errungenschaften wie die Selbstbestimmung der Frau in Frage stellt, rechnet Pahl ihr hoch an. Die von der Autorin gewählten Beispiele für vormoderne Liebe aus der Literatur findet Pahl allerdings wenig aussagekräftig, manche Kritik von Illouz erscheint ihr allzu wohlfeil.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.11.2018

Marlen Hobrack kann Eva Illouz weitgehend folgen, wenn die Autorin anhand von Interviews und Beiträgen aus Online-Foren Liebeswerben heute und im 19. Jahrhundert miteinander vergleicht. Über die Bedeutung des Dessousmarktes fürs Sexleben und die Folgen des Casual-Datings erfährt Hobrack bei Illouz Wissenswertes und lässt sich von ihr die sozialen Bedingungen zur Entfaltung von Gefühlen erläutern. Dass die Autorin überwiegend eine von Zuschreibungen bestimmte Frauenperspektive nutzt, findet die Rezensentin fragwürdig. Was der Analyse fehlt, ist laut Hobrack auch die Reflexion der medialen Formen Brief und Chat sowie eine Untersuchung der Klassenfrage in Liebesdingen.