Milos Vec

Recht und Normierung in der Industriellen Revolution

Neue Strukturen der Normsetzung in Völkerrecht, staatlicher Gesetzgebung und gesellschaftlicher Selbstnormierung
Cover: Recht und Normierung in der Industriellen Revolution
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783465034902
Broschiert, 491 Seiten, 79,00 EUR

Klappentext

Die intensive Auseinandersetzung des Rechts mit den Herausforderungen von Technik und Wirtschaft hat im 19. Jahrhundert einen tief greifenden gesellschaftlichen Wandel ermöglicht. Infolge neuer Strukturen der Normsetzung entstanden ein neues Rechtsquellensystem und ein Normenpluralismus. Als normsetzende Akteure traten dabei auf: die internationale Staatengemeinschaft, die über völkerrechtliche Verträge und neue zwischenstaatliche Institutionen das Völkerrecht zu einem Kooperationsrecht umgestaltete; auf nationaler Ebene entwickelte sich zwischen parlamentarischem Gesetzgeber, Vereinen, Verbänden und technisch-wissenschaftlichen Institutionen eine Expertengesetzgebung sowie eine institutionalisierte überbetriebliche technische Normung, die in gesellschaftlicher Selbstorganisation stattfand. Auf diesen Feldern wirkten Juristen, Techniker, Ingenieure und andere vielfach vernetzte Expertengruppen zusammen. Die so entstandenen Normen erstrebten nicht nur reaktiv eine "Bewältigung" der Gefahren der Industrialisierung, vielmehr sollten Innovationen erst ermöglicht werden. Dabei wurden neue Steuerungsinstrumente entwickelt, die bis heute Gültigkeit behalten haben; der werdende Staat der Industriegesellschaft diente als Laboratorium für die Schaffung neuer Regelungsmodelle, deren Aktualität in der "Postmoderne" eher noch zuzunehmen scheint.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.06.2006

Milos Vecs Studie über Normenerstellung in der "Industriellen Revolution" hat David Gugerli nachhaltig beeindruckt. Mit bewunderungswürdiger Kenntnis der Forschungsliteratur, wie der Rezensent lobt, stellt der Autor anhand von drei Beispielen, nämlich der Meterkonvention von 1875, der deutschen Elektrizitätsgesetzgebung und der Normschraube, die aufwendigen juristischen, normativen und technischen Regelungen dar, die der Organisation des internationalen Wirtschaftswachstums dienen sollten. Dass sich der Autor in seiner Habilitationsschrift auf die Industrialisierung der späten 1880er Jahre konzentriert und frühere Phasen außer Acht lässt, findet der Rezensent richtig und verständlich, da sich erst zu dieser Zeit ein "organisierter Kapitalismus" herausbildete, wie er erklärt. Eine mit Gewinn zu lesende Studie, resümiert Gugerli, der nach der Lektüre das Gefühl hat, auf diesem Gebiet nun mitreden zu können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.2006

Ein "wichtiges Buch" sieht Christoph Möllers in Milos Vecs rechtsgeschichtlicher Habilitationsschrift über die Beziehungen von Politik, Wirtschaft, Technik und Recht während der Industriellen Revolution. Der Autor widmet sich Möllers zufolge zunächst der internationalen Verwaltungszusammenarbeit durch völkerrechtliche Verträge am Beispiel der internationalen Einführung des metrischen Systems, untersucht dann als Beispiel einer parlamentsgesetzlichen Regelung das Reichsgesetz zur Vereinheitlichung elektrischer Maßeinheiten, um schließlich die Standardsetzung durch private Normierungsverbände anhand des Kampfs um die "deutsche Normalschraube" darzulegen. Dabei entwickle Vec ein "vorsichtiges, immer wieder differenziertes, schwer verallgemeinerbares Bild" von den Beziehungen zwischen technischer Expertise, wirtschaftlichem Regelbedarf, politischer Entscheidung und Recht. Dass sich Vec Autor nicht lange mit methodischen Vorüberlegungen aufhält und ganz der Darstellung seines Gegenstandes vertraut, wertet Möllers nicht unbedingt als Nachteil, auch wenn er die grundlegende Reflexion der Frage, was da eigentlich beschrieben werde, etwas vermisst.
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