Peter Scholl-Latour

Afrikanische Totenklage

Der Ausverkauf des Schwarzen Kontinents
Cover: Afrikanische Totenklage
C. Bertelsmann Verlag, München 2001
ISBN 9783570005446
Gebunden, 472 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

30 meist farbige Fotos und Karten auf Tafeln. Zentralafrika versinkt zunehmend in Gewalt und Chaos. Peter Scholl-Latour zieht Bilanz seiner aktuellen Reisen ins "Herz der Finsternis. Er beschreibt die sozialen und kulturellen Hintergründe, die ein friedliches Leben erschweren, und er nennt die Verantwortlichen: vor allem die westlichen Industrienationen. Er entlarvt Hilflosigkeit und Desinteresse einerseits sowie skrupellose Ausbeutung der wertvollen Rohstoffe andererseits. Klar wird: Heute, in der postkolonialen Zeit, sind es die gewaltigen Konsortien sowie die Mineral- und Erdölgesellschaften, die das Sagen haben. Scholl-Latours Fazit: In Anbetracht der katastrophalen Situation erscheint die ehemalige europäische Kolonisation im Rückblick als eine "relativ humane Form" der Fremdherrschaft.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.02.2002

Ein "schreckliches Zeugnis des Ressentiments und der Selbstüberschätzung" stellt für Ulrike Herrmann das Afrika-Buch des journalistischen Urgesteins der Öffentlich-Rechtlichen, Peter Scholl-Latour, dar. Nach 50 Jahren Korrespondententätigkeit hat der Journalist seine Afrika-Erfahrungen zusammengefasst, aber in Wahrheit, so Herrmann, nur seine Ressentiments aufgefrischt. Fast alles findet Herrmann ärgerlich: Abenteuer würden eitel angedeutet, aber nie erzählt, die Menschen ausschließlich in rassistischen Kriterien erfasst (selbst Europäer), Frauen kämen nur als Sexobjekte vor, und Afrikaner bloß, wenn sie einen höheren gesellschaftlichen Rang bekleideten, als Slumbewohner oder einfache Bauern hätten sie keine Chance, in Scholl-Latours Berichten eine Rolle zu spielen. Denn in Wirklichkeit interessiere sich der Journalist überhaupt nicht für die Menschen und für den Kontinent auch nicht - der sei ihm eigentlich zuwider. Politisch wiederholt Scholl-Latour laut Herrmann eine einzige These: die von den Supermächten USA und Frankreich, die im Krieg um Diamanten, Öl und Gold Stammesfehden anzetteln und Söldnerheere das Land verwüsten lassen. Ihr Fazit: ein einziges Ärgernis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.02.2002

Dieses Buch taugt leider überhaupt nichts - es sei denn, man ist daran interessiert, "wie lange Scholl-Latour mit einem ... in Kisangani lebenden Belgier Whiskey trinken kann", schimpft Rezensent Michael Bitala noch mehr verwundert als enttäuscht, denn er ist von dem Autor ganz anderes gewohnt. So empfiehlt er denn auch Lesern, die das heutige Afrika verstehen wollen, ein älteres Buch von Scholl-Latour: "Mord am großen Fluss" von 1986. Während der Autor früher recherchiert hat, verbreitet er heute Gerüchte und lässt sich die Welt von einem Transportunternehmer in Uganda die Lage "nach dem Völkermord in Ruanda" erklären, ärgert sich der Rezensent. Das ist "ungefähr so, als wenn man am Münchner Hauptbahnhof in ein Taxi stiege und sich vom Fahrer die geostrategischen Ziele der USA nach dem Ende der bipolaren Welt skizzieren ließe", lautet der schönste Satz in Bitalas Verriss.
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