Misha Aster

Das Reichsorchester

Die Berliner Philharmoniker und der Nationalsozialismus
Cover: Das Reichsorchester
Siedler Verlag, München 2007
ISBN 9783886808762
Gebunden, 398 Seiten, 21,95 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Wolf Lepenies. Die Berliner Philharmoniker, eines der bekanntesten Orchester der Welt, dienten den Nationalsozialisten als kulturelles Flaggschiff und Propagandainstrument. Der Historiker und Opernregisseur Misha Aster erzählt in seinem Buch davon, wie "die Berliner" für Hitler spielen mussten und wie der Spagat zwischen Kunst und Politik das Orchester vor eine Zerreißprobe stellte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.11.2007

Großen Respekt zollt Hans-Jürgen Linke dieser Studie über das Berliner Philharmoniker Orchester während des Dritten Reichs, die Misha Aster vorgelegt hat. Er lobt die profunden Kenntnisse des Autors, seine gründliche Auswertung zahlloser Quellen, die genaue, hellsichtige und stets nüchtern-sachliche Argumentation sowie die ausgewogene Darstellung. Deutlich werden für ihn nicht nur die komplizierte Situation des Orchesters, die mit dem Stichwort einer völligen Instrumentalisierung durch die Nazis nicht zutreffend beschrieben wäre, sondern auch die Privilegien der Philharmoniker und nicht zuletzt ihr subtiler Widerstand. Interessant findet Linke die Ausführungen über die Rolle Furtwänglers und das Schicksal der jüdischen Musiker. Besonders unterstreicht er die besonnene, faire Betrachtungsweise des Autors, der niemanden voreilig schuldig spreche, aber gleichwohl sehr präzise zeige, "wie sich das Orchester (...) in Zusammenhänge verstrickte, für die es dadurch in hervorgehobener Position Mitverantwortung übernahm."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Misha Aster, Opernregisseur und Historiker, untersucht die Geschichte der Berliner Philharmonier im Dritten Reich. Nicht - und diese Feinheit ist der Rezensentin Julia Spinola wichtig - aber seine Geschichte "unter" den Nationalsozialisten. Indem Aster nämlich beides getrennt halte, gelinge es ihm, zum einen das Orchester unter seinem Dirigenten Wilhelm Furtwängler als ganz eigenen, in sich komplexen Kosmos darzustellen - und andererseits auch zu zeigen, wie nicht nur die Nazis das Orchester, sondern auch das Orchester seinen besonderen Status auszunutzen versuchten. So stellt er etwa fest, dass das musikalische Programm der Philharmoniker und der Musikgeschmack der Nationalsozialisten schon von Anfang an gut zusammenpassten. Spinola lobt, dass Aster ein "anschauliches Bild" des Orchesters und seiner Situation entwerfe und auch durch den Verzicht auf alle Einseitigkeiten überzeuge.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.09.2007

Hohe Anerkennung zollt Rezensent Wolfgang Schreiber dieser umfangreichen Studie über die Berliner Philharmoniker im Dritten Reich, die Misha Aster vorgelegt hat. Die Absicht des Autors, die Beziehung des von den Nazis ebenso instrumentalisierten wie privilegierten Orchesters zum NS-Staat detailliert darzustellen, scheint ihm vollauf gelungen, zumal Aster bei seiner wissenschaftlichen Aufarbeitung der Verhältnisse im und um das Orchester und der treffend beschriebenen Person und Rolle Furtwänglers nie das Ganze aus dem Blick verliert. Den oft behaupteten Mangel an historischen Dokumenten über die Philharmoniker während der NS-Zeit sieht er durch Asters Arbeit widerlegt. Er unterstreicht Asters Auswertung von zahllosen Quellen, darunter die im Bundesarchiv Berlin aufbewahrten Unterlagen aus Goebbels' Propagandaministerium sowie etliche Dokumente aus Privatsammlungen. Auch die bisherige Forschung habe der Autor stets "souverän" im Blick. Neben den Kapiteln über die Orchestermusiker, das die Situation jüdischer Musiker verdeutlicht, und über den Dienst fürs Regime hebt Schreiber den Epilog über die erste Nachkriegszeit mit "Entnazifizierung" und die Berufung Karajans 1954 hervor.
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