Dieter Stolte

Wie das Fernsehen das Menschenbild verändert

Cover: Wie das Fernsehen das Menschenbild verändert
C.H. Beck Verlag, München 2004
ISBN 9783406522536
Gebunden, 204 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Menschen, Quoten, Sensationen - seit der Einführung der privaten Sender ist das Fernsehen zu einer Manege geworden, in der wir tagtäglich die bizarrsten Darbietungen bestaunen dürfen. Wer bei Big Brother gedacht hat, nun sei der Tiefpunkt erreicht, der hat den Einfallsreichtum der professionellen Niveausenker unterschätzt. Eine neue Welle von Formaten, bei denen Eintagsfliegen zu Superstars hochgejubelt oder Kandidaten im Dschungel ekelhaften Mutproben ausgesetzt werden, schwappt durch die Sender. Es liegt auf der Hand, dass dieser Quotennihilismus auf Dauer unser Menschenbild verändert. Aber natürlich ist nicht alles am Fernsehen deshalb negativ - im Gegenteil. Das Fernsehen leistet ebenso einen einzigartigen Beitrag zur Information und Meinungsbildung der Bevölkerung, und mit seinen Unterhaltungsprogrammen erfüllt es für Millionen Menschen ein legitimes Bedürfnis nach Entspannung. Gerade diese Doppelgesichtigkeit des Mediums Fernsehen aber wirft die Fragen auf, wo das Qualitätsfernsehen aufhört und der Trash beginnt und warum das Qualitätsfernsehen so wichtig ist, um ein mit unseren Grundwerten übereinstimmendes Menschenbild zu bewahren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.02.2005

Ziemlich parteiisch scheint Rezensentin Bettina Schuler dieses Buch aus der Feder des ehemaligen ZDF-Intendanten Dieter Stolte. Durch einen Vergleich von öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehprogrammen suche Stolte zu beleuchten "Wie das Fernsehen das Menschenbild verändert". Keineswegs betrachte er das Fernsehen von vornherein als Ursache für den Kultur- und Werteverfall. Als störend empfindet Schuler allerdings Stoltes Neigung zu einer "sehr einseitigen Polarisierung" von öffentlich-rechtlich-gutem auf der einen und privat-bösem Fernsehen auf der anderen Seite, die er mit den immergleichen Beispielen begründe. Vor allem bei der Analyse von Daily Talks, Soaps oder Gerichtsshows erkläre er die großen privaten TV-Anstalten gerne zum gesellschaftlichen Sündenbock, während die Öffentlich-Rechtlichen nach Stolte die Fahne des guten Anstandes hochhalten. Zudem kritisiert Schuler, dass Stolte nirgendwo auf die unterschiedliche Zuschauerrezeption solcher Formate eingeht, was sie bezüglich des Menschenbildes, welches das Fernsehen innerhalb der Gesellschaft zeitigt, sehr aufschlussreich fände. Stattdessen biete Stolte einen einfachen Formate-Vergleich, bei dem - wen wundert's? - das ZDF immer besonders gut abscheidet. "Stoltes bedachtes Plädoyer für ein verantwortungsbewusstes und humanes Fernsehen", resümiert die Rezensentin, "wird dadurch zu einer Lobrede auf die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, in der die Mainzelmännchen als einzige Retter in der Not in Aktion treten".