Joachim Schummer

Nanotechnologie

Spiele mit Grenzen
Cover: Nanotechnologie
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783518260234
Taschenbuch, 172 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

In der bisherigen Wissenschafts- und Technikgeschichte ist Nanotechnologie eine Besonderheit, weil sie weniger von Wissenschaftlern als von außerwissenschaftlichen Akteuren kreiert wurde. Zwar wird Nanotechnologie oft als Grundlage der nächsten industriellen Revolution propagiert. Tatsächlich ist Nanotechnologie jedoch gar keine begrifflich klar fassbare Technik, sondern ein Sammelbegriff für ganz disparate Forschungsgebiete aus fast allen Natur- und Ingenieurswissenschaften, die jeweils unter ökonomischen Gesichtspunkten vielversprechend erscheinen. Nanotechnologie erscheint eher als eine globale soziale Bewegung, die sich zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit formiert und die Überschreitung traditioneller Abgrenzungen ausprobiert. In diesem Sinne könnte Nanotechnologie tatsächlich die Technologie des 21. Jahrhunderts werden. Die Geisteswissenschaften haben sich aus diesem Prozess mehr oder weniger ausgegliedert. Doch gerade die Nanotechnologie und ihre gesellschaftlichen Implikationen erfordern eine forcierte Zusammenarbeit zwischen Natur-, Technik- und Geisteswissenschaften, wozu der Band konkrete Vorschläge entwickelt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.03.2010

Gewissenhaft referiert Manfred Lindinger all die Kritikpunkte, die Joachim Schummer in seinem Buch gegen den Hype der Nanotechnologie vorbringt. Nach Darstellung des studierten Philosophen, Chemiker und Soziologen verdankt sich der beispiellose Erfolg der jungen Forschungsrichtung beziehungsweise Technik einer von Bill Clinton 2000 angestoßenen politischen Initiative, der sich zahllose Wissenschaftler aller Länder verschrieben, nicht zuletzt aus Angst, den Anschluss zu verlieren, erklärt der Rezensent. Dabei ist laut Schummer die Nanotechnik gar keine spezifische Forschungsrichtung, sondern ein "multidisziplinäres Konglomerat", informiert uns Lindinger. Insbesondere das Kapitel, in dem der Autor beschreibt, wie der Begriff der Nanotechnologie aus Eric Drexlers visionärem Buch "Engines of Creation" von 1986 gesellschaftliches Interesse erregte, von amerikanischen Wissenschaftlern aufgegriffen wurde und schließlich die Nanotechnologie-Initiative von 2000 hervorbrachte, hat den Rezensenten sehr gefesselt, wie er betont. Was er selbst von den Positionen des Autors hält, lässt Lindinger allerdings nicht durchblicken.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2010

Rezensent Uwe Justus Wenzel begrüßt Joachim Schummers Buch über Nanotechnologie. Allerdings ist er nicht hundertprozentig glücklich damit. Immer wieder hält er die Ausführungen des Autors für unübersichtlich. Während ihm Schummers Erläuterungen über die Ursprünge der Nanotechnologie im Wechselspiel von Science Fiction und Wissenschaftspolitik sehr erhellend erscheinen, findet er die Passagen über das, was sich eigentlich hinter den Sammelbegriffen Nanotechnologie und Nanowissenschaft verbirgt, doch recht komplex, ja "unübersichtlich". Dies insbesondere dann, wenn der Autor neben metaphysischen auch noch epistemologische, ethische und ästhetische Aspekte ins Spiel bringt. Wenzel moniert die Darlegung einer Überfülle von heterogenen und teils widersprüchlichen Aspekten und vermisst "stringente Gedanken". Am Ende wird "Nano" zu seinem Bedauern zu einer "Chiffre für alle Geheimnisse des modernen Wissenschaftsbetriebs".