Mark Twain

Twains Tierleben

Cover: Twains Tierleben
Rogner und Bernhard Verlag bei Zweitausendeins, Hamburg 2002
ISBN 9783807701288
Gebunden, 212 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Maxwell Geismar. Aus dem Amerikanischen von Thomas Mohr. Mit Illustrationen von Christian Farner. Stammt der Mensch vom Tier ab? Im Prinzip ja. "Higher Animals" lautet der Originaltitel des Buches, und wer die höheren Lebewesen sind, das ist für Mark Twain vollkommen klar: die Tiere. Maxwell Geismar, der amerikanische Literaturwissenschaftler und Mark Twain-Experte, hat sich die Mühe gemacht, aus dem Gesamtwerk Twains alle Tier-Texte zusammenzutragen. Er präsentiert sie in klassisch lexikalischer Form: Affe, Alligator, Ameise, Anakonda, Bär, Bienenkönigin, Dachshund, Elefant, Eule, Fliege, Frosch, Gorilla, Hai, Hund, Kamel, Kaninchen, Kobra, Krähe, Kuh, Maultier, Moskito, Nautilus, Pudel, Schildkröte, Spinne, Truthahn und viele andere mehr folgen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.02.2003

Rezensent Thomas Hermann hat sich bei der Lektüre dieses "herrlich skurrilen Bestiariums" bestens amüsiert. Der Band "Twains Tierleben" wurde vom Twain-Spezialisten Maxwell Geismar zusammengestellt und bereits 1976 veröffentlicht, berichtet Hermann. Aber das Warten auf die deutsche Ausgabe hat sich seines Erachtens gelohnt, denn das Resultat sei überzeugend: der "prächtig illustrierte" und "vortrefflich übersetzte" Band versammelt laut Rezensent fast 70 Ausschnitte aus Romanen, Reiseberichten und anderen autobiografischen Schriften Mark Twains in alphabetischer Reihenfolge, von den "Affen auf den Minaretten" bis zu den "Wespen". Wie Hermann ausführt, parodieren Twains Tierbetrachtungen die naive Gleichsetzung tierischer Eigenschaften mit entsprechenden Bibelstellen und moralischen Lehren der Physiologus-Tradition ebenso wie die "exakten" naturwissenschaftlichen Beschreibungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Stets stoße Twain auf das Menschliche im Tier und das Tierische im Menschen, eine Optik, die Christian Farner mit seinen an wissenschaftliche Tafeln erinnernden Illustrationen glänzend unterstützt, freut sich Hermann. "Die Übertreibung", erklärt Hermann, "gehört bei vielen Texten ebenso zum satirischen Repertoire wie die Parodie oder das Paradox, mit denen Twain Vertrautes hinterfragt, seine Skepsis gegenüber den Fortschritten der Menschheit zum Ausdruck bringt oder seinen Spott über die Naturforscher ergießt". Fazit des Rezensenten: Twain hätte seine Freude an dieser Anthologie gehabt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.01.2003

Die Rezensentin mit dem Kürzel Kbm. erkennt in diesem Buch Mark Twain als "Moralisten, der den Blick auf die Tiere immer wieder nutzte, den Hochmut und die Dummheit der Menschen zu beschreiben". Die Tiere waren jedoch für Twain nicht nur liebenswerter, sondern regten darüber hinaus seine Fantasie an: sie luden den Autor ein, "die Welt des Wahrscheinlichen zu verlassen und in skurrilen Anekdoten fantastische Kapriolen zu schlagen". Die in diesem Buch gesammelten Anekdoten hat der Literaturwissenschaftler Maxwell Geismar aus Werken (Roman, Reiseberichte, Satiren) Twains zusammengetragen. Die "nostalgischen Bilder", die Christian Farner der Sammlung nachträglich beigefügt hat, tun ihren Teil dazu, der "Sehnsucht nach einer Zeit, als Poesie und Wissenschaft noch nicht so scharf voneinander getrennt waren", Ausdruck zu verleihen, findet Kbm.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2002

Lothar Müller stellt den Herausgeber Maxwell Geismar als Twain-Kenner und -Bewunderer vor, der dennoch keine philologischen Skrupel kennt und aus Twains Texten unbekümmert das heran zieht, was ihm ins Konzept passt. So sind auch die Texte dieses "Bestiariums", das 1979 erstmals erschien und nun in deutscher Übersetzung und mit neuen Illustrationen vorliegt, auch keineswegs von Twain so zusammengestellt worden, sondern von Geismar aus den verschiedenen Büchern des amerikanischen Schriftstellers ausgesucht worden, erläutert Müller. Trotzdem gefällt ihm dieses "kuriose Buch", in dem Texte Twains zu allerlei Getier versammelt sind, insgesamt recht gut, auch wenn er findet, dass er so manchen "schwächeren Text" enthält. Doch darüber, so der Rezensent versöhnt, "helfen" die Illustrationen von Christian Farner "hinweg". Die Übersetzung ins Deutsche wird von ihm als gut lesbar gelobt, bekommt aber einen kleinen Rüffel, weil sie statt "Pillendreher" für Skarabäus "Pillenwälzer" gesetzt hat.
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