Barbara Beuys

Der Preis der Leidenschaft

Chinas große Zeit: das dramatische Leben der Li Qingzhao
Cover: Der Preis der Leidenschaft
Carl Hanser Verlag, München 2004
ISBN 9783446205444
Gebunden, 487 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

In der Song-Zeit, als in Europa Buchdruck und Papier noch unbekannt waren, in einer Hochkultur mit Millionenstädten, Buchhandlungen und Luxuswaren, lebte Chinas größte Dichterin Li Qingzhao (1084 - ca. 1155; ausgesprochen Li Tschingdschau). Sie schreibt von ihrer Liebe, ihrem Heimweh, ihrer Trauer. Freimütig fasst sie ihre erotischen Reize in Verse, mutig greift sie aktuelle Themen auf und kritisiert politische Intrigen.
Li Qingzhao profiliert sich auch als selbstbewusste Partnerin in einem außergewöhnlichen Ehe-Team: mit Zhao Mingcheng hat sie eine großartige Sammlung von Handschriften, kostbaren Büchern, historischen Gebrauchs- und Kultgegenständen zusammengetragen. Am Ende muss sie erleben, wie alles in Krieg und Vertreibung untergeht - der Preis der Leidenschaft.
Unterhaltsam, faktenreich und spannend schildert Barbara Beuys das dramatische Leben und das literarische Werk der Dichterin, in dem sich Glanz und Ambivalenz einer wegweisenden Epoche Chinas spiegeln. Verständlich für ein breites Publikum werden die Personen und ihre Zeit verwoben mit rund zweitausend Jahren chinesischer Geschichte und Kultur, die der Song-Epoche vorangehen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2005

Sehr beeindruckt zeigt sich Rezensentin Christiane Hammer von Barbara Beuys Biografie Li Qingzhaos (1084 bis etwa 1155), Chinas bekanntester Dichterin. Das Werk ist für sie wesentlich mehr als "nur" eine Biografie: Hammer sieht darin ein "üppiges Sittengemälde der chinesischen Gesellschaft", nicht nur der Song-Zeit (960 bis 1279), sondern der chinesischen Kultur insgesamt. Überaus "anschaulich" und "lebhaft" schildere Beuys die verschiedensten Lebensbereiche Chinas (Geschichte, Staat, Verwaltung, Recht, Gesellschaft und Kaiserhof, Wirtschaft und Landwirtschaft, Technik, Industrie und Stadtentwicklung, Familie und Medizin, nicht zuletzt auch Philosophie, Religion, Literatur, Kunst und Musik). Etwas kritisch sieht die Rezensentin allerdings die bisweilen "plakativen Aktualisierungen", die Beuys vornimmt, wenn sie etwa von "Partys", "Wirtschaftswunder" oder "Bodyguards" spricht. Angesichts der äußerst spärlichen Datenlage zu Leben und Werk Li Qingzhaos erscheint es ihr zudem fraglich, ob das Buch der Dichterin als realer Person tatsächlich näher kommt. Allerdings verblasse diese Kritik vor dem "stupenden kulturgeschichtlichen Wissen", das Barbara Beuys so "spannend und leserfreundlich" zu einem "lebendigen Panorama" aufbereitet habe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.11.2004

Recht angetan zeigt sich Rezensent Karl-Markus Gauß von diesem Buch von Barbara Beuys, das wesentlich mehr ist als nur eine Biografie der Dichterin Li Qingzhao (1084 -1155). Er sieht darin eine chinesische Kulturgeschichte von beiläufig 2000 Jahren, die ungemein informativ alles Mögliche an Wissenswertem ausbreite - von der Erziehung der Mädchen über die Herstellung von Papiergeld oder Rattan-Möbeln bis zur erstaunlich liberal konzipierten Strafjustiz. Zwar moniert Gauß, dass sich die Gelehrsamkeit des Werkes gelegentlich etwas "wusthaft" ausnehme. Auch verliere Beuys das Objekt ihrer Darstellung, die Dichterin Li Qingzhao, "mehr als einmal" Augen, so dass der Leser vor lauter Exkursen oft nicht mehr wisse, worum es eigentlich gehe. Aber er hält Beuys' Vorgehen andererseits für sinnvoll, da auch dem gebildeten Leser die Voraussetzungen eines solchen Frauenlebens in der zivilisatorischen Blüte im China der Song-Dynastie gänzlich unbekannt sein dürften. Und weil Beuys dies alles "auf spannende Weise" erzählt, lässt der Rezensent Nachsicht walten und vergisst gern, "dass die Autorin uns eigentlich etwas anderes, die Biografie einer großen Liebenden, der Dichterin Li Qingzhao, versprochen hatte."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Zwar ist dem deutschsprachigen Raum kein Sinologe wie Jonathan Spence vergönnt, an dessen Chinabildern man sich erbauen und erfreuen könnte, aber es gibt immerhin Barbara Beuys! Sie hat mit diesem Buch "ein großes Zeitbild" des mittelalterlichen Chinas geschaffen, so Rezensent Jürgen Osterhammel, "mit einer kleinen Figur im Vordergrund": der Dichterin Li Qingzhao. Zwar könne Beuys das Handikap, keinen unmittelbaren Zugang zu den in klassischem Chinesisch verfassten Quellen zu haben und auch sonst über wenig biografisches Material zu verfügen, nicht gänzlich abstreifen, doch sei es ihrem "Fleiß, Ernst und ihrem Drang zur Vollständigkeit" zu verdanken, dass dieses Buch so lesenswert geworden ist. Und auch wenn sie manchmal fast etwas zu sorgfältig gearbeitet hat, so der Rezensent, gerade der Beschäftigung mit den so wichtigen Passagen aus Li Qingzhaos Werk tue diese Sorgfalt sehr gut, da die genaue Aufschlüsselung der Bezüge die Bedeutung der Verse nachvollziehbar mache. Auch an der Tatsache, dass sich die Spur der Dichterin ab und an verliert, hat der Rezensent nichts auszusetzen, denn kaum erscheint sie, besticht sie - dank ihrer Verse - durch "stärkste Präsenz". Dieses Buch, so das Fazit des Rezensenten, vermittelt einem das "angeblich Fremde" aus nächster Nähe - dank Barbara Beuys' "kundiger" und taktvoller Hand.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2004

Der "lx" zeichnende Rezensent ist hoch beeindruckt vom Leben der chinesischen Dichterin Li Qingzhao, die in Deutschland allerdings höchstens unter Akademikern bekannt sei. Dabei habe sie es geschafft, bereits im 12. Jahrhundert als Frau zu einer anerkannten Literatin zu werden, wie Barbara Beuys in ihrer "sorgfältig recherchierten und faktenreich erzählten Biografie" darlege. Das Schöne an diesem Buch sei dabei, so der Rezensent, dass es Beuys gelinge, zwar in die Vergangenheit zurück zu blicken, dabei aber gleichzeitig auch ein Verständnis für sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart Chinas beim Leser zu wecken.