Charles Dickens

Das Geheimnis des Edwin Drood

Roman
Cover: Das Geheimnis des Edwin Drood
Manesse Verlag, Zürich 2001
ISBN 9783717519768
Gebunden, 765 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Burkhart Kroeber. Fortgeschrieben und zu Ende geführt von Ulrike Leonhardt. Was sein Freund, der erfolgreiche Thriller-Autor Wilkie Collins, konnte, das wollte er auch beweisen - sich und der Welt. Und wäre Dickens nicht über der Arbeit an seinem letzten Roman gestorben, würde er wohl als Begründer der niveauvollen Kriminalliteratur gelten. Doch selbst als ungelüftetes Geheimnis ist "Edwin Drood" berühmt geworden und hat Generationen von begeisterten Lesern zum Weiterspinnen des Plots angeregt. Mit der Fortschreibung des Romans durch Ulrike Leonhardt erfahren die sogenannten "Droodiana" nun eine Bereicherung. Die von ihr angebotene "Lösung des Falls Edwin Drood" ist freilich kein Akt der Willkür, sondern beglaubigt durch Originalillustrationen, die der Autor 1870 noch persönlich in Auftrag gegeben hatte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.08.2002

Eine äußerst vergnügliche Lektüre hat Charles Dickens letzter Roman dem Rezensenten Bruno Preisendörfer bereitet. Nicht nur alle Qualitäten des Autors hat er hier wiedergefunden, sondern mehr: nämlich "Elemente der damals gerade modisch werdenden Schauergeschichte". Dickens starb, bevor er seinen Roman beenden konnte. Die Herausforderung, seine Geschichte fortzuschreiben, hat Dickens-Forscherin Ulrike Leonhardt nach Ansicht des Rezensenten jedoch sehr gut gelöst. Das ist besonders viel wert in Anbetracht "der ungleichen Verteilung des Risikos des Tadels und der Chance auf Anerkennung", findet Preisendörfer. Es ist nicht der erste Versuch von Schriftstellern und Dickensforschern, diese Geschichte zu Ende zu bringen. Doch Leonhardt erweist sich nach Preisendörfers Meinung als besonders "kluge, eloquente Handlangerin" des englischen Schriftstellers, und auch inhaltlich findet er ihre Auflösung von Edwin Droods Geheimnis "überzeugend und mitreißend".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2002

Als Charles Dickens starb, hinterließ er seinen Roman "The Mystery of Edwin Drood" unvollendet. Seither rätseln Leser und Wissenschaft, wie es hätte ausgehen können, auch Fortsetzungen hat man geschrieben - und genau daran hat sich nun erstmals eine deutsche Autorin gewagt. Sie ergänzt das 22 Kapitel umfassende Fragment um 16 eigene. Zum Glück hinterließ Dickens nichts als offene Fragen, das Verschwinden Edwin Droods aus der Kleinstadt Cloisterham betreffend. Ulrike Leonhardt - von den Schulen, die sich gebildet haben, gehört sie zu der, die an einen Mord glaubt - hat eifrig recherchiert, das Zeitbild ist, wie die Rezensentin Susanne Ostwald findet, im Grunde stimmig. Jedoch meine Leonhardt es vielfach zu gut, schwanke zwischen "Betroffenheitsprosa" und Imitation. Außerordentlich problematisch findet die Rezensentin auch die Wahl der Übersetzung - in deutscher Sprache fortgeschrieben wird nämlich die von Burkhart Kroeber für Fruttero/Lucentinis detektivischen Drood-Roman geschaffene, die freilich durch den direkten Bezug auf die Ergänzung modern verfremdet ist. So bleibt, resümiert Ostwald, auch dieser Fortsetzungsversuch notgedrungen "unbefriedigend".