Salvatore Settis

Die Zukunft des 'Klassischen'

Eine Idee im Wandel der Zeiten
Cover: Die Zukunft des 'Klassischen'
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783803151728
Gebunden, 109 Seiten, 19,50 EUR

Klappentext

aus dem Italineischen von Friederike Hausmann. Ausgehend von der Diskussion um die Bildung in einer globalisierten Welt untersucht der italienische Kunsthistoriker Salvatore Settis den Begriff des Klassischen in doppelter Hinsicht: mit Blick auf das 'ewig Klassische', aber auch auf die 'Klassik' der Antike.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.08.2005

Durchaus aufschlussreich, wenn auch nicht wirklich originell, erscheint Johan Schloemann dieser Essay über das Konzept des "Klassischen" von Salvatore Settis. Der italienische Archäologe und Kunsthistoriker befürchte, dass die griechische und römische Antike heute durch eine Mischung von grundsätzlicher Bekanntheit und fortschreitender konkreter Unbekanntheit in der allgemeineren Öffentlichkeit wieder klassischer erscheint, als sie es eigentlich war. Es bestehe die Gefahr, dass die Antike zu einem statischen Urgrund erstarre, ohne auf ihre anregenden Widersprüche befragt zu werden. Settis' Ausführungen über Griechenkult, Wiedergeburtsideen und Ruinenseligkeit findet Schloemann "erhellend", die Lektüre insgesamt "kurzweilig". Allerdings kann er sich des Verdachts nicht erwehren, dass Settis sich zunehmend verliert. Er hält dem Autor vor, offene Türen einzurennen, wenn er fordert, das Anthropologische, das "Andere" sei in der Sicht der Antike stärker zu berücksichtigen. Unklar ist ihm auch, was Settis mit seinem Essay eigentlich erreichen will: "Und - was folgt denn nun für die Zukunft aus diesem Text, der sich nicht entscheiden kann, ob er eine Beschreibung oder eine Forderung sein will?"
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.05.2005

Heinz Schlaffer kann sich mit Salvatore Settis' Schrift über "Die Zukunft des 'Klassischen'" nicht anfreunden. Obzwar er dem Autor zugesteht, dass sein schmaler Band einen kompakten Überblick über die wechselvolle und widersprüchliche Rezeptionsgeschichte des Klassik-Begriffs zu geben vermag, ist die Mängelliste ungleich länger. So renne Settis beispielweise offene Türen ein, indem er gegen eine unkritische Indienstnahme der Antike für die Gegenwart anschreibe und einen Begriff entmystifizieren will, der seinen Zauber ohnehin längst verloren habe. Zumindest in Deutschland, so Schlaffer, habe jegliche "normative Vorstellung vom Klassischen" schon seit einem halben Jahrhundert ausgedient. "Man darf sich von Settis' Essay weder neues Material noch neue Einsichten zum Nachleben der Antike in der Moderne erwarten", lautet dann auch das ungnädige Rezensentenurteil. Richtig schlimm aber werde es dort, wo sich der "Historiker" Settis zum "Prognostiker" aufschwingt und über unser zukünftiges Verhältnis zum 'Klassischen' orakelt. Hier "verzichtet er auf das zuverlässige Werkzeug seines gelehrten Metiers und überlässt sich den Tagesmeinungen seiner ungelehrten Zeitgenossen", schimpft Schlaffer.
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