Edward St. Aubyn

Am Abgrund

Roman
Cover: Am Abgrund
Piper Verlag, München 2013
ISBN 9783492055413
Gebunden, 304 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Hübner. Es waren nur drei Tage und Nächte mit Sabine, aber Peter, ein Londoner Banker wie aus dem Bilderbuch, kann sie nicht mehr vergessen. Auf eine beiläufige Bemerkung von ihr folgt er der Spur der flüchtigen Geliebten bis nach Kalifornien, ohne auch nur ihren Nachnamen zu kennen. Dort trifft er auf Amerikaner in unterschiedlichen Phasen der Selbstfindung. Aber ob beim Sermon eines Antiguru-Gurus auf die spirituelle Freiheit oder Problemen beim tantrischen Sex: Immer muss Peter seine wahre Absicht verbergen - Sabine wiederzufinden. St. Aubyns Spott trifft wie ein Präzisionsgewehr, doch nie macht er lächerlich, was dem Ganzen eigentlich zugrunde liegt: die Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.01.2014

Ganz frei von autobiografischen Erlebnissen ist auch dieser vor 15 Jahren im Original erschienene Roman von Edward St Aubyn nicht, meint Kathleen Hildebrand, die Aubyns Melrose-Saga gut kennt. Anders als dort dreht es sich nun nicht um alten europäischen Adel, sondern um New Age im kalifornischen Esalen Institut, wo, oh Wunder, auch der Autor schon weilte. Was Aubyn laut Rezensentin dazu befähigt, umso treffsicherer zu spötteln über Londoner Banker auf Selbstfindungstrip, Hippies und Gurus und spiritistische Binsenklopperei auf Dinnerpartys der Upper Class. Auch wenn der Autor mitunter zu schwelgerisch spottet, am Ende erkennt Hildebrand in St Aubyns Ausführungen doch immer die Warmherzigkeit des Autors.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.10.2013

Edward St. Aubyns Roman "Am Abgrund", der es nach fünfzehn Jahren jetzt ins Deutsche geschafft hat, ist eine weitgehend plotfreie Satire der westlichen, esoterischen Obsession mit der östlichen Philosophie, berichtet Elmar Schenkel. Ein Wust von Charakteren wühlt im "Supermarkt der Erleuchtungen" nach der passenden Geschmacksrichtung, in so schneller Abfolge jedoch, dass man für keinen von ihnen wirklich Empathie entwickeln kann, kritisiert der Rezensent, den auch irgendwann Aubyns Versuche, Yogis, Pfefferminztee und veganes Hundefutter ins Lächerliche zu ziehen, ermüden. Das Eigenleben der Figuren sträubt sich dagegen, ihr Wunsch nach Erlösung gibt, gegen die Intention des Autors, "Einblicke in die Verwerfungen der postmodernen Seele", erklärt Schenkel.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.09.2013

Sylvia Staude erklärt die biografischen Hintergründe dieses mit 15 Jahren Verspätung auch in Deutschland erscheinenden Romans, in dem der Autor auf freundlich satirische Weise und mit einem breit ausgefächerten Figurenensemble seine Genesung jugendlicher Traumata im esoterisch angehauchten Kalifornien verarbeitet. In den dort zu findenden, von St Aubyn aufs Korn genommenen Heil-Instituten gedeiht vor allem der rhetorische Blödsinn, berichtet die Kritikerin: Es verschwurbeln sich "philosophische Binsenweisheiten" mit "Sprach-Tand" und die Patienten auf Sinnsuche in ihrem Leben überbieten einander bald in dieser Disziplin. Den so entstehenden Therapie-Irrsinn stellt Staude in ihrer Rezension genüsslich aus, um aber zu dem Schluss zu kommen, dass der Autor auch selbst ein wenig übers Ziel hinausschießt. Dennoch weiß sie dessen Ironie zu schätzen.