Margit Schreiner

Heißt lieben

Cover: Heißt lieben
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783895612732
Gebunden, 149 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

"Heißt lieben" erzählt schonungslos vom Leben mit der Mutter, ihrer Unfähigkeit zur Liebe, dem Aufwachsen und Erwachen der Tochter und der eigenen Liebesfähigkeit: "Naturgemäß ist es am schlimmsten, wenn unsere Mütter uns ihre Liebe zeigen wollen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2004

Margit Schreiner nimmt sich des Mutter-Tochter-Verhältnisses an, das, wie Vera Görgen weiß, immer ein kompliziertes ist. Wenn auch nicht unbedingt so kompliziert wie bei Schreiner, welche die psychische Bedrängnis der Tochter mit aufdringlicher Symbolik deutlich macht. Erst jetzt, nachdem sich das Rollenverhältnis umgekehrt hat und die Mutter pflegebedürftig in ein Heim eingeliefert worden ist, kann sich die Tochter ihr zuwenden und ihren lebenslänglichen Flucht- und Widerstandsimpulsen Einhalt gebieten. Vorher, lautet Görgens Analyse, ließ sich die Tochter ein Leben, eine "Identität in Antithese" aufzwingen, was, so der Schluss der Autorin, wie ihn Görgen interpretiert, dazu führt, dass die Tochter zwanghaft in die gleichen Verhaltensmuster wie ihre Mutter verfällt. Also viel Küchenpsychologie ist da am Werk, zu aufdringlich dargeboten, was Görgen eher zur Abwehr, zu Desinteresse verleitet. Auch dass die Leser über die Mutter kaum etwas über das mütterliche Rollenspiel Hinausgehendes erfahren, mäßigt ihre Begeisterung deutlich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.10.2003

Leopold Federmair sieht Margit Schreiners Werk zwei "Wurzeln" entspringen, nämlich der "neuen Innerlichkeit", mit der nicht nur die anderen, sondern auch man selbst "schonungslos" betrachtet werden, und die Bezugnahme auf Thomas Bernhard, der als Ton oder als "Rolle" immer wieder in den Büchern Schreiners auftaucht. Der vorliegende Roman, der den Tod der Mutter und die Geburt der Tochter der Ich-Erzählerin erzählt, ist einerseits in diesem "Bernhard-Ton" gehalten, der sich in "Verallgemeinerungen und Übertreibungen" ergeht, andererseits berichtet er intim und zart aus dem Innenleben der Ich-Erzählerin, so der Rezensent angetan. Dabei entstehe keineswegs ein "uneinheitlicher" Text, sondern vielmehr eine aufeinander Bezug nehmende Symbolik ohne "überzogenen Bedeutungsanspruch", lobt Federmair. Er preist das Buch als bei aller beeindruckenden Komplexität "leicht lesbar, spontan und sinnlich" und findet hier überzeugend demonstriert, dass eine Geschichte auch dann "spannend" sein kann, wenn man weiß, wie sie endet. Schreiner verfolgt eine "Ästhetik", bei der sich "Strenge und Lockerheit" verbinden, so der Rezensent begeistert, was er nicht zuletzt in den "Schlampereien", die das Buch auch enthält und von denen er nicht weiß, ob sie beabsichtigt sind oder nicht, bestätigt findet.
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