Claudia Däubler-Hauschke

Geburt und Memoria

Zum italienischen Bildtyp der deschi da parto. Diss..
Cover: Geburt und Memoria
Deutscher Kunstverlag, München 2003
ISBN 9783422063853
Gebunden, 388 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Aus Leon Battista Albertis Schrift 'Della Famiglia' wissen wir, wie sehr das Patriziat um das Fortleben der eigenen Familie in den nächsten Generationen und um ihr Andenken, die Memoria, besorgt war. Zahlreiche Stiftungen und Kunstwerke legen Zeugnis davon ab. Auch 'deschi da parto' (Geburtstafeln) sind Teil dieser Familienmemoria. Sie wurden meist zur Geburt des ersten Kindes in Auftrag gegegen, im wichtigsten Raum des Hauses präsentiert und über die männliche Linie vererbt. Dabei hielten sie nicht nur die Erinnerung an ein freudiges Ereignis wach, sondern sie appellierten an kommende Generationen, das Weiterleben der Familie über den eigenen Tod hinaus zu sichern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.08.2003

Die Schätze der Florentiner Archive scheinen nie zu versiegen, staunt Michael Thimann, denn auch diesmal ist eine Kunsthistorikerin fündig geworden und kann mit erstaunlichen Resultaten aufwarten. Claudia Däubler-Hauschkle hat sich der "Deschi da parto" angenommen, der Geburtsteller aus der Frührenaissance, die beidseitig bemalt waren und eine doppelte Funktion besaßen, wie Thimann erklärt: zum einen wurden der frisch entbundenen Frau darauf ritueller Weise Speisen gereicht, zum anderen fixierten sie einen "handfesten genealogischen Anspruch", so der Rezensent. Als Haushaltsgegenstände sind viele Hundert dieser Geburtstafeln des Florentiner Bürgertums inventarisiert und dokumentiert, erhalten geblieben sind insgesamt jedoch nur siebzig Stück, bedauert der Rezensent. Schon im 16. Jahrhundert starb die Tradition der Geburtsteller aus, die ebenso Aufschluss gibt über die Lebenswelt im 15. Jahrhundert wie auch über die Vermittlung antiker Stoffe "im Bilderverkehr der frühen Neuzeit", wie Thimann schreibt. Kritische Anmerkung des Rezensenten: die Forschungen Aby Warburgs wurden nicht ausreichend zur Kenntnis genommen.
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