Tom Mannewitz

Politische Kultur und demokratischer Verfassungsstaat

Ein subnationaler Vergleich zwei Jahrzehnte nach der deutschen Wiedervereinigung
Cover: Politische Kultur und demokratischer Verfassungsstaat
Nomos Verlag, Baden-Baden 2015
ISBN 9783848721108
Gebunden, 548 Seiten, 128,00 EUR

Klappentext

Politische-Kultur- und Demokratieforschung gehören spätestens seit der dritten Demokratisierungswelle zu den dynamischsten Subdisziplinen der internationalen Politikwissenschaft. Diese Studie modifiziert und überführt das Konzept der "Embedded Democracy" in eine wertezentrierte, zweidimensionale Typologie politischer Kultur. Sie unterscheidet Haltungen zu obligatorischen von Haltungen zu fakultativen Elementen konstitutioneller Demokratie und widmet sich im empirischen Teil der Frage, ob es in Deutschland über zwei Jahrzehnten nach der Wiedervereinigung so etwas wie eine "innere Einheit" gibt. Der subnationalen Analyse verschiedener Umfragedaten zufolge lässt sich diese These (ebenso wie die zweier politischer Kulturen) allerdings kaum aufrechterhalten - vielmehr haben sich durch historische, sozioökonomische und konfessionelle Friktionen mehrere Regionalkulturen in der Bundesrepublik etabliert, die sich durch je unterschiedliche demokratisch-konstitutionelle Vorstellungen auszeichnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.07.2016

Dass die Spaltung der politischen Kultur Deutschlands gar nicht mehr zwischen Ost und West verläuft, sondern vielmehr zwischen unterschiedlichen Regionalkulturen innerhalb der beiden Landesteile, entnimmt Rezensent Frank Decker diesem seiner Ansicht nach klugen, gewissenhaft recherchierten, methodisch und empirisch ausgezeichneten Buch des Politologen Tom Mannewitz. So liest der Kritiker in dieser Studie, die nach den Wertorientierungen der Bürger gegenüber dem Verfassungsstaat fragt, etwa nach, dass im Süden Deutschlands vor allem eine freiheitlich-wettbewerbliche Grundhaltung vorherrsche, während im Nordwesten eine demokratisch-konstitutionelle Regionalkultur dominiere und in eher sozialistisch-revolutionären Kulturen wie Berlin, Brandenburg und Sachsen das autoritäre Erbe des DDR-Sozialismus stärker nachwirke als etwa in Thüringen, wo die Kirche größeren Einfluss hatte. Ein bedeutender Beitrag zur politischen Kulturforschung in der Bundesrepublik, der aufzeigt, dass die politisch-kulturellen Unterschiede abnehmen und künftige Spaltungslinien mit Blick auf ökonomische Faktoren eher zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen verlaufen, schließt der Rezensent.
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