Martin Pollack

Kaiser von Amerika

Die große Flucht aus Galizien
Cover: Kaiser von Amerika
Zsolnay Verlag, Wien 2010
ISBN 9783552055148
Gebunden, 284 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die Freiheitsstatue: Hunderttausende ließen sich um 1900 von diesem verlockenden Bild über den Ozean locken. Damals hatte in Galizien (heute Polen und Ukraine), dem Armenhaus der Habsburger-Monarchie, eine Welle der Emigration eingesetzt. Kleinbauern, Handwerker, jüdische "Luftmenschen", sie alle suchten eine bessere Zukunft; der Kaiser von Amerika, meinten sie, werde sie nach ihrer Flucht freudig willkommen heißen. Aus dieser Hoffnung entwickelte sich rasch ein einträgliches Geschäft, an dem viele mitverdienten. Schlepper, Agenten, Menschenhändler und die Aussicht auf ein besseres Leben: Martin Pollack erzählt von Menschen, die um 1900 ihr Glück in den USA suchten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2010

Mit großem Gewinn hat Rezensent Cord Aschenbrenner diese Geschichte der galizischen Auswanderung von Martin Pollack gelesen, die der weit verbreiteten romantischen Verklärung dieses Teils des Habsburgerreiches ein Ende bereiten dürfte. Denn der Schwerpunkt dieses Buches liegt nach Aschenbrenners Informationen weniger auf der amerikanischen Seite dieser Auswanderergeschichte als auf der Schilderung des galizischen Elends, das die Menschen zur Flucht zwang. In Österreich-Ungarns ärmster Region herrschten Zustände wie im Mittelalter; Hunger, Seuchen und Alkoholismus drückten die Kleinbauern, Hausierer und Tagelöhner nieder, das weiß Aschenbrenner jetzt. Meist über die Auswanderagenturen in Hamburg und Bremen, Hapag und Lloyd machen sich Hunderttausende von Galiziern auf den Weg in die Neue Welt, wo sie meist eher unfreundlich aufgenommen wurden und sich meist nur als Streikbrecher hervortun konnten, wie Aschenbrenner in einer Episode erzählt. Nur eine Beschriftung der Bilder hätte sich der ansonsten rundum zufriedene Rezensent gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2010

Mit hohem Lob bedenkt Rezensentin Marta Kijowska dieses Buch über den Exodus aus Galizien im neunzehnten Jahrhundert. Dem Autor  von Martin Pollack gelingt es ihres Erachtens überzeugend, mit dem idealisierten Bild aufzuräumen, das in zahlreichen Publikationen über die alte k.u.k.-Provinz dominiert. Demgegenüber zeige Pollack die tatsächlichen Zustände im damaligen Galizien - Hunger, Misswirtschaft, Korruption, Judenhass - auf, die gegen 1880 zu einer großen Fluchtwelle führten. Besonders hebt Kijowska die Beschreibung der Praktiken der Menschhändler hervor, die deutliche Parallelen zu heutigen Schlepperbanden aufweisen, wie sie meint. "Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien" zeichnet sich in ihren Augen durch seine Verbindung von dokumentarischen und literarischen Anspruch aus, durch Sachlichkeit und akribische Recherchen einerseits, den genauen Blick auf individuelle Schicksale andererseits. Das Buch bestätigt für Kijowska, dass Pollack den Preis der Leipziger Buchmesse zur Europäischen Verständigung 2011 völlig zu recht erhält.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.09.2010

Aufarbeitung von Historie in bewährter Form findet Rezensent Thomas Medicus mit Martin Pollacks "Kaiser von Amerika" vor. So ist das Schicksal der galizischen Auswanderer, die im 19. Jahrhundert mit der Hoffnung auf ein besseres Leben über Hamburg und Bremerhaven nach Amerika reisten, von Pollack "solide recherchiert" und "gut lesbar", lobt der Rezensent. Besonders eindrücklich findet er die Bedingungen dargestellt, unter denen ausgereist wurde: Alles andere als Abenteuerlust drängte die Menschen, vielmehr bittere Armut, referiert Medicus, sogar Menschenhändlern seien die Auswanderer zum Opfer gefallen. Ärgerlich findet er es da, dass diesem Werk vom Verlag nicht angemessener Rechnung getragen werde, zum Beispiel in Form von ausführlicherer Information über die zusätzlichen historischen Fotografien sowie einer Literaturliste.
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