Walter Kappacher

Land der roten Steine

Roman
Cover: Land der roten Steine
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446238619
Gebunden, 160 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Die Canyons in den USA: eine Welt voller Einsamkeit und Stille. Wessely, ein Arzt aus dem Salzburger Land, bricht in die Vereinigten Staaten auf, um im Alter über seine Zukunft nachzudenken. Mit Everett, dem wortkargen Fahrer des Jeeps, dringt er immer tiefer in eine Einsamkeit vor, in der er hofft, sich selbst zu finden. Doch findet man das erhoffte neue Leben, wenn man nur aus dem alten aufbricht? Walter Kappacher schreibt einen Roman, der ganz auf die Macht der Bilder und auf die Macht der Sprache vertraut, der Heimat und Fremde in eine überraschende und tiefe Beziehung setzt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 31.05.2012

Die Geschichte eines Arztes, der sein Leben lang unglücklich war, nicht sein Leben lebte, sondern neben sich stand und den Eindruck hat, das Leben eines anderen gelebt zu haben, eines alternden Mannes, der nicht liebte und nicht hasste und davon träumte, Schriftsteller zu sein, was aber nicht heißt, das ihm die Sprache wirklich zu Gebote stünde. Gabriele Killert ist begeistert! Kappacher scheint hier eine Anleitung zur Melancholie in unserer vergreisenden Gesellschaft geschrieben zu haben, und Killert findet nicht genug lobende Worte für die Kargheit und Metaphernscheu seiner Sprache. Sie liest darin vor allem eins: Kappachers Romane lägen fern unserer so verdrießlichen "Welt der Pleonexie, sprich der Anmaßung, Gier, Trivialität". Und macht es Spaß, den Roman zu lesen? Na, zumindest der Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2012

Entschieden zu erbaulich geht es Andreas Breitenstein in Walter Kappachers "Land der roten Steine" zu. Im jüngsten Roman des erst spät wahrgenommenen und 2009 dann mit dem Büchnerpreis ausgezeichneten österreichischen Autors steht der Arzt Wessely im Mittelpunkt, ein im Leben Gescheiterter, der in den amerikanischen Canyonlands seine Initiation in den Lebenssinn erfährt, lässt der Rezensent wissen. Auch wenn er alles, was Kappachers Qualität ausmacht, hier finden kann, also eine "geerdete", realistische Erzählweise, schnörkellose Sprache, Klugheit und feine Symbolik - dem Rezensenten ist dieser Roman zu wohlgeordnet und zu konstruiert und lässt ihn insgesamt eher kalt, wie er durchblicken lässt. Zudem ist die "Spiritualität", die der Reiseführer, der Navajo Everett Kish, seinem Schützling Wessely vermittelt, für Breitenstein nicht wirklich überzeugend und wird in der Beschwörung der überwältigenden Naturkulisse der Canyons nicht eingelöst, wie er kritisiert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2012

Ein "zutiefst österreichisches Buch" erkennt Christoph Schröder in diesem Roman Walter Kappachers um einen alternden Arzt, der in der Einsamkeit Utahs über sein Leben nachdenkt. Das wie ein Triptychon aufgebaute Buch erzählt im ersten und im dritten Teil vom desillusionierten Dasein dieses Arztes in Bad Gastein, im Mittelteil von seiner Reise durch den Canyonlands-Nationalpark. Schröder schätzt die Zurückhaltung des Erzählers, seine "Sprache der Dezenz". Er liest "Land der roten Steine" auch als ein Buch, das unserer hyperbeschleunigten Welt Stille und Langsamkeit, Religion, Literatur und die Ewigkeit entgegen setzt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Rezensent Christopher Schmidt glaubt Walter Kappacher gegen allzu mildtätige Kritik, die in ihm gern den "Meister der leisen Töne" bewundert, in Schutz nehmen zu müssen und betont derweil dessen Hang zur Maßlosigkeit, zum "Understatement" und vor allem seinen feinen Humor der, wie er meint, gern übersehen wird. Der ist auch im vorliegenden Roman um den pensionierten Arzt Wessely am Werk, der aus Angst vor dem Leben nach der Berufstätigkeit in den Südwesten Amerikas reist, um sich über sein Leben und seine Zukunft klar zu werden, erfahren wir. Was so unnachahmlich anmutig-komisch daherkommt - der Held sucht nach dem Sinn des Lebens, lässt sich von der Großartigkeit der Landschaft ergreifen und versackt bei seiner Heimkehr doch wieder in Alltagsdingen - ist auf seine leichtfüßige Art doch von tiefem Ernst geprägt, so Schmidt. Das liegt auch daran, dass Walter Kappacher sich nie über seinen Helden lustig macht, erklärt der eingenommene Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012

Mit seinem jüngsten Roman macht Walter Kappacher seinem Ruf als "stiller" Schriftsteller alle Ehre und hat damit Edo Reents glücklich gemacht. In drei Kapiteln schickt der österreichische Autor, der 2009 den Büchnerpreis erhielt, einen kurz vor der Rente stehenden Allgemeinmediziner auf eine Reise durch den amerikanische Südwesten. Während im ersten Kapitel die Reise vorbereitet und die Beziehung zur verstorbenen Ehefrau, einem toten Freund und dem sterbenden Vater rekapituliert werden, schildert Kappacher im zweiten, längsten Teil die Reise selbst. Der Rezensent gibt ohne Umstände zu, dass es sich hier durchaus um mühsame, ja langweilige Lektüre handelt, denn der Erzähler ergeht sich in minutiöser Beschreibung seiner stundenlangen Wanderungen unter der Führung eines zivilisationskritischen Navajo-Nachkommen. Allerdings hilft es, die Intention hinter diesem Romanabschnitt zu verstehen, denn es geht laut Reents darum, die "Landschaft wirklich zu begreifen". Damit kommt man dann zu der durchaus bekannten aber für den Helden dieser Geschichte wichtigen Erkenntnis, dass die Welt erst im Erkennen des Subjekts entsteht, so der Rezensent einverstanden. Trotzdem hat er das letzte Kapitel, das einen Ausblick auf den mit der Welt seinen Frieden schließenden Protagonisten gibt, dann doch wieder mehr genießen können, nicht zuletzt deshalb, weil er findet, dass Kappacher hier mit psychologischem Gespür brilliert.
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