Hermann Götz Göckeritz (Hg.)

Friedrich Gogartens Briefwechsel mit Karl Barth, Eduard Thurneysen und Emil Brunner

Cover: Friedrich Gogartens Briefwechsel mit Karl Barth, Eduard Thurneysen und Emil Brunner
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2009
ISBN 9783161499548
Gebunden, 436 Seiten, 99,00 EUR

Klappentext

Mit einer Einleitung herausgegeben von Hermann G. Göckeritz. In den Briefen, die Karl Barth und Eduard Thurneysen von 1919 bis 1933 mit Friedrich Gogarten wechselten, spiegelt sich die "Dialektische Theologie" vom Anfang bis zum Ende wider. Ursprünglich durch Barths Römerbrief zusammengeführt, gründeten diese Männer 1922 die Zeitschrift "Zwischen den Zeiten", um der "Theologie des Wortes Gottes" ein geeignetes Forum zu schaffen. Hier meldeten sich später auch Emil Brunner und Rudolf Bultmann zu Wort. Ihr gemeinsamer Ausgangspunkt, die sich selbst bezeugende Offenbarung in Jesus Christus, einte sie zugleich in einer doppelten Gegnerschaft: sie traten der "liberalen" ebenso wie der kirchlich "positiven" Theologie scharf entgegen. Der ersten warfen sie die Harmonisierung von Vernunft und Offenbarung, von Kultur und Christentum vor, der zweiten die Verwechslung von Gläubigkeit und Glaube und dessen Verwandlung in eine Weltanschauung.
Jede der drei Korrespondenzen dieses Bandes zeigt den fortschreitenden Prozess der inneren Differenzierung dieser Arbeitsgemeinschaft, die am Ende zu ihrer Spaltung führte. Der 1928 offen ausbrechende Streit über die Bedeutung der Anthropologie für die Theologie entzweite Barth und Gogarten fortdauernd, während sich Brunner in dieser Frage an die Seite Gogartens stellte. Die den Briefwechseln dieses Bandes vorausgeschickte Einführung "Zwei Wege zwischen den Zeiten" skizziert schrittweise den wachsenden Zwiespalt zwischen Barth und Gogarten; sie zeichnet ihre Differenzen über das Ende ihrer Korrespondenz hinaus bis zum "Abschied" von "Zwischen den Zeiten" nach. Das im Anhang erstmals veröffentlichte Protokoll der letzten Beratung über Ende oder Fortsetzung der Zeitschrift zeigt den tiefgreifenden Konflikt ihrer Gründer und erklärt ihre endgültige Trennung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.11.2009

Friedrich Willhelm Graf hat mit höchstem Interesse die Korrespondenz zwischen Friedrich Gogarten und Karl Barth, Eduard Thurneysen und Emil Brunner gelesen, die in theologisch fesselnde Auseinandersetzungen führt, wie der Rezensent lobt. Ihren Zusammenschluss zur Publikation der Zeitschrift "Zwischen den Zeiten" und ihre Gegnerschaft gegen den sogenannten "theologischen Kulturliberalismus" kann man darin ebenso nachvollziehen wie den späteren Bruch von Gogarten mit Barth und Thurneysen über die kirchenpolitischen Verwerfungen seit 1933, erklärt der Rezensent. Mit dem Herausgeber Hermann Götz Göckeritz, einem Schüler Gogartens, wie Graf wissen lässt, geht der Rezensent allerdings streng ins Gericht. Die Anmerkungen findet er "geschwätzig" und hier bemängelt er Überflüssiges und Fehlerhaftes, die Einführung in die theologischen Debatten der Briefe sind in seiner Einschätzung nicht auf der zu erwartenden theologiehistorischen Höhe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.09.2009

In der Korrespondenz Friedrich Gogartens mit anderen Vertretern der dialektischen Theologie wie Karl Barth und Eduard Thurneysen werden für Rezensent Alf Christophersen die theologischen Debatten, hochschulpolitischen Lagerkämpfe und die Aufbruchstimmung der Zeit zwischen 1919 und 1933 offenbar. So dicht die von Hermann Götz Göckeritz präsentierte "Diskurskonstellation" ist, so mangelhaft erscheint Christophersen, was der Herausgeber in der Einleitung und im Kommentarapparat des Bandes leistet. Weder findet der Rezensent die Forschungsdebatten und -ergebnisse der letzten Jahrzehnte ausreichend miteinbezogen, noch sieht er Sachkomplexe genügend erläutert. Die Faszination des gebotenen Materials, der dokumentierten "dialektisch-theologischen Erneuerungsversuche der 'Frontgeneration'" schmälert das für den Rezensenten allerdings nicht.
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