Richard Powers

Die Wurzeln des Lebens

Roman
Cover: Die Wurzeln des Lebens
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2018
ISBN 9783103973723
Gebunden, 624 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. In Richard Powers Erzählwelt ist alles miteinander verknüpft. Die Menschen sind miteinander verwurzelt wie ein Wald. Sie bilden eine Familie aus Freunden, die sich zum Schutz der Bäume zusammenfinden: der Sohn von Siedlern, die unter dem letzten der ausgestorbenen Kastanienbäume Amerikas lebten; eine junge Frau, deren Vater aus China eine Maulbeere mitbrachte; ein Soldat, der im freien Fall von einem Feigenbaum aufgefangen wurde; und die unvergessliche Patricia Westerford, die als Botanikerin die Kommunikation der Bäume entdeckte. Sie alle tun sich zusammen, um die ältesten Mammutbäume zu retten - und geraten in eine Spirale von Politik und Gewalt, die nicht nur ihr Leben, sondern auch unsere Welt bedroht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2019

Wolfgang Schneider schätzt Richard Powers dafür, dass er die Ideenromane unserer Zeit schreibt. Nicht Handlung steht hier im Vordergrund, sondern die Motivation und die Entwicklung der Figuren, erklärt Schneider. Auf den Rezensenten wirkt Powers' neuer Roman dennoch elektrisierend. Manche Passagen liest er gerne zweimal und schwelgt in der Beschreibungskunst des Autors. Dass Powers die Ökologie des Waldes und den Enthusiasmus einiger Waldbegeisterter in Literatur zu verwandeln vermag, findet Schneider groß, da sich Powers, anders als etwa Frank Schätzing, seinen Stoff nicht nur anliest und mit Crime anreichert, sondern ihm echte Passionen zugrundelegt und mit Themen und Leitmotiven gestaltet. Powers - ein legitimer Nachfolger Thomas Manns? Für Schneider durchaus, auch wenn Powers manchmal etwas allzu ehrfürchtig vor dem Mammutbaum steht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2018

Richard Powers belegt seine "These", "Bäume seien die besseren Menschen" leider am eigenen Text, seufzt Rezensent Christoph Schröder: Auf eindrückliche Weise führe er vor, wie der Mensch beim Versuch, die Großartigkeit der Natur nachzuahmen, scheitern muss. "Die Wurzeln des Lebens" ist strukturell der Form eines Baumes nachempfunden, erklärt der Kritiker. Die Wurzeln - das sind neun Leute, die auf jeweils individuelle Art mit den Bäumen in Beziehung stehen, lesen wir. Ihre Geschichten wirken jedoch teilweise arg konstruiert - und das ist nur eine der vielen Schwächen dieses Romans, klagt Schröder: Zu viel Pathos, Rückwärtsgewandtheit, fehlende Distanz des Erzählers zu den Figuren und viel zu ausführlich ausgestelltes Fachwissen des Autors verhageln dem Kritiker die Laune. Eine originelle und interessante Passage entdeckt er zwar - doch um einen 600-Seiten schweren Roman zu tragen, genügt das leider nicht, schließt der enttäuschte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.10.2018

Richard Powers' Roman "Die Wurzeln des Lebens" liegt voll im Trend, verkündet Rezensent Martin Ebel. Bäume sind gerade "in". Hier stehen neun Personen im Mittelpunkt, die versuchen, einen Wald zu retten, lesen wir. Jeder "bekommt sein Baumerlebnis", dass ihn zum Kampf für die Rettung bedrohter Mammutbäume inspiriert. Das ist soweit sehr schön, aber leider gleitet Powers ins Esoterische ab, wenn er eine Zoologin etwa die Kommunikationsfähigkeiten von Bäumen beschreiben lässt oder Wälder als Vorbilder für menschliche Gemeinschaften propagiert, klagt Ebel. Dass die Neun so eindeutig zu den Guten gehören, die verstanden haben, während die anderen gierige böse Großkapitalisten sind, hat ihm die Lektüre auch nicht gerade erleichtert. Über dem ganzen hängt dann auch noch die drohende Apokalypse, auf die die Menschheit in ihrem Unverstand zurast. Literarisch funktioniert das für den Rezensenten, der eigentlich große Stücke auf den Autor hält, leider nicht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.10.2018

Christian Bos gibt zu, dass der Roman von Richard Powers mehr mahnende Worte in Sachen Wald enthält, als einem Buch gut tut. Lebendig findet Bos die Geschichten von Menschen und Bäumen, aus denen Powers einen Text webt. Bäume als Lebensretter und vor nichts zurückschreckende Aktivisten erfindet Powers, setzt damit auf Geschichten statt auf Argumente und erschafft so eine über den Text tragende Dringlichkeit, erkennt der Rezensent. Die Aktualität des Themas nimmt dem Buch laut Bos nichts von seiner Schönheit.