Werner Kraft, Wilhelm Lehmann

Werner Kraft / Wilhelm Lehmann: Briefwechsel 1931 - 1968

Zwei Bände
Cover: Werner Kraft / Wilhelm Lehmann: Briefwechsel 1931 - 1968
Wallstein Verlag, Göttingen 2008
ISBN 9783835302358
Gebunden, 1472 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ricarda Dick. Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. "In der Annahme, dass Ihnen in dieser Zeit der Verlassenheit Zustimmung angenehm ist, möchte ich Ihnen sagen, dass die drei Gedichte, die ich bis heute von Ihnen kenne, tiefen, nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht haben." Mit diesen Worten wendet sich der Bibliothekar, Dichter und Literaturkritiker Werner Kraft im Oktober 1931 an den Dichter und Gymnasiallehrer Wilhelm Lehmann. Auch nach der Emigration des deutschen Juden Kraft 1933 setzt sich der Briefwechsel fort und währt mit einer durch den Zweiten Weltkrieg erzwungenen Unterbrechung über 37 Jahre bis zum Tod des Älteren. Vor dem Hintergrund bewegter Geschichte geht es in intensivem und offenem Austausch um eigene Produktionen, um zeitgenössische deutsche und fremdsprachige Literatur, aber auch um grundlegende geistesgeschichtliche Fragen. Besondere kritische Aufmerksamkeit gilt dem Literaturbetrieb im Nachkriegsdeutschland, in dem vor allem Lehmann zu hohem Ansehen gelangt. Die knapp 600 Briefe bieten eine reiche literarische, zeit- und literaturgeschichtliche Quelle. Der Briefwechsel wird hier erstmals ungekürzt, mit einem Kommentar und einem Nachwort veröffentlicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.03.2009

Jörg Drews hat sich begeistert in diesen Briefwechsel des Bibliothekars, Essayisten und Schriftstellers Werner Kraft mit dem Lehrer und Schriftsteller Wilhelm Lehmann vertieft, wie er in dieser posthum veröffentlichten Rezension deutlich macht. Der Rezensent findet nicht nur anrührend, wie unermüdlich sich Kraft, der als Jude 1933 seine Bibliotheksstelle in Hannover verlor und 1934 nach Israel emigrierte, weiterhin mit der deutschen Literatur auseinandersetzte. Kraft schrieb fast dreimal so viele Briefe wie Lehmann, was nicht zuletzt für seine quälende Isolation in dem ihm fremden Land sprach, dessen Sprache er nie richtig erlernte, wie der Rezensent mitteilt. Der Korrespondenzband stellt für ihn einen "beschämend vorbildlichen" Dialog "zwischen Nahost und Deutschland" dar, der sich empathisch und leidenschaftlich mit älterer und neuerer Literatur beschäftigt. Lediglich die Kommentare hätten für Drews Geschmack ausführlicher ausfallen können und er hätte es gut gefunden, man hätte dafür auch die Tagebücher Krafts konsultiert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.03.2009

Heiter, kultiviert und anregend findet Hans-Martin Gauger den Briefwechsel des Lyrikers Wilhelm Lehmann und des Essayisten Werner Kraft. Gauger hält diese Korrespondenz für "sensationell". Ihres bloßen Umfangs wegen (600 Briefe aus der Zeit von 1931 bis 1968), aber auch, weil hier zwei bedeutende Persönlichkeiten ("nicht Sterne erster Größe") intensiv Zeugnis geben von ihrer Bewunderung, ja Liebe füreinander. Was an Literaturkritischem nachzulesen ist, trägt für Gauger durchaus Züge des Klatsches. Die Zitierseligkeit der beiden Autoren allerdings beschert ihm eine wahre Fundgrube an Weisheiten von Euripides bis Valery.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.07.2008

Ein Zeugnis zweier Leben für und durch die Kunst und das Schreiben erkennt Hansjörg Graf im Briefwechsel zwischen Werner Kraft und Wilhelm Lehmann. Zum Einstieg, als "Navigator" durch die Texte und die Positionen der beiden Briefpartner empfiehlt er uns das "überzeugende" Nachwort von Ricarda Dick. Graf lässt keinen Zweifel aufkommen: Das ist großkalibrige Korrespondenz und Lektüreexkurse des interessierten Lesers sind willkommen, um die hier aufgestoßenen "Innenräume von Poesie und Prosa" und die politischen Lebensumstände der Schreibenden auszumessen. Beeindruckt zeigt sich Graf auch vom hohen literarischen Anspruch der Autoren wie von der radikalen Subjektivität ihrer Urteile.