Christian Wagner

Eine Welt von einem Namenlosen

2 Bände: Das dichterische Werk / Lebenszeugnisse und Rezeption
Cover: Eine Welt von einem Namenlosen
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446613
Gebunden, 524 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Ulrich Keicher. Der schwäbische Dichter und Bauer Christian Wagner (1835-1918) gehört zu den literarischen Außenseitern des späten 19. Jahrhunderts. Sein vorwiegend lyrisches Werk, geprägt von einer Naturphilosophie der "Schonung alles Lebendigen", wurde erst ab 1885 publiziert und ist keiner Richtung oder Schule zuzurechnen. Als Autodidakt, ohne höhere Schulbildung, lebenslang der bäuerlichen Arbeit und dörflichen Umgebung verpflichtet, hat Wagner ein Werk geschaffen, das von stark ethischen Werten getragen ist. Schon zu Lebzeiten erfuhr der Autor namhafte Unterstützung, so etwa von Gustav Landauer, Bruno Wille, Kurt Tucholsky und vor allem von Hermann Hesse, der 1913 einer Auswahlausgabe der Gedichte Wagners herausgab; nach seinem Tod fand Wagner Fürsprecher etwa in Theodor Heuss, Werner Kraft, Albrecht Goes, Wulf Kirsten, Hermann Lenz und Peter Handke. Die Werkausgabe berücksichtigt in ihrer Konzeption die unterschiedliche literarische Bedeutung des Wagnerschen Werkes. Der erste Band enthält eine Auswahl von 180 aus dem über 800 Gedichte umfassenden Oeuvre, dazu sämtliche Erzählungen sowie einige theoretische Texte. Der zweite Band widmet sich der Werk- und Lebensgeschichte und versammelt Aussagen anderer Autoren in Briefen und Essays (z.B. Hesse, Tucholsky, Landauer, Kraft und Thomas Bernhard).

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.09.2004

Ein "faszinierender Dichter, Eigenbrötler und Ethiker " ist Rolf-Bernhard Essig in dieser von Wulf Kirsten herausgegebenen Auswahl begegnet: Christian Wagner mag ein Bauer gewesen sein, ein Bauerndichter war er nicht, stellt der Rezensent auch mit einem Zitat von Kurt Tucholsky klar: "Er hat die Natur gekannt, aber das Hälmchen war ihm kein Anlass, 'duliöh' zu schreien." Besonders freut den Rezensenten, dass er aus diesem Band Wagners gänzlich "unverfälscht" heraushören dürfen, unbearbeitet und mit Wagners "eigenwilliger Interpunktion und Orthografie". Zwar will Rezensent Essig einen gewissen Konventionalismus der Gedichte nicht verhehlen, doch rühmt er ihre Klarheit wie ihre "kunst- und sinnreichen Anklangverse". Kleine Kostprobe: "Ich hatt nicht Wissenschaft, nicht Kunst,/ Mir wurde beides durch der Götter Gunst, / Und Königen und Fürsten steh ich gleich, / Doch in der Zukunft schlummert noch mein Reich."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2003

Mit dieser Edition hat sich die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einmal mehr um einen Dichter verdient gemacht, meint Joachim Kalka, den es neu zu entdecken gelte: den ländlichen Poeten Christian Wagner (1835 - 1918), der sein Leben in dem kleinen Ort Warmbronn nahe Stuttgart fristete und in dieser Abgeschiedenheit ein Werk schuf, das in Kalkas Augen "ungleichmäßig, singulär und großartig" ist. Dabei haben die Herausgeber gut daran getan, die Auswahl als Lesebuch zu konzipieren und nicht als kritische Edition, findet Kalka, denn so sei der Blick auf das Werk unverstellt. So hat der Rezensent in Wagner "eine der seltsamsten und bewegendsten geistigen Physiognomien unserer Literatur" erkennen können, einen der wenigen "genuinen" Dichter "in der Öde der deutschen Lyrik des späten neunzehnten Jahrhunderts".
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