Ursula Gräfin von Schlieffen

Briefe aus Bagdad

Cover: Briefe aus Bagdad
dtv, München 2003
ISBN 9783423243582
Broschiert, 320 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Ursula Gräfin von Schlieffen lebte von 1959 bis 1963 als Frau eines Attaches der deutschen Botschaft im Irak. Bagdad galt schon damals als einer der unwirtlichsten und aufreibendsten Aufenthaltsorte für Botschaftsangehörige. In dichter Folge, fast tagebuchartig, schickte die Autorin ihre Berichte an die Mutter in Deutschland. In diesen Briefen erzählt sie von den Strapazen der abenteuerlichen und gefährlichen Anreise, von der Wohnungssuche, den Eingewöhnungs-schwierigkeiten und der politisch instabilen Lage: Attentate und Aufstände waren im damals kommunistischen Irak an der Tagesordnung...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.2004

Das alte Bagdad ist ein orientalischer Mythos, dessen Wandlungsprozess von einer sinnlichen, reichen Stadt in eine bedeutungslose Ruine kaum nachvollziehbar erscheint, räsonniert Hussain Al-Mozany. Kein Wunder jedenfalls, meint er, dass Verleger unbekannte Aufzeichnungen oder Memoiren ausgraben, um auf der aktuellen Bagdad-Welle mitzuschwimmen. Im Fall der Briefe der deutschen Diplomatenehefrau Ursula Gräfin von Schlieffen sieht sich der Rezensent doppelt enttäuscht: weder literarisch noch inhaltlich sei die Veröffentlichung gerechtfertigt. Urssula von Schlieffen war 1959 bis 1963 in Bagdad, zur Hochzeit des Kalten Krieges; doch die politische Entwicklung scheint das diplomatische Corps nur am Rande interessiert zu haben, stellt Al-Mozany fest, stattdessen ergehe sich von Schlieffen in ihrem Alltag mit den Bediensteten und unzähligen Diplomatenfeiern. Den innerhäuslichen Mitteilungscharakter der Briefe erklärt sich Al-Mozany mit der Tatsache, dass man damals noch nicht ins Ausland telefonieren konnte. Für die Leser ist das alles ohne Belang und Gewinn, hält er fest und verweist positiv auf die Erinnerungen der Britin Gertrude Bell, die eine ausgezeichnete Kennerin des arabischen Raums und der mesopotamischen Kulturen gewesen sei. Und nicht einmal das Cover des Buches stimme, kritisiert Al-Mozany den Verlag: es zeige die Hafenpromenade von Basra und nicht von Bagdad.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.08.2003

Dieses Buch mag im ersten Moment als ein "Zufallsprodukt" der aktualitätshörigen Buchbranche erscheinen, doch dem ist nicht wirklich so, meint der mit "as" zeichnende Rezensent. Denn die Briefe, die Ursula Gräfin von Schlieffen, Ehefrau des damaligen deutschen Botschaftsattachés in Bagdad, zwischen 1959 und 1963 an ihre Mutter in Deutschland geschickt hat, zeichnen sich durch "Konzentration" und "waches stilistisches Empfinden" aus. Der Leser mag es bedauern, so der Rezensent, dass die in Bagdad geborenen Kinder der Briefeschreiberin immer mehr Raum in ihren Briefen einnehmen, und die "politischen und sozialen Spannungen" im Irak die Briefe allenfalls als "ferne Wetterleuchten" durchziehen, die "sehr persönlich und sensibel gefasste Skizzen von Kultur und Lebenswelt" bestechen durch ihre "Offenheit und Lebensnähe".
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