Torsten Schulz

Skandinavisches Viertel

Roman
Cover: Skandinavisches Viertel
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2018
ISBN 9783608981377
Gebunden, 265 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Das Skandinavische Viertel in Ostberlin kennt niemand so gut wie Matthias Weber. Als Kind unternimmt er hier in den siebziger Jahren Streifzüge, beflügelt von seiner reichen Phantasie, zugleich auf der Flucht vor inneren Dämonen. Vater, Onkel, Großmutter: nette Leute, und doch jeder auf seine Weise in Schuld verstrickt. Nur sehr langsam durchdringt der Junge das Geflecht aus Geheimnis und Verrat in seiner Familie. Jahre später kehrt Matthias in sein Revier zurück, das sich seit dem Fall der Mauer im Umbruch befindet. Er wird Wohnungsmakler, und da sich der umgängliche Grübler nicht zum Haifisch eignet, macht er es sich zur Aufgabe, Neureiche und Großkotze aus seinem Viertel fernzuhalten. Zwischen Geld und Moral, vergänglichen Amouren und existentieller Einsamkeit führt er einen letztlich aussichtslosen Kampf.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.07.2018

"Politische Literatur mit humoristischer Geschmacksverstärkung" nennt Rezensentin Ursula März den neuen Roman von Torsten Schulz und das ist ausschließlich positiv gemeint. Matthias Weber ist ein mediokrer Typ, lesen wir, sein Leben und seine Geschichte eher mittelmäßig interessant - zumindest bis zu dem Punkt, an dem der Weltenbummler plötzlich vom Zufall mitten hinein in die Immobilienbranche geschubst wird und beschließt, den Immobilienhaien, Cafe-Latte-Touris und Kapitalistenschweinen dieser Welt oder zumindest der Stadt Berlin, den Kampf anzusagen. Er entwickelt sich zum glühenden Idealisten und diese Entwicklung ist durchaus interessant und lesenswert, findet März, der das Gesamtrezept gefällt: ein wenig Historisches, ein wenig Familiengeschichte mit ordentlich Fleisch dran, gewürzt mit Humor und schamlosen Flunkereien. Spannend, witzig, leicht, aber nie seicht, lobt März das Ergebnis.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.05.2018

Gustav Seibt muss sich zwar erst einmal auf die Fantasiekarte des Prenzlauer-Bergs von Torsten Schulz einlassen, dann macht ihm das Buch mit seinem gewohnheitsmäßig flunkernden Helden, der als Immobilienmakler in sein geliebtes Kindheitsviertel zurückkehrt, aber umso mehr Freude. Leicht und privat ist die Geschichte, die Schulz erzählt, meint Seibt. Es geht um Nachbarn und das dunkle Geheimnis des Opas - und natürlich um die Wende und die damit einhergehenden Veränderungen im Kiez, erklärt der Rezensent. Ein Kontrapunkt zum eher ernsten Text um den Helden Peter Holtz von Ingo Schulze, findet Seibt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2018

Rezensentin Katharina Teutsch wird nicht schlau aus dem Helden im neuen Roman von Torsten Schulz. Die Milieugeschichte um einen antikapitalistisch orientierten Makler im ostberliner Kiez scheint ihr zwar nicht allzu übertrieben die Ostalgiekeule zu schwingen, und auch die Zeitdiagnostik im Text findet sie klug, über den Kunstwert des Ganzen aber wagt sie kein Urteil abzugeben. Schöner realistischer Plot, findet Teutsch, nur fehlt es an einer Haltung. Der Fatalismus des linken Widerspruchsgeistes im Buch genügt ihr nicht.
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