Thomas von Steinaecker

Die Verteidigung des Paradieses

Roman
Cover: Die Verteidigung des Paradieses
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100014603
Gebunden, 416 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Er möchte ein guter Mensch sein. Aber Heinz lebt in einer Welt, die Menschlichkeit nicht mehr zulässt. Deutschland ist verseucht und verwüstet, Mutanten streifen umher, am Himmel kreisen außer Kontrolle geratene Drohnen. Zusammen mit seinem besten Freund, einem elektrischen Fuchs, dem Fennek, wächst Heinz in einer kleinen Gruppe Überlebender in den Bergen auf. Er nimmt sich vor, die verlorene Zivilisation zu bewahren, sammelt vergessene Wörter und schreibt die Geschichte der letzten Menschen. Doch was nützen Heinz Wissen und Kunst jetzt noch? Da gibt es plötzlich das Gerücht, weit im Westen existiere ein Flüchtlingslager. Und die Gruppe bricht auf zu einem mörderischen Marsch ins vermeintliche Paradies.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.07.2016

Sabine Vogel hat schon bemerkt, dass Science Fiction wieder an Attratktivität unter Schriftstellern gewonnen hat. Thomas von Steinaeckers Zukunftsmärchen "Die Verteidigung des Paradieses" empfiehlt sie als schrille Variante von Cormac McCarthys dystopischem Roman "Die Straße": Eine kleine Schicksalgemeinschaft - ein Sölner, ein Journalist, eine Fee mit Kräuterwissen und ein altkluger Erzähler - ziehen durch die verheerten Landstriche des untergegangenen Deutschlands. Die Frage nach Würde, Trost und anderen "Werten der Altwelt" sieht Vogel eher etwas unernst aufgeworfen, doch die "fantastisch überbordende Einfälle" und jede Menge "bizarre Details" bescheren ihr eine vergnügliche Lektüre. Besonders gut haben ihr die Zombies auf der Autobahn gefallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.04.2016

Wer mit so vielen Referenzen spielt wie Thomas Steinaecker in seinem neuen Roman "Die Verteidigung des Paradieses", muss sich auch an diesen messen lassen, findet Alex Rühle. Und die fallen für den Autor leider nicht gerade vorteilhaft aus, fährt der Rezensent fort: Die sechs Protagonisten, die sich hier ähnlich wie in Marlen Haushofers Roman "Die Wand" in einem völlig zerstörten Deutschland in ein Zwangsidyll auf eine Berchtesgadener Alm zurückziehen, wollen den Kritiker nicht so recht fesseln - zu stereotypisch geistern sie durch die finsteren, schemenhaften Kulissen, moniert Rühle. Auch die Anspielungen auf Mutantenfilme, "Mad Max" oder "The Day After" wirken auf den Rezensenten "überambitioniert". Schließlich muss der Kritiker auch gestehen, dass ihn weder Steinaeckers Sprachmix aus gediegenem Chronistendeutsch und Jugendslang noch die an Agota Kristofs Roman "Das große Heft" erinnernden existentiellen Fragen dieses Buches recht überzeugen können.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 16.04.2016

Für Paul Jandl sind die bisherigen Bücher des Schriftstellers Thomas von Steinaecker allesamt abenteuerlich konstruiert, doch sie würden trotzdem immer aufgehen. Das gelte auch für den neuen Roman, der zwischen Gegenwart und Zukunft angesiedelt ist, nach Ansicht des Kritikers "Postapokalypse und Poetologie in einem" und nach Aussage des Autors fast wie eine Fortsetzung von Marlen Haushofers Dystopie "Die Wand". Das Buch um den 15-jährigen Helden Heinz erzählt vom Niedergang der Menschheit, ist aber dennoch nicht ohne Hoffnung, so Jandl. Die Rettung bilde hier das Aufschreiben der Realität durch den jugendlichen Protagonisten. So ist der Roman für den Rezensenten letztlich "eine allegorische Erzählung auf die Macht des Bewusstseins und auf das, was Bewusstsein schafft: die Literatur".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.04.2016

In "Die Verteidigung des Paradieses" lässt Thomas von Steinaecker einen jungen Chronisten Begebenheiten im post(-klima-)apokalyptischen Deutschland festhalten, wo er einstweilen mit seiner Familie auf einer Berchtesgadener Alm Unterschlupf gefunden hat, fasst Wiebke Porombka zusammen. Die Idylle hält nicht lange und sie müssen fliehen, verrät die Rezensentin, das rettende Ziel heißt Frankreich. Die Aktualität des Themas Flucht wird Steinaecker nur erahnt haben können, vermutet Porombka, es verleiht diesem Buch aber einen unheimlichen Hallraum, der es ein wenig von der Vielzahl an Büchern und Filmen, die sich gegenwärtig so zahlreich der Bildwelt der Postapokalypse bedienen, abhebt, findet die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.03.2016

Roman Bucheli scheint etwas enttäuscht. Gar nicht mal so sehr von Thomas von Steinaeckers dystopischer Postapokalypse im Besonderen, sondern mehr von dem Genre der futuristischen Literatur an sich. Schließlich wird ihm beim Lesen des Romans über Überlebende auf einer Alm bewusst, wie wenig Zukunftsliteratur uns noch über Zukunft zu sagen hat, dass sie vielmehr die alte Welt und die Gegenwart nachzeichnet. So laut Bucheli auch bei Steinaecker, der mit seinem jugendlichen Erzähler aus der Zukunft beim Rezensenten zunächst noch die Hoffnung nährt, immerhin etwas über das Erzählen der Zukunft zu erfahren. Doch auch hier: das ewig alte 19.-Jahrhundert-mäßige, stellt Bucheli resigniert fest.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2016

Oliver Jungen preist Thomas von Steinaeckers Dystopie als herausragendes Buch im Ozean der Weltuntergangsliteratur. Das liegt an der trotz aller geschilderten Barbarei insgesamt optimistischen Prägung der Geschichte um ein Häuflein Überlebender nach der Apokalypse. Als reife Leistung empfindet Jungen zudem den epischen Zuschnitt und den filmischen Stil des Ganzen, auch wenn der Plot ihn nicht in jedem Moment restlos überzeugt, und er manche Begriffserfindung des Autors lieber nicht gelesen hätte. Etwas geheimnisvoller hätte es auch zugehen dürfen, meint Jungen, der die vielen überraschenden Wendungen im Buch und die Genreverschränkung von Abenteuer-, Siedler-, Zombieroman, Coming-of-Age und Cyberpunk im übrigen prima gelungen findet.
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