Terry Eagleton

Warum Marx recht hat

Cover: Warum Marx recht hat
Ullstein Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783550088568
Gebunden, 288 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Mitten in der schwersten Krise des Kapitalismus bricht der katholische Marxist Terry Eagleton eine Lanze für Karl Marx. Streitbar, originell und mit britischem Humor widerlegt er zentrale Argumente gegen den Marxismus, wie z.B. "Wir leben doch längst in einer klassenlosen Gesellschaft", "Der Marxismus erfordert einen despotischen Staat" oder "Der Marxismus ignoriert die selbstsüchtige Natur des Menschen". Eagleton macht klar: Marx materialistische Philosophie hat ihren Ursprung im Streben nach Freiheit, Bürgerrechten und Wohlstand. Sie zielt auf eine demokratische Ordnung und nicht auf deren Abschaffung

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.06.2012

Unter dem Titel "Warum Marx recht hat" hätte Rezensent Thomas Steinfeld eigentlich eine Auseinandersetzung mit dem neuesten Stand des Kapitalismus und seiner Krisen auf der Grundlage der Marx'schen Lehre erwartet. Stattdessen gehe es dem englischen Literaturkritiker Terry Eagleton allerdings um eine Rechtfertigung der ökonomischen Theorie des Kommunisten - mit der Begründung, deren Absichten seien friedvoller und gemeinnütziger als die des Kapitalismus. Und so liest der entsetzte Kritiker, der sich während der Lektüre längst von einer Auseinandersetzung mit marxistischen Argumenten verabschiedet hat und überzeugt ist, dass Eagleton das Marx'sche Oeuvre wohl kaum ganz gelesen hat, von einem harmlosen, rücksichtsvollen und "grenzenlos gutmütigen Revolutionär", der an "Liebe und Mitmenschlichkeit" glaube. Darüber hinaus versuche Eagleton mit allgemeinen Einwänden gegen den Marxismus aufzuräumen - dieser sei etwa überholt oder würdige den Menschen zum Instrument der Geschichte herab - vielmehr ziehe Eagleton das "Kommunistische Manifest" heran, um vor der bürgerlichen Gesellschaft als "ultimative Bedrohung des ökologischen Gleichgewichts" zu warnen. Dass Eagleton letztendlich auch noch behauptet, die Marxisten hätte nichts dagegen, wenn sich Richter, Rockstars oder Medienmagnaten wie Rupert Murdoch ihnen anschlössen, wenn sie nur etwas Reue zeigten, findet der Kritiker schlichtweg absurd.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.04.2012

Der englische Literaturwissenschaftler Terry Eagleton unternimmt in "Warum Marx recht hat" den Versuch, Karl Marx' Schriften von dem Hintergrund ihrer Rezeption und den weltpolitischen Auswirkungen zu lösen, erklärt Rezensent Uwe Justus Wenzel. Dabei entlarve er gängige Fehlinterpretationen und zeige Marx als Vordenker des Liberalismus. Wenzel gefällt Eagletons originelle und pointierte Art, doch er vermisst theoretische Tiefe. Die gegenwärtige verstärkte Auseinandersetzung mit Karl Marx' Werk habe in dieser Hinsicht "gewichtigere und wichtigere Bücher hervorgebracht".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.03.2012

Vor allem handele es sich bei dieser "eloquenten und humorvollen" Gegenüberstellung von Karl Marx mit den Anwürfen seiner größten Kritiker um eine Richtigstellung von einigem Wert, findet Tania Martini. Als Einführung findet sie Eagletons Buch deshalb zwar durchaus gelungen, statt einer solchen Ehrenrettung gerade auch vor den "realsozialistischen Verfehlungen" hätte sie sich aber doch etwas mehr zeitgemäßen Nutzen von dem Buch gewünscht: So lerne man hier zwar viel und wohl auch richtiges über Marx' Philosophie von dessen Seins- und Freiheitsbegriff bis hin zu dessen dialektischen Lob des Kapitalismus, aber nicht genug über heutige Verhältnisse und die Gültigkeit marxistischer Theorien, bedauert die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2012

Terry Eagleton rechnet in seinem Buch polemisch und stilvoll mit verschiedentlicher Stammtischkritik am Marxismus ab, gesteht Maximilian Probst dem Autor zu. In "Warum Marx recht hat" fehlt dem Rezensenten aber Marx selbst: er findet weder Warenform noch Tausch- oder Gebrauchswert im Buch erklärt. Dieses sei dann auch hauptsächlich konsumtauglich, urteilt Probst Eagletons Buch ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.03.2012

Christian Schlüter freut sich, dass Terry Eagleton in seinem Buch "Warum Marx recht hat" nicht einfach gegen den Kapitalismus polemisiert, sondern sachlich für eine Wiederbelebung der Marx'schen Kritik argumentiert. Zwei Argumentationsstränge hat der Rezensent gefunden. Zunächst: Marx ist ohne Geschichtsphilosophie möglich, also ohne überhöhte utopistische Verheißungen. Zweitens: es bedarf eines reichen Staates zur Verwirklichung von ökonomischen Alternativen, schließlich muss etwas zu verteilen sein. Schlüter kritisiert allerdings, dass Eagleton unbeantwortet lässt, wer die Akteure sind, die eine Veränderung herbeiführen könnten. Ohne eine Aussicht auf Praxis, sieht der Rezensent die Kritik im schlechten Gewissen des Bürgertums ihr frühzeitiges Ende finden. Stattdessen hätte er sich über einen Anschluss der Theorie an aktuelle Gruppen - wie die Occupy-Bewegung - gewünscht.