Ruth Maier

Das Leben könnte gut sein

Tagebücher 1933-1942
Cover: Das Leben könnte gut sein
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Mücnhen 2008
ISBN 9783421043726
Gebunden, 532 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jan Erik Vold. Mit 13 Jahren beginnt die Wiener Jüdin Ruth Maier ihrem Tagebuch anzuvertrauen, was sie erlebt, was sie bewegt und was sie sich erträumt. Als 18-Jährige flieht sie vor den Nazis in das vermeintlich sichere Norwegen, 1942 wird sie nach Auschwitz deportiert. In den Aufzeichnungen der Jugendlichen offen, temperamentvoll, zunehmend verzweifelt verbinden sich höchst private Bekenntnisse mit einem wachen Blick auf die Welt.Ein außerordentliches, berührendes Zeugnis.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.12.2009

Beklommen erzählt Rezensent Dirk Klose von diesen Tagebüchern der Ruth Maier. Die 1920 geborene Tochter eines österreichischen Gewerkschafters begann, wenn wir dies richtig verstehen, mit 13 Jahren das Tagebuch zu führen und setzte es auch fort, als die jüdische Familie nach dem Anschluss des Landes an Nazi-Deutschland ins Exil gezwungen wurde. Ruth Maier ging mit ihrer Familie nach Norwegen, wo sie aber auch bald wieder von den deutschen Besatzern eingeholt werden sollten. Maier fasst beruflich keinen Fuß in Norwegen, kämpfte gegen Depressionen, verzweifelte an den Untaten der Nazis, bis sie im November 1942 schließlich nach Auschwitz deportiert wurde. Was dieses bedrückende Zeugnis von anderen unterscheidet, was es auszeichnet oder  notwendig macht, kann der Rezensent zwar nicht sagen, zollt Ruth Maiers Schicksal aber als singulärem seinen Respekt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.08.2009

Obgleich die Zeugen des nationalsozialistischen Terrors ausstürben, schreibt Jakob Hessing, kämen immer noch Texte zutage, die uns die Schrecken vergegenwärtigten. Von so unerwarteter Plastizität erscheinen ihm die nun auf Deutsch erscheinenden Tagebücher der gebürtigen Wienerin und Exilnorwegerin Ruth Maier, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Hessing beeindruckt die Beobachtungsgabe und der weite Erfahrungshorizont der jungen Maier, ihre Frühreife vergleicht er mit der Anne Franks. Von sehr persönlichen Beobachtungen die eigene Sexualität betreffend bis hin zu Analysen der für die jüdische Autorin sich zunehmend repressiv auswirkenden politischen Entwicklungen reicht der Bogen der dem Rezensenten mitgeteilten Erfahrungen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.02.2009

Ein "Document humain" ist dieses Zeitzeugnis für den erschütterten Rezensenten Jürgen Verdofsky. Es sind die Tagebuchaufzeichnungen der jungen Ruth Maier, die mit achtzehn Jahren vor den Nationalsozialisten aus ihrer Heimat Österreich nach Norwegen flieht. Aufgenommen in einer norwegischen Familie, so erfahren wir, lernt das Mädchen die Landessprache, lebt auch nach dem Einmarsch der deutschen Truppen noch ein scheinbar normales Leben, steht vor dem Abitur, geht ins Theater, verliebt sich in die Dichterin Gunvor Hofmo. Doch die barbarische Wirklichkeit holt auch Ruth ein, die sich, wie Verdofsky anmerkt, nie als Opfer ihres jüdischen Glaubens sehen wollte. 1942, mit zweiundzwanzig Jahren, stirbt Ruth Maier in Auschwitz. Die Aufzeichnungen, so erfährt der Leser der Rezension, wurden im Nachlass von Gunvor Hofmo gefunden und nun "in einer behutsam kommentierten" Ausgabe, gemeinsam mit Briefen an die Schwester, veröffentlicht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.01.2009

Rezensent Aldo Keel begrüßt, dass nun eine deutsche Ausgabe der vergangenes Jahr im norwegischen Original erschienenen Tagebücher der 1939 aus Wien vor der Verfolgung geflohenen jungen Ruth Maier vorliegt. Das Manuskript wurde seinen Informationen zufolge im Nachlass der mit Maier befreundeten Dichterin Gunfor Hofmo gefunden und vom "Doyen der norwegischen Literaturkritik" Jan Erik Vold herausgegeben. Keel findet im Tagebuch nicht nur ein ungewöhnliches Schicksal beschrieben, sondern auch die bislang eher unbekannten Bedingungen, unter denen jüdische Flüchtlinge in Norwegen im 2. Weltkrieg lebten. Der "gediegene" Band beinhalte neben Fotos und Zeichnungen auch Briefe Ruth Maiers an ihre Schwester, die in England überlebte, während Ruth im Rahmen einer "Judenrazzia" von der norwegischen Polizei verhaftet und an Deutschland ausgeliefert wurde, und schließlich in Auschwitz umkam. Allerdings vermisst der Rezensent gelegentlich erhellende Informationen zu Personen, die im Buch eine Rolle spielen. Am meisten bedauert er, dass hier in Anmerkungen kaum weiterführende Informationen zur Lage der jüdischen Flüchtlinge in Norwegen gegeben werden.