Roberto Saviano

Falcone

Roman
Cover: Falcone
Carl Hanser Verlag, München 2024
ISBN 9783446279506
Gebunden, 544 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki. Wie lebt man, wenn man weiß, dass die eigenen Tage gezählt sind? Savianos wichtigstes Buch seit "Gomorrah" erzählt das Leben des größten Mafiajägers der Geschichte. Nicht nur als Richter, sondern auch als Ehemann, als Bruder, als Freund. Mit seinem Geldwäsche-Gesetz forderte Falcone die Mafia heraus. Als er am 25. Mai 1992 mit seiner Frau unterwegs zum Wochenendhaus ist, sprengt die Mafia sie mitsamt einem Stück Autobahn in die Luft. Es ist ein Wendepunkt in der Geschichte Italiens und Europas. Saviano, der seit Jahren unter Polizeischutz lebt, zeigt anhand von Falcones Geschichte wie demokratische Strukturen ausgehöhlt werden und wie durch Zivilcourage die Welt verändert werden kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.03.2024

Zwei brutale Szenen rahmen Roberto Savianos Buch laut Rezensentin Luzi Bernet. Die erste beschreibt, wie der Vater des späteren Topmafioso Totò Riina 1943 durch einen amerikanischen Blindgänger stirbt, die zweite ist die Ermordung des Mafiajägers Giovanni Falcone im Jahr 1992 im Auftrag Riinas. Dazwischen bereitet Saviano, stellt Bernet dar, das Leben Falcones dar, eines unermüdlichen Kämpfers gegen das organisierte Verbrechen, dem in Italien immer wieder Steine in den Weg gelegt wurden, auch noch nach dem Maxiprozess im Jahr 1986, der zahlreiche Kriminelle hinter Gittern brachte. Die Rezensentin beschreibt das Buch als detailgesättigt, jede Menge Namen tauchen auf, bisweilen ist das für sie ein bisschen anstrengend. Als Roman wird es wiederum gekennzeichnet, heißt es weiter, wenn Saviano auch Falcones Gedanken- und Gefühlswelt erkundet. Bernet erkennt Parallelen zwischen dem Autor und dem Mann, über den er schreibt, beide häufen fast schon obsessiv Wissen an, beide können aufgrund ihres Kampfes gegen die Mafia kein normales Leben führen. Die insgesamt durchaus angetane Rezensentin weist allerdings darauf hin, dass Falcone hier trotz allem eine Romanfigur bleibt, also das Produkt einer Fiktion.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.03.2024

Viel ist über Giovanni Falcone schon geschrieben worden, weiß Rezensentin Ursula März über den Untersuchungsrichter, der rigoros gegen die Cosa Nostra vorgegangen ist und mit seinem Tod durch einen Mordanschlag zum "Symbol heldenhafter Unerschrockenheit im Antimafiakampf" wurde. Der Schriftsteller und Journalist Roberto Saviano widmet sich in seinem Roman nun dem Innenleben Falcones während der letzten zehn Jahre, in denen er nicht nur mehrere hundert Mafiosi verurteilt hat, sondern auch politische Angriffe aushalten musste, so März. Ihr gefällt, dass der Autor große Expertise (und ebenfalls einschlägige Erfahrungen mit der Mafia-Bedrohung) einbringt, sodass der Roman trotz einiger pathetischer Stellen "ein existenzielles Gewicht" bekommt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.03.2024

Insgesamt beeindruckt zeigt sich Rezensentin Christiane Pöhlmann von Roberto Savianos Buch über Giovanni Falcone, einen Juristen, der eine zentrale Rolle im Kampf gegen die italienische Mafia gespielt hatte, insbesondere aufgrund des von ihm organisierten Maxi-Prozess 1986. Erst dadurch rückte, legt Pöhlmann dar, die Macht des organisierten Verbrechens, die auch im politischen Italien lange geleugnet worden war, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit Fiktionalisierung hält sich Saviano zurück, so Pöhlmann, was gelegentlich dazu führt, dass das Buch zu voraussetzungsreich ist, was die verhandelten politisch-historischen Konstellationen betrifft. Dennoch gelingt es dem Autor, meint die Rezensentin, die kriegsähnlichen Dynamiken des Anti-Mafia-Kampfes mit Nachdruck zu vermitteln.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 02.03.2024

Rezensent Marko Martin preist Roberto Savianos neues Buch als überliterarische Leistung, die Giovanni Falcone ins allgemeine Gedächtnis zurückruft. Wie Saviano das macht, detailversessen noch bei den dichtesten institutionellen Kämpfen zwischen Mafia, Justiz, Politik, empathisch in den Passagen, die Falcone als Liebenden zeigen, in gekonnter Kaperung und Verwandlung des Romans zum aufklärerischen Mittel, das gefällt Martin sehr gut. Savianos Sätze sind klar, sein Ansatz umfassend, so Martin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 01.03.2024

Rezensent Hans von Trotha verspricht Spannung mit diesem neuen Roman von Roberto Saviano. Leben und Sterben des Mafia-Richters Falcone behandelt der Autor laut Trotha gewohnt routiniert nach Art einer gut recherchierten, dramaturgisch raffinierten Rekonstruktion der Ereignisse. Wie immer überzeugt Saviano mit detailliertem Wissen, knapp und treffend skizzierten Charakteren und ebensolchen Dialogen. Laut Rezensent ein wuchtiges Erzählen, das den Leser ins Herz von Poltik, Gewalt, Korruption, Intrigen und eines Privatlebens führt, das eigentlich keins mehr war.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.02.2024

Schwer beeindruckt ist Rezensentin Birgit Schönau von Roberto Savianos Buch über den Richter Giovanni Falcone, der im Jahr 1992 Opfer eines Mafiamords wurde. Ein beklemmendes und detailreiches Buch hat Saviano geschrieben, so Schönau, es konzentriert sich auf die letzten zehn Jahre Falcones, daneben kommen jedoch auch andere Anti-Mafia-Kämpfer vor. Eine Biografie des Richters hat Saviano nicht verfasst, stellt die Rezensentin klar, im Zentrum steht die Arbeit, der auch Falcone alles unterordnete. Durchaus komplex wird das Buch für mit dem Thema nicht vertraute Leser insbesondere in der zweiten Hälfte, meint Schönau, wenn Saviano diverse Intrigen in Falcones Umfeld aufarbeitet - aber das gehört eben zur akribischer Arbeitsweise dieses Autors, meint sie. Ein wichtiges Buch auch über das Italien von heute, versichert eine beeindruckte Schönau.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.02.2024

Ein reichhaltiges Buch hat Roberto Saviano geschrieben, so Rezensentin Carolin Gasteiger, aber ist es ein Roman? Schließlich rekonstruiert der Autor, erfahren wir, detailreich ein Leben, nämlich das des Juristen und Mafiajägers Giovanni Falcone, der zahlreichen Kriminellen das Handwerk legte, bevor er im Jahr 1992 durch ein Attentat ums Leben kam. Dem Genre wird, führt Gasteiger aus, in den Passagen gerecht, in dem Saviano sich nicht der öffentlichen Person, sondern dem Menschen Falcone widmet, unter anderem als Ehemann und Entensammler. Saviano betrachtet Falcone als sein Vorbild, was in der Lektüre oft untergründig mitschwingt, etwa wenn es um Überlegungen dazu geht, wie mit der beständigen Todesgefahr im Fadenkreuz der Mafia psychisch umzugehen ist, resümiert der Rezensent. Das detail- und faktenreiche Buch lässt die diversen Stationen Falcones Revue passieren, die Erfolge ebenso wie Rückschläge, und manchmal springt die Erzählung gar in die Perspektive der Mafia. Dramaturgisch ist das sinnvoll, findet Gasteiger. Eine fordernde, aber lohnende Lektüre, so das Fazit.
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