Martha C. Nussbaum

Königreich der Angst

Gedanken zur aktuellen politischen Krise
Cover: Königreich der Angst
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2019
ISBN 9783806238754
Gebunden, 304 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Weltecke. Die aktuelle Stimmung in der westlichen Welt ist gekennzeichnet durch eine scharfe gesellschaftliche Spaltung, eine Rhetorik der Ausgrenzung und die Unfähigkeit der gesellschaftlichen Lager, miteinander zu kommunizieren. Martha Nussbaum nimmt den Kern des Problems in den Blick, der in vielen Analysen zu kurz kommt: Das Politische ist immer auch emotional. Die Globalisierung hat bei zahlreichen Bürgern und Bürgerinnen der westlichen Gesellschaften ein Gefühl der Machtlosigkeit hervorgerufen, das zu Ressentiments und Schuldzuweisungen führt: Schuld an der Misere sollen wahlweise die Immigranten sein, die Muslime, andere 'Rassen', die kulturellen Eliten ... Nussbaum zeigt, dass diese Mechanismen auf allen Seiten des politischen Spektrums am Werk sind - links ebenso wie rechts - und stellt Überlegungen an, wie gespaltene und polarisierte Gesellschaften wieder zusammenfinden könnten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2019

Rezensent Stephan Speicher zeigt sich enttäuscht von Martha Nussbaums Gegenwartsdiagnose. Wenn die Philosophin mit Platon, Lukrez und anderen die grassierende Angst mit als Ursache für Zorn und Neid ausmacht und solche Reaktion kritisiert, vermisst Speicher den sozial-, wirtschafts- und ideengeschichtlichen Kontext. Eine weiterführende Analyse aktueller Krisen ist so laut Speicher nicht zu haben. Nussbaums Predigerinnen-Ton scheint dem Rezensenten nicht nur schwach, sondern politisch gefährlich, weil er Überlegenheit und soziales Desinteresse suggeriert und wiederum Zorn hervorruft.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 05.03.2019

Anne-Kathrin Weber liest gespannt, wie die amerikanische Philosophin Martha Nussbaum im "Königreich der Angst" ihre Theorie der politischen Emotion weiterentwickelt und sich gegen die sich greifende Hysterisierung stemmt. Webers Darstellung zufolge macht Nussbaum auf beiden Seiten des politischen Spektrums eine panisch-apokalytische Stimmung aus. Gegen die große alles umfassende Angst, gegen "Ekel, Zorn und Neid", stellt Nussbaum Verständnis und Mitmenschlichkeit im Allgemeinen, wie Weber erklärt, und im Besonderen eine Art Zivildienst, der junge Menschen mal wieder in Kontakt mit Leuten außerhalb der eigenen Blase bringt. Die Rezensentin geht nicht mit allen Deutungen oder Vorschlägen Nussbaums d'accord, einiges erscheint ihr zu plakativ. Aber das Plädoyer zur Mäßigung scheint ihr zu einem Minimalkonsens zu führen, auf den sich im gegenwärtig aufgeheizten Klima alle einigen sollten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 18.01.2019

Sieglinde Geisel lernt bei der Philosophin Martha Nussbaum, die hier Gandhi, Mandela und Luther King paraphrasiert, Mensch und Meinung zu trennen, Tat und Täter. Anschaulich schildert die Autorin laut Geisel im Anschluss an ihr letztes Buch "Zorn und Vergebung", inwiefern Angst und ihre Erscheinungsformen Zorn, Neid und Ekel die Demokratie in den USA bedrohen. Dass Nussbaum damit sowohl Trumps Wähler als auch ihre Gegner in den Blick nimmt, findet Geisel aufschlussreich. Die Begründung der Angst durch die ökonomische Spaltung des Landes leuchtet der Rezensentin ein, ebenso das von Nussbaum vorgeschlagene Gegengift: die Hoffnung.