Mark Mazower

Hitlers Imperium

Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus
Cover: Hitlers Imperium
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406592713
Gebunden, 666 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Nach Ausdehnung und Bevölkerung übertraf Hitlers Imperium die USA und sollte Basis für die deutsche Weltherrschaft werden. Mazower entwirft ein bestürzendes Bild von der Welt, wie sie nach Vorstellung Hitlers und seiner Anhänger hätte aussehen sollen: Juden, Russen, Polen ausgelöscht oder als Arbeitssklaven eingesetzt; die germanische Rasse herrschend und allein zu Reichtum und Wohlstand berechtigt in einem Großreich vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer. Dass diese Vision schließlich nach den ersten großen militärischen Erfolgen nicht Realität wurde, ist zu einem gewissen Teil auch der totalen deutschen Verkennung der ökonomischen und politischen Notwendigkeiten eines solchen Großreichs zuzuschreiben. Mazower zeigt, wie sich die Nazis mit ihrer Ideologie den eigenen kolonialen Träumen - die nicht genuin faschistisch, sondern geradewegs dem 19. Jahrhundert und dem britischen Weltreich entlehnt waren - selbst im Wege standen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.01.2010

In sehr freundlichem Ton schreibt der rezensierende Historiker Alex Kay über Mark Mazowers Studie "Hitlers Imperium", auch wenn er nicht wirklich ein Urteil über dieses Buch findet. Was Mazowers Blick auf das besetzte Europa von denen anderer Untersuchungen unterscheidet, wird nicht ganz klar, Kay belässt es dabei, einige wichtige Argumente des Buches zu referieren. Offenbar geht es darum, dass das nationalsozialistische Deutschland in den besetzten Länder - abgesehen vielleicht von Frankreich - eine solche "kontraproduktive" Herrschaftsphilosophie an den Tag legte, dass sein europäisches Imperium zwangsläufig untergehen musste. Die Besatzungpolitik in Mittel- und Osteuropa war allein auf gewaltsame Unterdrückung, auf Terror und Mord ausgerichtet, was sich erst durch den gescheiterten Blitzkrieg gegen die Sowjetunion ein wenig ändert: Nun kam auch noch zur Stärkung der Kriegswirtschaft die systematische Ausbeutung hinzu.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.12.2009

Was Hitler in Europa wollte, kann der Rezensent inzwischen auf langen Regalmetern nachlesen. Gerade die Unüberschaubarkeit der Literatur zum Thema, selbst für Experten, lässt Mark Mazowers Versuch einer komprimierten Beschreibung des Wahnsinns von Hitlers Begriff von der Neuordnung Europas in Thomas Speckmanns Augen höchst wagemutig erscheinen. Das Ergebnis allerdings hat Speckmann überzeugt. Die Komposition hält er für elegant, und Mazowers zielgenaue Kontextualisierung von Hitlers Plänen in die Weltgeschichte macht ihn staunen. Der Rezensent lernt, dass Carl Schmitt vorwegnahm, was Hitler hinsichtlich Deutschlands als des einzigen europäischen Hegemons in Europa äußerte, aber auch, wie unrealistisch solche Vorstellungen waren.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.11.2009

Einen sehr ungewöhnlichen, sehr kühlen und ausgesprochen aufschlussreichen Ansatz hat sich Mark Mazower für seine Studie zur NS-Herrschaft über Europa ausgesucht, wenn man dem Rezensenten Herfried Münkler folgt. Mazower vergleicht darin das Dritte Reich und seine Besatzungspolitik mit anderen großen Imperien, dem Britischen etwa oder dem Habsburger. Und er misst die Ergebnisse der nationalsozialistischen Imperialpolitik an ihren eigenen Zielen. Dabei kommt er zu dem Schluss, erfahren wir Rezensenten, dass die Nazis alles falsch machten, was sie falsch machen konnten. Da sich Hitler allein auf die Kriegführung konzentrierte, vernachlässigte er, den besetzten Ländern im Westen etwa eine politische Perspektive zu geben. Im Osten führte der grausame Vernichtungsfeldzug zur Niederlage des Krieges, nicht der kalte Winter, fasst Münkler zum Beispiel eine wichtige Erkenntnis Mazowers zusammen. Auch die Vernichtung der europäischen Juden erklärt sich laut Münkler für Mazower aus der Tatsache, dass eine Imperialmaschinerie heiß lief, die eigentlich kein Ziel hatte. Münkler staunt, wie viel Neues es über die Nazi-Herrschaft in Europa noch zu lernen gibt.