Kritisches Wörterbuch

Cover: Kritisches Wörterbuch
Merve Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783883962078
Kartoniert, 96 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

Herausgegeben und aus dem Französischen von Rainer Maria Kiesow und Hennig Schmidgen. Mit Beiträgen von Georges Bataille, Carl Einstein, Marcel Griaule, Michel Leiris, Georges Henri Riviere und anderen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.11.2005

Als "Antiwörterbuch" charakterisiert Rezensent Felix Philipp Ingold dieses erstmals in einer deutschen Ausgabe vorliegende "Kritische Wörterbuch", das ursprünglich in den Jahren 1929-1931 als Sonderrubrik der Pariser Kulturzeitschrift "Documents" erschienen war und Beiträge von Georges Bataille, Carl Einstein, Michel Leiris und anderen versammelt. Dem surrealistischen Geist seiner Entstehung gemäß handelt es sich nach Auskunft Ingolds keinesfalls um ein Wörterbuch der "üblichen Sorte". Er sieht das Ziel des Unternehmen darin, "die Wörter aus ihrer konventionellen Begrifflichkeit herauszulösen, sie dem Rausch preiszugeben, ihnen neues Leben einzuhauchen". Begriffe wie Spucke und Staub, Engel und Wolkenkratzer, aber auch Mensch und Museum werden teils ironisch (pseudowissenschaftlich), teils poetisch abgehandelt, manchmal in einem längeren Essay, dann in zwei, drei Sätze oder einem Zitat. Allerdings durchkreuzen zum Bedauern des Rezensenten die Übersetzung sowie diverse begleitende Texte die eigentliche Intention des Werks. In ihrer "angestrengten Schulmeisterlichkeit" erzeugten sie nämlich "wieder nur jenen akademischen Staub", "den Bataille und seine Freunde doch eigentlich wegpusten wollten".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.08.2005

Das "Kritische Wörterbuch", das Kolumnen von Georges Bataille, Carl Einstein, Marcel Griaule, Michel Leiris und anderen versammelt, die zwischen 1929 und 1930 in der Zeitschrift "Documents" erschienen, hat Rezensent Eberhard Rathgeb bestens gefallen. Besonders die "Erotik der Sprache" und das "poetisch-philosophische Staunen" sind ihm Grund zur Freude. Er würdigt Batailles "kindlichen Blick", der sämtliche Wörterbuch-Einträge präge, "die wie erste, aber gleich souverän weltneugierige Gehversuche anmuten." Als Einträge nennt er unter anderem Architektur, Nachtigall, Absolut, Materialismus, Metapher, Black Birds, Mensch, Auge, Kamel, Kulte, Unglück, Staub, Reptilien, Talkie, Schlachthof, Fabrikschornstein, Krustentiere, Metamorphose, Spucke. Die Frische und Poesie des "Kritischen Wörterbuch" sind nach Rathgebs Einschätzung bei den Intellektuellen, auch als eine Folge von 68 Geschichte, verloren gegangen. "Die Geschichte der Intellektuellen, die sich der Aufklärung verschrieben haben", klagt er, "wird sich als eine Geschichte des Sprachverlusts beschreiben lassen".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2005

"Trouvaillen, Surrealismen und Denkexperimente" findet Ursula Pia Jauch in diesem "Kritischen Wörterbuch". Versammelt sind die Beiträge der Rubrik "Dictionnaire Critique", für die Georges Bataille in der 1929 und 1930 erschienenen Zeitschrift Documents zuständig war. Formal erinnerten die Beiträge an eine Enzyklopädie, inhaltlich dagegen seien alle möglichen und unmöglichen Dinge versammelt und dies ohne den Anspruch der reinen Wissensvermittlung. Für den heutigen Leser sei es schwierig, alle enthaltenen Anspielungen zu verstehen, doch dankenswerterweise haben die Herausgeber dem Leser einen "Kritischen Apparat" an die Hand gegeben, der das Verständnis erleichtert, wofür sich der Rezensent ausdrücklich bedankt.
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