Katajun Amirpur

Den Islam neu denken

Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte
Cover: Den Islam neu denken
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406644450
Broschiert, 255 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Dem Islam wird oft nachgesagt, er habe den Anschluss an Moderne und Aufklärung verpasst - ein Irrtum, wie Katajun Amirpur zeigt. Sie stellt die einflussreichsten Erneuerer des Islams vor, die sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen und dabei immer mehr Anhänger in Orient und Okzident finden. Sie wollen die Deutungshoheit über den Islam nicht den Fundamentalisten überlassen und setzen dem Dschihad gegen die Ungläubigen ihren eigenen Dschihad für mehr Freiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter entgegen. Zur Sprache kommen unter anderem der ägyptische Korangelehrte Abu Zaid, der durch die Zwangsscheidung von seiner Frau bekannt wurde, und die amerikanische Frauenrechtlerin Amina Wadud, die mit der Leitung eines Freitagsgebets - als erste Frau überhaupt - weltweit Aufsehen erregte.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.10.2013

Angelika Neuwirth, selbst Arabistin und Koranexpertin, findet, man könne die Bedeutung von Büchern wie "Den Islam neu denken" von Katajun Amirpur gar nicht genug betonen. Die Professorin für islamische Studien hat darin die Ansichten von sechs Korangelehrten versammelt, deren Theorien allesamt auf eine Modernisierung des Islam gerichtet sind, ohne einem Abfall vom Glauben das Wort zu reden, berichtet die Rezensentin, zwei Schiiten sind darunter und vier Sunniten, vier Männer und zwei Frauen. Die zentrale Frage ist, ob der Koran als eindeutige und wörtlich zu nehmende Weisung zu verstehen ist, und die einhellige Antwort lautet: nein!, erklärt Neuwirth. Der Koran ist vielmehr vieldeutig, seine Sprache ist menschliche Sprache, und die ist historisch, also lässt sich auch erst aus dem historischen Kontext die ethische Tendenz des Islam verstehen, fasst die Rezensentin zusammen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.06.2013

Katajun Amirpurs Buch über das islamische Reformdenken findet die hier rezensierende Soziologin Necla Kelek durchaus interessant. Allerdings wiederholt schon der Klappentext eine Ansicht, die in ihren Augen ein Missverständnis darstellt: die Auffassung nämlich, es gebe wirklich einen modernen Islam, der mit den Gedanken der Demokratie und Gleichberichtigung der Geschlechter vereinbar wäre. Amirpurs Überblick über das islamische Reformdenken und ihre Porträts von einigen zeitgenössischen islamischen Theologen und Theologinnen findet sie aufschlussreich, auch wenn sie einzelne politische Auffassungen der Autorin nicht teilen mag und sogar für unverständlich hält. Aus dem Buch spricht für Kelek letztlich "Wunschdenken". Denn für sie ist klar: das von Amirpur vorgestellte islamische Reformdenken spielt in der Wirklichkeit der islamischen Welt so gut wie keine Rolle. Entfalten kann es sich nur im Exil, in den säkularen Demokratien.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.06.2013

Rudolph Chimelli bekundet vorsichtige Skepsis bezüglich einer möglichen Vereinbarkeit des Islam mit Demokratie und der Gleichberechtigung der Geschlechter. Nichtsdestoweniger schätzt er Katajun Amirpurs Buch, das einen guten Überblick über die diversen islamischen Reformbemühungen seit dem 19. Jahrhundert gibt. Er attestiert der Islamwissenschaftlerin, die Schwierigkeiten genau zu kennen. Im Mittelpunkt des Buchs sieht Chimelli sechs Porträts von islamischen Reformern und Reformerinnen, deren Denken die Autorin vorstellt. Er unterstreicht, dass die Sympathien der Autorin bei den Reformen liegen, hält aber zugleich fest, dass sie nicht zu einem "ungerechtfertigten Optimismus" hinsichtlich der Mehrheitsfähigkeit eines reformierten Islam neigt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.06.2013

Alexandra Senfft begrüßt Katajun Amirpur Buch über islamische Reformdenker. Die deutschiranische Islamwissenschaftlerin und Journalistin macht den Leser mit Denkern und Denkerinnen bekannt, die eine Erneuerung des Islam anstreben und sich für Demokratie und die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzen. Damit bildet das Buch für Senfft auch ein Gegengewicht zu der oft eher negativen Sicht des Islams, die viele Menschen in den westlichen Gesellschaften haben. Überzeugend klärt die Autorin für sie über die Tradition des Reformislam seit dem 19. Jahrhundert auf, porträtiert islamische Reformerinnen und Reformen und analysiert deren Denkansätze. Das Resümee der Rezensentin: ein facettenreicher und wichtiger Einblick in die Vielfalt der islamischen Welt heute.