Jacob Burckhardt

Geschichte des Revolutionszeitalters

Kritische Gesamtausgabe, Band 28
Cover: Geschichte des Revolutionszeitalters
C.H. Beck Verlag, München 2009
ISBN 9783406591860
Gebunden, 1683 Seiten, 268,00 EUR

Klappentext

In Kooperation mit dem Schwabe Verlag. Im Geschichtsbild Jacob Burckhardts kommt der Französischen Revolution ein zentraler Stellenwert zu. Sie bildet für ihn den düsteren Auftakt zur Geschichte seiner eigenen Zeit, öffnet dem Historiker aber auch die Augen für die bewegenden Kräfte der Geschichte überhaupt. Der neue Band der Jacob Burckhardt Werke macht erstmals Burckhardts Sicht auf die Französische Revolution zugänglich. Friedrich der Große und Joseph II. werden darin gleichermaßen als revolutionäre Akteure präsentiert wie Mirabeau, Robespierre und schließlich Napoleon.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.02.2010

Mit Freuden zeigt Henning Ritter die nun zum ersten Mal vollständig vorliegende Vorlesung "Geschichte des Revolutionszeitalters" an, eine Vorlesung, die Jacob Burckhardt zwischen 1859 und 1881 insgesamt zwölf Mal hielt. Während der Wortlaut der Vorlesung, den die Studenten von Burckhardt in jenen Jahren zu hören bekamen, vor mehr als 30 Jahren publiziert wurde, liegt nun erstmals das gesamte, im Lauf der Jahren immer mehr angewachsene Textkonvolut vor, das dem Basler Historiker als Grundlage diente, erklärt der Rezensent. Sehr überrascht stellt Ritter fest, dass es sich dabei vor allem um Exzerpte zeitgenössischer historiografischer Literatur handelt, deren Zusammenstellung er gleichwohl - zumindest wenn es sich um deutschsprachige Zitate handelt -  den spezifischen Burckhardt-Ton abzulauschen vermeint. Insbesondere die Einleitungen, mit denen Burckhardt seine Vorlesungen eröffnet und in denen er nicht nur immer aufs Neue zu fassen sucht, was das Wesen des Revolutionszeitalters ausmacht, sondern wie es in seine eigene Zeit hinein wirkt, findet der Rezensent sehr aufschlussreich. Der Historiker sah mit der Revolution sowohl Unsicherheit als auch "Glücksgefühl" aufkommen, wobei er der Geschichtsschreibung die unmögliche Aufgabe zuschrieb, mit dem Zeitalter der Revolution etwas zu beschreiben, an dem sie selbst noch Anteil hatte, so Ritter.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.12.2009

Als eine Sensation wertet der auf einer ganzen Seite und gewohnt gelehrt rezensierende Gustav Seibt diese Edition und sieht in ihr sogar ein neues Hauptwerk Jacob Burckhardts geschaffen, mehr als hundert Jahre nach dem Tod des großen Schweizer Historikers. Dass sich die Berliner Historikergruppe um Wolfgang Hardtwig überhaupt an die Herausgabe gewagt haben, kann Seibt gar nicht hoch genug veranschlagen, schließlich galten Burckhardts Vorlesungsmanuskripte zur Epoche der Revolutionen als nicht edierbar. Aus einem Grundtext und einer über Jahrzehnte gewachsenen Masse von Notaten und Beiblättern bestand dieses "vieltausendseitige Konvolut", berichtet Seibt, der immer nachvollziehbar und lesbar fand, wie die Herausgeber dieses Textmassiv bewältigt haben. Überhaupt Burckhardt! Seibt verehrt ihn als den "interessantesten, gedankenreichsten der großen deutschsprachigen Historiker" des 19. Jahrhunderts, seinen Scharfsinn, seine Ironie, seinen Humor kann er gar nicht genug preisen. Und auch wenn es uns heute vielleicht etwas fremd anmutet, wie sehr sich Burckhardt dem Fortschrittsbegriff der Revolution verschließt und sie durchgängig als historische Krise im Sinne eines "beschleunigten Prozesses" begreift, so sehr hat ihn dieser gegenrevolutionäre Standpunkt doch nie abgeschreckt: Im Gegenteil. Wenn Burckhardt vom revolutionären Terror erzählt, von Napoleons Russlandfeldzug und den gewaltigen Völkerschlachten, dann spürt Seibt, wozu auch die "aufgeklärte Menschennatur" fähig ist. Und er erlebt es dank Burckhardts klarer und sanfter Stimme wieder, dieses "Staunen, das sich immer wieder zum Schaudern steigert".
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