Thomas Steinfeld

Goethe

Porträt eines Lebens, Bild einer Zeit
Cover: Goethe
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783737100595
Gebunden, 784 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Als Goethe im Jahr 1832 starb, hatten die Französische Revolution, die napoleonischen Kriege und die Industrialisierung Europa von Grund auf verändert. Thomas Steinfeld erzählt Goethe neu - als einen Menschen, in dessen Leben und Werk sich die Umbrüche jener Zeit auf einzigartige Weise spiegeln: beginnend mit der Kindheit in Frankfurt und den Studienjahren in Leipzig und Straßburg, über die Phase des poetischen Aufbruchs bis hin zum "Faust", zur "Farbenlehre" und zum "West-östlichen Divan". Auch das Herzogtum Sachsen-Weimar rückt in ein neues Licht, als eine intellektuelle Landschaft von großer Bedeutung für die Philosophie, die Medizin oder die Physik. Goethe tritt in den vertrauten Rollen des Dichters, Theatermachers oder Reisenden auf, aber auch in den weniger bekannten des Politikers, Kriegsbeobachters und Naturforschers. Steinfeld zeichnet das Bild eines Intellektuellen, der nichts schreiben konnte, ohne zugleich das Gegenteil zu denken, eines Konservativen, der sich stets auf der Höhe der Zeit befand - und eines klugen, neugierigen, aber auch einsamen Menschen, der einige der schönsten und tiefsten Werke schrieb, die es in der deutschen Literatur gibt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2024

Rezensent Florian Balke schwelgt in Thomas Steinfelds Goethe-Biografie, als wärs die letzte. Bürgerliche Hagiografien soll der Leser nicht fürchten, rät er und stürzt sich in Steinfelds Versuch, den Dichter als subversiven Mephisto zu zeichnen. Das gelingt laut Rezensent überzeugend, pointiert und kenntnisreich und lesbar. Die vielen Quellennachweise stören gar nicht, stellt Balke verwundert fest, und auch nicht das Fehlen der ein oder anderen Nuance.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2024

Goethe steht auf dem Spiel. Wird sich sein Nimbus ins 21. Jahrhundert herüber retten lassen? Das ist die Eingangsfrage in Kai Sinas Kritik. Thomas Steinfelds Buch scheint ihm jedenfalls als ein geeigneter Wegweiser zu einem neuen Goethe-Bild. Sina sieht diese Biografie sozusagen als Parallelaktion zur kostspieligen Neugestaltung des Goethe-Hauses in Weimar, die das Goethe-Bild ebenfalls modernisieren soll. Goethe erscheint Sina in dieser Biografie nicht mehr als der entrückte "Olympier" und auch nicht - à la Safranski - als gelungenes Beispiel einer Verschmelzung von Leben und Werk, sondern einerseits menschlicher, sozusagen schlechter gelaunt, auch banaler mit "Neigung zu Missmut, Bitterkeit, Resignation". Andererseits aber auch als ein Katalysator, der Steinfeld etwa zu einer "hochkonzentrierten Kulturgeschichte" der Stadt Weimar anregt und der umgeben ist von Figuren, die durch Steinfeld eine Ehrenrettung erfahren, etwa den getreuen Eckermann. Besonders wichtig erscheint Sina am Ende, dass Steinfeld Goethe - und zwar mit einem Ausdruck Goethes selbst - als ein "être collectif" begreift, als einen, den keine Tendenz seines Zeitalters unberührt lässt. Und gerade hierin besteht für Sina die Modernität dieser Biografie und Goethes selbst.