Hugo Ball

Hugo Ball: Sämtliche Werke und Briefe, Band 10

Briefe 1904 - 1927 (in 3 Bänden)
Cover: Hugo Ball: Sämtliche Werke und Briefe, Band 10
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892447016
Gebunden, 1816 Seiten, 124,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zu Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Hugo-Ball-Gesellschaft, Pirmasens. Band 10 (in 3 Teilen) herausgegeben und kommentiert von Gerhard Schaub und Ernst Teubner. Die Edition ist die erste kritische, philologisch zuverlässige und vollständige Ausgabe des Briefwerks von Hugo Ball (1886-1927) - Dada-Begründer in Zürich und erster Hermann-Hesse-Biograf. Sie umfasst knapp 800 Briefe aus den Jahren 1904 bis 1927, die ausführlich kommentiert sind. Erstmals konnten dabei zahlreiche Gegenbriefe von Adressaten berücksichtigt und die bisher unzugänglichen, unveröffentlichten Tagebücher aus den Jahren 1921 bis 1927 ausgewertet werden. Die Briefe werfen Schlaglichter auf die historischen Avantgardebewegungen Expressionismus und Dada, auf die literarische und politische Opposition gegen den Krieg im Schweizer Exil und auf die Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik. Briefpartner wie Wassily Kandinsky, Kurt Wolff, Rene Schickele, Tristan Tzara, Hans Arp, Hermann Hesse, C. G. Jung und Carl Schmitt stecken das weite künstlerisch-intellektuelle Umfeld ab, in dem sich Ball bewegte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.08.2004

Eberhard Rathgeb bespricht eine dreibändige Briefausgabe Hugo Balls sowie einen Band mit Korrespondenz zwischen Hermann Hesse, Hugo Ball und seiner Frau Emmy Ball-Hennings, und sie erscheinen ihm wie "frische Blumen" auf dem "Grab" des heute kaum mehr beachteten Hugo Ball, der unter großen finanziellen Sorgen an seinem literarischen Lebenswerk schrieb und 1927 mit 41 Jahren an Magenkrebs schrieb. Rathgeb nutzt die Rezension, um eingehend über das Leben, das Ball mit seiner Ehefrau Emmy im Tessin führte, zu erzählen, wobei er auf den Inhalt der Briefe jedoch im Einzelnen kaum eingeht. Allerdings schreibt er, dass die Briefe weniger die ganze "Fülle" der intellektuellen "Landschaft" Balls, als die "Kargheit einer kleinen Landkarte" zeigen. Insgesamt aber hat Rathgeb den Eindruck, dass diese dreibändige Briefedition vor allem den "Philologen" dienen wird.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2004

Der Rezensent Roman Bucheli ist sehr angetan von dieser dreiteiligen Briefedition von Hugo Ball. Ihm gefällt vor allem, dass der Leser einen tieferen Einblick in das intellektuelle Schaffen des Dichters erhält, der gemeinhin immer nur mit dem Dadaismus assoziiert wird. Doch die wechselhafte Biografie Hugo Balls weist auch noch ganz andere Stationen auf: So durchlebte er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Phase der Kriegsbegeisterung, nach der Hochzeit des Dadaismus engagierte er sich dagegen in der links-revolutionären Presse, um sich danach vor allem mit religionsphilosophischen Fragen zu beschäftigen. Dass sich diese verschiedene Episoden "zu einem nuancenreichen und immer komplexer gewirkten Gewebe" verbinden, ist dem "mit großer Umsicht erarbeiteter Kommentarteil" zu diesem Briefwechel zu verdanken. Das besondere Verdienst dieser Edition ist nach Buchelis Meinung, dass sie Balls "intellektuelle Physiognomie" offen legt, "die ihren Schwerpunkt weit jenseits des Dadaismus hatte".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.02.2004

Hugo Ball schreibt man die Erfindung des Namen DADA zu, auch wenn die anderen Mitglieder des Cabaret Voltaire diese ebenso für sich beanspruchten. Rezensentin Hannelore Schlaffer findet jedenfalls Hugo Balls Erklärung des kindlichen Gestammels am einleuchtendsten. Seine Briefe liegen nun in einer vollständigen Edition vor, die nach Schlaffer vor allem den Literaten als gewitzten Taktiker und Verkaufsstrategen zeigen. Das ist doppelt desillusionierend, gesteht Schlaffer, weil sie zum einen den nüchternen beziehungsweise harten Schriftstelleralltag zeigten und zum anderen bewiesen, dass Schreiben alles andere als ein einträglicher Beruf sei. So mancher Brief war ein Bettelbrief, fügt Schlaffer hinzu. Die Briefe geben ihrer Meinung nach das bewegte Leben dieses radikalen Schriftstellers nur ansatzweise wieder; um so mehr sei der Leser darauf angewiesen, zwischen dem Kommentarband, der etwa die Hälfte der Edition einnimmt, und den Briefen hin- und herzuspringen, meint Schlaffer. Und um so bedauerlicher findet sie, dass sich Herausgeber Schaub zu schade gewesen sei, in seinem Nachwort unerlässliche Informationen zum Autor zu liefern und sich stattdessen mit der Prüfung von Briefstilen hervortue, was ihrer Meinung nach eher in einen literaturwissenschaftliches Seminar passen würde. Zur Einführung in eine Edition schlicht "untauglich", schreibt Schlaffer.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2003

Jürgen Busche fragt sich zu Beginn seiner Besprechung des neuen Bandes mit den Briefen Hugo Balls, der den Umfang der 1957 publizierten Korrespondenz erheblich übertrifft, ob so ein "Aufwand" überhaupt lohnt. Statt einer platte Antwort stellt er nun eingehend den Werdegang und die Werke von Hugo Ball vor, der im Lauf seines Lebens Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Schriftsteller und Journalist war und Briefwechsel mit Carl Schmitt, Ernst Bloch und Hermann Hesse unterhielt. Auf die Briefe dieses Bandes geht der Rezensent hingegen nicht weiter ein, dennoch entsteht der Eindruck, dass eine Lektüre gewinnbringend ist, da sie Freundschaften und Gedanken des Intellektuellen, der unter anderem Mitbegründer des Dadaismus in Deutschland war, beleuchten.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.12.2003

In den Augen von Thomas Kling war Hugo Ball nicht nur der kreative Kopf der Zürcher Dadaisten, sondern auch ihr konsequentester. Er konnte schrecklich ungerecht sein, aber auch sehr hellsichtig. So schrieb Ball in einem Brief im September 1916, wie Kling zitiert, "ich erkläre hiermit, dass aller Expressionismus, Dadaismus und andere Mismen schlimmste Bourgeoisie sind. Alles Bourgeoisie, alles Bourgeoisie. Übel, übel, übel." Nach dem Ende des Zürcher Dadaismus tat Ball sich, wie Kling erzählt, als Autor von kulturhistorischen Schriften hervor - und als Verteidiger des katholischen Glaubens, zu dem er nach einer Generalbeichte konvertiert war. Den Wert der Briefe sieht der Rezensent mithin eher in der Person Hugo Balls als in der Edition. Diese nämlich tadelt er als "in Belangen der Avantgarde unterbelichtet". Auch halten sich die Kommentare für seinen Geschmack mit viel Unerheblichem auf. "Trotzdem: Die Briefe sind empfehlenswert."